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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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achtgeben.«
    Elsie Brand sah mich mitleidvoll an, als ich an ihr vorbeiging, die Tür öffnete und zur Seite trat, um Carlotta zuerst durchzulassen.
    Mit kurzen, doch recht schnellen Schritten trabte sie vor mir her. einem Rennpferd gleich, das auf- und davongaloppieren möchte, aber von seinem Reiter noch zurückgehalten wird.

    Wir fuhren im Fahrstuhl hinunter, und ich führte sie über die Straße zu dem Parkplatz, auf dem der Wagen unserer Agentur stand.
    »Wie weit ist es zu Ihrer Wohnung?« fragte sie.
    »Wir fahren nicht zu meiner Wohnung.«
    »Wie bitte, hörte ich richtig?«
    Ich sagte: »Seien Sie nicht so kindisch. Bertha Cool ist an und für sich ein famoser Kerl, aber in der Beurteilung dieser Sache liegt sie schief. Es ist mir zu gefährlich, und ich möchte nicht ihrer Diskretion ausgesetzt sein.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Angenommen, Bertha entschlüpft aus reinem Versehen ein unüberlegtes Wort, und die Polizei würde erfahren, wo Sie stecken?«
    »So indiskret wird Mrs. Cool doch nicht sein, nicht wahr?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Warum bringen Sie mich dann nicht doch in Ihre Wohnung?«
    »Das Risiko kann ich mir einfach nicht leisten. Ich nehme zwar nicht an, daß Bertha die Katze aus dem Sack läßt, aber falls es ihr dennoch passieren sollte, so würde ich mir meinen Leichtsinn niemals verzeihen. Und Sie könnten mir mit vollem Recht deswegen Vorwürfe machen.«
    »Wohin fahren wir nun?«
    »In ein Hotel.«
    »Muß das sein?«
    »Aus mehreren Gründen«, sagte ich. »Einmal möchte ich verhindern, daß Sie sich unter einem falschen Namen eintragen müssen. Das könnte, falls es zu einer Anklage gegen Sie kommen sollte, unter anderem auch als ein Eingeständnis Ihrer Schuld ausgelegt werden.«
    »Man sammelt doch schon Beweismaterial gegen mich.«
    »Gerade deswegen können Sie es sich nicht leisten, einfach zu fliehen oder gar illegal zu leben. Das würde Sie schwer belasten, nachdem man Sie dann doch irgendwo aufgegriffen hat.«
    »Was haben Sie also mit mir vor?«
    »Ich werde Sie in einem Hotel absetzen und mich so aufspielen, als gehörten noch mehrere Personen zu unserer Gesellschaft. Ich werde mich unter meinem richtigen Namen als >Donald Lam und Freunde< eintragen und auch die genaue Nummer meines Autos angeben. Sollten wir entdeckt werden, so werde ich erklären, daß ich nur meinen Plan verwirklichen wollte, der vorsieht, alle Zeugen zusammenzuziehen, um die einzelnen Darstellungen zum Fall Ballwin besser miteinander vergleichen beziehungsweise den Wahrheitsgehalt der Aussagen abwägen zu können. Diesen Ort wählte ich, damit wir ungestört in der Sache vorankommen. Sie habe ich als erste Zeugin dahin gebracht und mich sofort wieder auf den Weg gemacht, um weitere Zeugen herbeizuholen. Bertha und ich hatten die Absicht, mit der Befragung aller Zeugen am späten Nachmittag zu beginnen.«
    Miss Hanford dachte darüber nach und sagte dann: »Sie scheinen doch einen sechsten Sinn zu haben. Die Idee ist ausgezeichnet.«
    »Sie sind also damit einverstanden?«
    »Ja, so dürfte es glatt vonstatten gehen.«
    Ich gab Gas. Als sie die Nähte ihrer Strümpfe geradezog, sagte ich zu ihr: » Sellers hat genügend Beweise in der Hand, um Sie zu verhaften. Die Tatsache, daß er Sie doch noch frei herumlaufen läßt, deutet darauf hin, daß er eine Falle aufgestellt hat. Wir haben alle Veranlassung, vorsichtig zu sein.«
    »Disponieren Sie so, wie Sie es für richtig halten, Donald.«
    Ich nickte nur und fuhr gedankenversunken weiter.
    »Was ist heute nur mit Ihnen los?« fragte sie nach einer längeren Pause. »Beim letzten Male haben Sie sich immerhin noch etwas für mich - außerhalb des Falles - interessiert... Warum auf einmal so zugeknöpft.«
    »Ich habe elende Kopfschmerzen.«
    »Oh, das tut mir aber leid.«
    Ich wandte meinen Blick von der Fahrbahn ab und sah zu ihr hinüber.
    Sie lächelte mich verständnisvoll an. »Die Ausrede habe auch ich schon oft angewandt.« '
    Ich erwiderte ihr: »Bei mir handelt es sich um traumatische Kopfschmerzen.«
    »Was sind denn das für welche?«
    »Das sind Kopfschmerzen, die durch Gewaltanwendung hervorgerufen werden.«
    »Heißt das, daß man auf Sie eingeschlagen hat?«
    »Ja, und zwar genau auf den Hinterkopf.«
    »Wann war denn das?«
    »Vor ein paar Stunden.«
    »Und warum hat man Sie geschlagen?«
    »Ich glaube, meine Anwesenheit war nicht erwünscht.«
    Nun hüllte sie sich in Schweigen. Ich fuhr über eine Brücke, die uns von den

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