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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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auf den Hinterkopf verpaßt. Davon habe ich noch immer Kopfschmerzen, und mein Rückgrat scheint ein Brett geworden zu sein.«
    Die Tür wurde auf gestoßen, und Berthas Redeschwall ertönte: »Du, häßlicher, kleiner Vogel. Was denkst du dir eigentlich dabei, wenn du dich immer aus dem Staube machst, sobald eine Sache für dich brenzlig wird?«
    »Ich bin wegen des Falles unterwegs gewesen.«
    »>Wegen des Falles unterwegs gewesen<, daß ich nicht kichere«, schrie Bertha mich an. »Du bist nicht einmal mehr im Bilde, um welchen Fall es überhaupt geht. Scheinbar bist du noch immer bei deinem gestrigen Reinfall. Was ist das nur für eine Zusammenarbeit! Was betreiben wir eigentlich für ein Geschäft? Nicht einmal erreichen können wir uns, wenn so dicke Luft wie heute herrscht. Warum, zum Teufel, meldest du dich nicht bei mir, warum sagst du nicht, wo du so lange steckst?«
    Ich setzte mich hinter meinen Schreibtisch in den Drehstuhl, lehnte mich zurück und streckte die Beine von mir. Als die Stuhllehne gegen mein Rückgrat drückte, zuckte ich zusammen.
    »Was ist los mit dir?« fragte Bertha.
    »Er hat Kopfschmerzen«, antwortete Elsie Brand.
    »Kopfschmerzen!« kreischte Bertha, zu Elsie gewandt. »Kopfschmerzen? Was glaubt er denn, was ich habe?«
    Ich sagte zu Bertha: »Sei endlich still. Ich muß nachdenken.«
    »Nachdenken möchtest du? Du weißt ja nicht einmal, worüber.«
    »Also gut«, erwiderte ich müde, »dann sag du mir, worüber ich nachdenken soll. Das werde ich mir lieber anhören als dein Geschrei, mit dem du mir Löcher ins Trommelfell bohrst. Nun schieß schon los. Worüber soll ich also nachdenken?«
    »Unsere Klientin sitzt in der Tinte«, fing Bertha an. »Sie braucht dringend unsere Hilfe, und zwar sofort. Sie hockt mir hier auf der Pelle, und ich kann sie kaum noch trösten.«
    »Welche Klientin meinst du?«
    »Bist du unter die Spinner gegangen?«
    »Noch nicht. Ich möchte lediglich wissen, von welcher Klientin du redest.«
    »Immer von derselben - von Carlotta Hanford.«
    »Wo brennt’s denn?«
    »Sie steckt bis zum Hals im Schlamassel. Du sollst ihr schleunigst helfen. Was denkst du denn, was sie sonst von uns wollen könnte? Warum glaubst du wohl, hat sie jeden Cent, den sie auftreiben konnte, mir auf den Tisch gelegt? Fünfhundertfünfundachtzig Dollar! Hübsches Sümmchen, wie?«
    »Nicht schlecht!«
    »Erst wollte sie wieder nur zweihundertundfünfzig ’rausrücken, nachdem ich sie aber etwas in die Zange genommen hatte, habe ich sie doch um fünfhundertfünfundachtzig Eier leichter machen können. Dabei mußte ich die ganze Zeit über die Uhr im Auge behalten und ihr tolle Geschichten erzählen, damit sie glaubt, daß du ein Genie von Detektiv bist. Und als ich dann endlich das Geld und sie ihre Quittung hatte, da war ich auch am Ende meines Lateins. Ich wußte kaum noch, wie ich über die Runden kommen sollte. Es ist scheußlich, einen Laden zu führen, wenn man nichts zu verkaufen hat.«
    »Warum hast du denn nicht selbst den Fall in die Hand genommen?« fragte ich sie.
    »>Selbst in die Hand genommen!<« fauchte Bertha mich an. »Hab’ ich ihn denn nicht in die Hand genommen? Ist das etwa keine Leistung, ihr statt zweihundertundfünfzig nun fünfhundertfünfundachtzig Piepen abgeknöpft zu haben? Was soll also dein Geschwätz! Wenn das nach deiner Meinung eine Kleinigkeit ist, dann kannst du ja das nächste Mal die Monetenpresse bedienen.«
    »Was steht auf der Quittung, Bertha?«
    »Daß wir fünfhundertfünfundachtzig Dollar erhalten haben.«
    »Und wofür?«
    »Für die Wahrnehmung der Interessen Carlotta Hanfords.«
    »Das hättest du lieber nicht tun sollen.«
    »Ah, ich verstehe. Dir gefällt wohl ihre Haarfarbe nicht, wie?«
    »Du hättest dich vorher genau erkundigen sollen, worum es sich bei ihr neuerdings handelt, bevor wir in einer solchen Sache unseren Kopf hinhalten.«
    »Es handelt sich darum, daß die Kleine in einen falschen Verdacht geraten ist.«
    »Und wer verdächtigt sie ungerechtfertigterweise?«
    »Das sollst du ja gerade herausfinden.«
    »Und wie wurde es inszeniert?«
    »Indem man ihr erfundene Beschuldigungen unterstellt. Und dieser Sellers fällt mir allmählich auch auf die Nerven. In jedem sieht er nur noch einen Verbrecher.«
    »Wo ist denn die Hanford jetzt?«
    »Es gelang mir, sie zum Lunch zu schicken. Ich habe sie, solange es nur ging, damit hinzuhalten versucht, daß du bald zurückkommen würdest. Mein Gott, war ich durchgedreht. Keine

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