Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
wieder einigermaßen, und ich konnte das Bild der sonnenüberfluteten Straße mit den parkenden Autos überblicken. Mein Wagen stand noch an der gleichen Stelle, an der ich ihn verlassen hatte.
    Kräftig schüttelte ich meinen Kopf, um ihn ganz freizubekommen, mußte dabei aber feststellen, daß doch noch nicht alles wieder in Ordnung war. Die letzten Stufen hinter mir lassend, schritt ich zu meinem Wagen hinüber und stieg ein.

15

    Am Union-Bahnhof fand ich nach einigem Hin- und Herkurven doch noch einen Parkplatz.
    Niemand schien mir zu folgen.
    Im grellen Sonnenschein ging ich auf dem sengenden Bürgersteig zum Bahnhofseingang zurück, mischte mich unter die wenigen Leute, die gerade den Bahnhof betraten, und in der Halle bahnte ich mir einen Weg zu dem umlagerten Erfrischungsstand.
    Ich kaufte mir eine Flasche Coca und nahm zwei Aspirintabletten ein.
    Kein Mensch schien irgendwie Notiz von mir zu nehmen.
    Mich umgab das durchaus normale geschäftige Getriebe, das zu dieser Tageszeit kein besonders großes Ausmaß auf Bahnhöfen anzunehmen pflegt. Die zahlreichen Morgenzüge hatten den Strom der Fahrgäste bereits vor einigen Stunden in die Stadt ergossen, und bevor nicht die Nachmittags- und Abendzüge ihre in alle Himmelsrichtungen führenden Fahrten begannen, war nicht mit einem Überfluten des Bahnhofgeländes zu rechnen.
    Ich fand eine leere Telefonzelle und rief meinen Buchmacher an.
    »Welche Quote bringt >Fair Lady< heute nachmittag im zweiten Rennen bei Ihnen?« fragte ich.
    »Fünf zu eins - wollen Sie ihr noch was mitgeben?«
    »Hundert Eier.«
    Er ließ einen leisen Pfiff vernehmen. »Das ist doch ein ziemlicher Brocken für Sie, Lam.«
    »Nur ein Draufgänger kann eine faire Lady gewinnen!«
    »Noch so eine Wette in dieser Höhe, und die Quote fällt auf zwei zu eins«, sagte der Buchmacher. »Ich glaube, Sie haben das Pferd nur des schönklingenden Namens wegen ’rausgepiekt. In Ordnung, Ihr Point ist notiert. Guten Tag.«
    Ich trat aus der Telefonzelle.
    Nach wie vor zeigte niemand Interesse für das, was ich tat.
    Nun schritt ich langsam in die Nähe der Paketschließfächer und peilte die Lage vor Nr. 23. Doch niemand fiel mir auf, der die Schließfächer unter Beobachtung hielt.
    Ich holte tief Luft und erinnerte mich daran, was ich eben zu dem Buchmacher gesagt hatte: >Nur ein Draufgänger kann... <
    Schnell nahm ich den Schlüssel aus der Tasche, schritt direkt auf das Schließfach zu und steckte den Schlüssel ins Schloß.
    Er ließ sich jedoch nur halb hineinstecken. Da bemerkte ich das kleine Schild über dem Schloß, auf dem zu lesen stand, daß die Benutzungsgebühr zehn Cent für zwölf Stunden betrage. Eine Inanspruchnahme weiterer zwölf Stunden kostete noch einmal zehn Cent.
    Ich schob einen Zehner in den Zahlschlitz und vernahm das Klicken, mit dem die Uhr das Schloß freigab.
    Nun drehte ich den Schlüssel herum und öffnete das Schließfach.
    Es war leer.
    Ich steckte meinen rechten Arm hinein und tastete die ganze Bodenfläche ab. Dann bückte ich mich so weit herunter, bis sich mein Kopf mit dem Schließfach auf gleicher Höhe befand und ich innen jeden Zentimeter übersehen konnte.
    Nichts, rein gar nichts befand sich darin.
    Ich schloß die Tür wieder zu, ließ den Schlüssel stecken und entfernte mich vom Bahnhof.

16

    Ich hatte gehofft, Bertha wäre heute zur üblichen Zeit zum Lunch gegangen.
    Diese Hoffnung erwies sich jedoch als trügerisch.
    Unsere neue Empfangsdame sagte zu mir: »Mrs. Cool möchte Sie sofort sprechen. Sie wartet bereits in ihrem Büro auf Sie.«
    »Schon gut«, sagte ich. »Ich werde gleich zu ihr gehen.«
    »Ich werde sie von Ihrem Kommen verständigen.«
    »Nein, lassen Sie das bitte. In einer Minute gehe ich selbst zu ihr.«
    »Aber Mrs. Cool wollte sofort Bescheid haben, wenn Sie kommen.«
    Die Kleine sah mich mit gerunzelter Stirn an und erweckte den Eindruck, als wollte sie jeden Augenblick zu weinen anfangen.
    Ich lachte und sagte: »Na gut, gehen Sie schon hinein und melden Sie Mrs. Cool mein Kommen, wenn Sie durchaus nicht anders können.« Dann ging ich in mein Arbeitszimmer.
    Elsie Brand empfing mich mit den Worten: »Mein Gott, Donald, Sie sehen ja ganz ramponiert aus. Was ist denn nur passiert?«
    »Ich habe ein ziemliches Ding abbekommen.«
    »Fällt es Ihnen schwer, jetzt darüber zu sprechen?«
    » Ja, ich bin in großer Eile.«
    Ich bemerkte das Mitgefühl in ihren Augen und erklärte ihr daher kurz: »Irgend jemand hat mir ein Ding

Weitere Kostenlose Bücher