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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Zigarette konnte ich mehr zu Ende rauchen.«
    Während Bertha sich zu neuen Ausfällen sammelte, herrschte ein paar Sekunden Ruhe im Zimmer.
    »Frank Sellers hat in dem Ballwinschen Haus tüchtig herumge-schnüffelt. Und was meinst du, hat er dabei zutage gefördert?«
    »Nun?«
    »Eine Mokkatasse, an der noch etwas vergiftete Anchovispaste klebte.«
    »Wo hat er sie entdeckt?«
    »In der Anrichte.«
    »Ich sagte: »Über dieses Beweisstück wird er sich riesig freuen. Das ist eine neue Feder an Sellers’ Hut. Laß mich jetzt bitte zehn Minuten allein, Bertha. Nur zehn Minuten, damit ich in Ruhe hier über etwas nachdenken kann. Danach werde ich mich mit der Mokkatasse befassen.«
    »Zehn Minuten!« jammerte Bertha. »Hast du nicht den ganzen Morgen Zeit zum Nachdenken gehabt?
    Sie kann jede Minute zurückkommen«, fuhr Bertha fort. »Ich hatte ihr nahegelegt, sie solle deiner Sekretärin die Einzelheiten der Vorfälle diktieren, nur um sie hinzuhalten und natürlich auch, damit wir alles schwarz auf weiß haben. Hierzu war sie jedoch nicht zu bewegen, sie ist zu aufgeregt und will endlich Taten von uns sehen und... «
    Ich unterbrach Bertha: »Ich muß unbedingt zehn Minuten Zeit zum Überlegen haben. Es ist jetzt eine Komplikation entstanden. Ich sehe einige Zusammenhänge und muß prüfen, ob sie sich wirklich ineinanderfügen lassen. Und außerdem muß ich in ein paar Minuten der Polizei ein längere Geschichte erzählen.«
    Es wurde an die Tür gepkopft, und die etwas schreckhafte Sekretärin steckte ihren Kopf durch den Türspalt und fragte: »Störe ich?«
    Bertha wollte sie gerade anfahren, aber die schüchterne Kleine schlüpfte durch die Tür und flüsterte: »Miss Hanford ist draußen und gebärdet sich wie wild. Ich wußte nicht, was ich tun sollte.«
    »Bringen Sie sie ’rein«, befahl Bertha.
    »In zehn Minuten, Bertha«, sagte ich. »Geh solange mit ihr in dein Zimmer und leiste ihr noch etwas Gesellschaft.«
    »Ich habe sie heute schon lange genug hingehalten«, wetterte Bertha.
    Sie schob die eingeschüchterte Sekretärin beiseite, riß die Tür auf und sagte mit honigsüßer Stimme: »Ah, Miss Hanford, schon wieder zurück? Haben Sie gut gespeist? Ich habe mich gerade mit Mr. Lam über Ihren Fall eingehend unterhalten. Er kam, kurz nachdem Sie zum Lunch gingen. Ich versuchte noch, Sie im Treppenhaus zu erreichen, aber Sie hatten schon die Pförtnerloge passiert. Treten Sie bitte näher, Mr. Lam möchte mit Ihnen die neue Entwicklung Ihres Falles durchsprechen. Er wird Sie in einen Plan einweihen, den wir inzwischen entwickelt haben.«
    Carlotta Hanford schritt nun auf meinen Schreibtisch zu. Die Sekretärin zog sich durch die halbgeöffnete Tür zurück, und Bertha schloß die Tür zu meinem Zimmer hinter ihr zu. Carlotta lächelte mich an: »Da sind Sie ja endlich«, rief sie aus.
    »Freut midi, Sie wiederzusehen, Miss Hanford«, erwiderte ich.
    Sie setzte sich in den Stuhl, der für unsere Besucher bestimmt war, und schlug graziös die Beine übereinander.
    Ich schloß die Augen.
    »Er denkt nur etwas nach«, sagte Bertha flüsternd zu ihr.
    Ich hörte ein leises Rascheln, als Carlotta ihren Rock zurechtzog, um die Stellung ihrer Beine ein wenig zu verändern.
    »Nun«, sagte Miss Hanford nach einer Pause, »wie ist es um Ihre Ermittlungen bestellt? Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?«
    Wieder schaltete sich Bertha ein: »Mr. Lam möchte gern, daß Sie ihm die jüngsten Ereignisse einmal persönlich schildern. Er legt auf Ihre wörtliche Darlegung großen Wert.«
    »Aber ich habe doch alles, was ich überhaupt weiß, ganz ausführlich berichtet. Haben Sie Mr. Lam nicht genau informiert?«
    »Natürlich. Aber nicht über alle Einzelheiten«, sagte Bertha. »Er möchte es eben aus Ihrem Munde hören, vielleicht am besten bei einer Tasse Tee - nicht wahr, mein Lieber?«
    »Gut, fangen wir an«, sagte ich.
    Carlotta seufite: »Nur handelt es sich in meinem Fall nicht um eine Teetasse, sondern eine Mokkatasse. Irgend jemand will aus mir einen Sündenbock machen.«
    »Ja, es sieht ganz danach aus«, sekundierte Bertha.
    »Und das trifft mich natürlich hart.«
    »Das kann ich mir gut vorstellen, meine Liebe. Erzählen Sie Mr. Lam jetzt von der Teetasse.«
    »Von der Mokkatasse«, berichtigte Miss Hanford Bertha. »Dieser ekelhafte, überall herumschnüffelnde, spöttische Inspektor Sellers! «
    »Ich verstehe Ihre Gefühlsausbrüche durchaus«, sagte Bertha begütigend.
    »Er hat so lange die

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