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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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schrecklich leid, daß das passiert ist, Mr. Lam. Das Grundstück, das Miss Ingrim Ihnen verkauft hat, ist leider schon vergeben. Damit Ihre Enttäuschung jedoch nicht allzu groß ist, wollen wir Ihnen gern entgegenkommen.«
    Sie löste ihren Blick von der Karte und sah mich an, wobei sie ihre Lippen bewegte und die Augenlider auf- und zuklappte.
    »Wir haben hier ein Grundstück, das siebenhundertundfünfzig Dollar mehr kostet als das, was Sie sich ausgesucht hatten. Es hat auch viel mehr Vorzüge. Der Käufer ist jedoch von dem Vertrag zurückgetreten, nachdem er schon einen Teil des Kaufpreises bezahlt hatte. Ich werde Ihnen daher das Grundstück zu dem gleichen Preis lassen, den das von Ihnen ausgesuchte gekostet hätte.«
    Sie zog einen Quittungsblock hervor und sagte: »Ich werde Ihnen die Anzahlung auf das andere Grundstück bestätigen, das ich Ihnen eben auf der Karte gezeigt habe.« Und zu Mary Ingrim gewandt, sagte sie: »Stellen Sie für Mr. Lam einen neuen Vertrag auf Grundstück drei in Block neunzehn aus, Miss Ingrim. Und achten Sie darauf, daß Kaufpreis und Anzahlung die gleichen sind, wie sie vorhin vereinbart wurden.«
    Einen Augenblick herrschte Stille. Mary Ingrim warf mir einen verzweifelten Blick zu, nahm ein vorgedrucktes Vertragsformular und spannte es in die Maschine.
    Ich schüttelte den Kopf. »Dieses Grundstück will ich nicht haben, Miss Worley. Ich bestehe darauf, daß es bei dem bleibt, das in meinem Vertrag festgehalten ist.«
    »Es tut mir aufrichtig leid, Mr. Lam, aber dieses Grundstück war bereits vergeben, bevor Sie den Vertrag abgeschlossen haben.«
    »Bis ich alle Zahlungen geleistet habe, wird es vielleicht wieder verfügbar sein, und dann werden Sie wohl auch bereit sein, den Vertrag zu erfüllen.«
    »Aber Mr. Lam, ich verstehe Sie nicht. Das andere Grundstück ist unvergleichlich günstiger. Es hat eine höhere Lage und eine schönere Aussicht. Es...«
    »Wenn ich das Grundstück nicht bekommen kann, das ich vorhin gekauft habe, dann will ich überhaupt keins.«
    »Das wird uns viel Scherereien machen, Mr. Lam.«
    »Tut mir sehr leid, ich möchte dieses Grundstück haben, aber kein anderes.«
    »Da werde ich mit Mr. Ballwin telefonieren müssen und ihn fragen, was eigentlich mit dem Grundstück los ist. Auf seinem Schreibtisch liegt jedenfalls eine Aktennotiz, die besagt, daß darüber disponiert sei.«
    »Das ist nicht meine Schuld.«
    Ihre Stimme wurde eisig. »Nun gut«, sagte sie, »ich werde mit Mr. Ballwin telefonieren.« Damit ging sie in das Chefbüro zurück.
    Mary Ingrim sah mich mit dankbaren Augen an.
    »Was soll das ganze Theater?« fragte ich.
    »Es existiert überhaupt keine Aktennotiz auf Mr. Ballwins Schreibtisch«, sagte sie. »Ich wußte vorher, daß sie unseren Vertrag umzustoßen versuchen würde.«
    »Warum eigentlich?«
    »Weil sie dann mit Ihnen einen neuen Kontrakt über ein anderes Grundstück hätte abschließen können - und dann wäre es eben nicht mein, sondern ihr Verkauf gewesen. Die alten Verträge hätte sie zerrissen, und in den neuen wäre sie als Verkäuferin gewesen.«
    »Meinen Sie, daß sie das für ihr Ansehen notwendig hat? Was bedeutet schon der eine Verkauf?«
    »Sie gönnt ihn mir einfach nicht.«
    Ich lächelte ihr beruhigend zu und sagte: »Gut, das habe ich verstanden. Ich werde fest bleiben.«
    Sie schien einen Augenblick nach Worten zu suchen. Dann warf sie mir lächelnd ein Kußhändchen zu.
    Es war eine Geste stiller Dankbarkeit und wirkte ein bißchen ungeschickt, so, als habe sie selten Gelegenheit, einem Mann liebevoll zu danken.
    Die Tür zu Mr. Ballwins Büro öffnete sich. Ethel Worley kam heraus und sagte kaltschnäuzig: »Es geht in Ordnung, Mr. Lam. Ich mußte erst Mr. Ballwin an den Apparat rufen lassen, um seine Zustimmung einzuholen. Sie können das gewünschte Grundstück haben.«
    Ich streckte meine Hand nach dem Vertrag und der Quittung aus. Sie schob mir beides mit einer Gebärde hin, als wenn ich Knoblauch gegessen hätte und einen üblen Duft verbreitete.
    »Haben Sie mit Mr. Ballwin persönlich gesprochen?« fragte ich.
    Sie nickte.
    »Wie geht es ihm denn heute morgen?«
    »Sehr gut«, sagte sie eisig.
    »Das freut mich ganz besonders«, sagte ich. »Gestern hatte man noch recht wenig Hoffnung, daß er durchkommen würde.«
    »Wieso das?« fragte sie scharf.
    »Weil er gestern abend vergiftet wurde«, sagte ich.
    Ich bemerkte, wie alle Farbe aus ihrem Gesicht wich. Ihre Hände klammerten sich um die

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