Der Schwimmer: Roman (German Edition)
zwei dem Arzt und zwei dem Apotheker in Siófok. Mihály klemmte die Kisten auf Virágs Motorrad, band sie mit einem Gummi fest, eine vor dem Lenker und eine hinter dem Sitz, und Virág fuhr die schlechten Straßen am See entlang und hinterließ eine Spur aus Trauben.
Die Trauben wurden nicht weniger, wie viele wir auch aßen oder wegbrachten und verschenkten. Die Zeitungen auf den Böden, Treppen und Schränken blieben bedeckt wie am Anfang. Wir hängten die Trauben an unsere Ohren, legten sie auf unsere Scheitel, auf unsere Stirn und balancierten sie mit vorgeschobenen Becken auf unseren Bäuchen. Isti warf mit Trauben nach mir, wenn er wütend war, Virág knüpfte Beeren aneinander und legte sie als Kette um ihren Hals, Tamás steckte sie in seine Nasenlöcher, Mihály klemmte eine Beere wie ein Monokel vor sein Auge, und mein Vater ließ sie über seine Handrücken springen, an den Wurzeln seiner Finger, von Knochen zu Knochen, so wie Mihály es manchmal mit einer Münze tat. Wir ließen diese Dinge erst sein, als Ági bat, hört auf damit, und ich glaube, wir taten es nur, weil ihre Stimme dabei blasser und leiser klang als sonst.
Als Tamás und Mihály zurück nach Budapest fuhren, jeder beladen mit mehreren Pappkartons voller Trauben, und es Virág zum ersten Mal, wie sie sagte, schmerzte, die beiden nicht zu sehen, kam ein Unwetter, von dem man noch lange sprach, nicht nur am See. Als der Wind die Scheiben eingedrückt und die Töpfe von der Wand gefegt hatte, verließ mein Vater die Sommerküche und setzte sich zu uns ins Zimmer, wo Ági vor dem Fenster betete, während der Wind rund um den See Dächer abdeckte, Regenrinnen fortriß, Fässer umstieß und die Blätter über Nacht von den Bäumen blies. Ich glaubte, der Wind würde auch uns wegtragen, uns, und das Haus.
Als Isti wieder zum See durfte und im Zickzack die Straße hinablief, weil der Wind mal von der einen, mal von der anderen Seite blies, hatte ich immer noch Angst, der Sturm erwischte ihn und nähme ihn mit. Isti hielt nicht einmal seine Kapuze fest, nicht einmal seinen Schal, dessen Enden vor ihm flatterten, als solle Isti an ihnen weggezogen werden. Der Wind blies und pfiff auch die nächsten Tage, zerrte an den Läden, peitschte den Regen gegen die Fenster, und Virág sagte, ohne Blätter sehen die Bäume aus wie Besen, als könne man den Himmel mit ihnen kehren. Wenn jetzt noch etwas polterte, draußen im Hof, in der Sommerküche, unter dem Dach, über unseren Köpfen, wenn etwas fiel und zerbrach, kümmerten wir uns nicht mehr darum, wir blieben einfach sitzen.
Ich ging mit Ági erst ums Haus und sammelte Scherben ein, als mein Vater sagte, der Sturm sei vorbei, und von diesen Scherben bewahrte ich zwei, drei auf und versteckte sie auf dem Dachboden hinter einem Balken. Isti schob den Dreck mit einem Rechen zusammen und hängte die Läden wieder ein, so gut er konnte. Virág sprach mit den Arbeitern unten im Dorf, damit sie das Dach reparierten, und Zoltán räumte die Töpfe in der Sommerküche von einer Seite auf die andere und stapelte sie zu schiefen Türmen, bis Ági sagte, er solle zurück ins Haus gehen. Mein Vater saß in diesen Tagen unten am See an der Anlegestelle, wo jetzt kaum noch Schiffe abfuhren. Sobald das Kartenhäuschen am Nachmittag schloß, saß er dort allein, auf der Mole, mit angezogenen Knien, um die er seine Arme geschlungen hatte, und rauchte. Es war ihm gleich, ob es regnete und er naß wurde, ob der Wind an seinen Kleidern zerrte. Er saß und rauchte und schaute auf den See, der jetzt grau war, grau und bedeckt mit Schaum. Wenn es dunkel wurde, gab mir Ági ihren Schirm und sagte, ich solle zum See hinuntergehen und meinen Vater holen, und jedesmal schimpfte sie auf ihn, weil er sich benahm wie Onkel Zoltán, ohne einen Grund zu haben, und weil man im Dorf schon gefragt hatte, warum mein Vater jetzt, bei diesem Wetter, unten am See auf der Mole sitze.
Ich wußte nicht, ob dieses Sitzen am Wasser mit dem Brief zu tun hatte, aber es fällt in diese Zeit, in die Zeit des Briefes, wie wir sie später nannten, Ági, Virág, Isti und ich. Nachdem Mihály und Tamás abgereist waren, war Virág jeden Morgen, noch bevor sie ihren Kaffee trank, vor zum Tor gelaufen, um zu sehen, ob Post gekommen war, ob Mihály sein Versprechen zu schreiben halten würde, und an dem Vormittag, als der Wind angefangen hatte, die ersten Blätter wegzufegen, und man gesagt hatte, es würde ein Unwetter geben, schlimmer als im
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