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Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Titel: Der Schwimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zsuzsa Bánk
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nehmen. Sie sagte, das Trinkgeld sei gut gewesen in den letzten Tagen, und bitte, sie sollten es annehmen. Dann umarmten sie sich, schauten hoch zu den Fenstern über den Zügen, die Wirtin zog die Vorhänge zu, als sei es etwas, was sie jeden Morgen, immer zu dieser Uhrzeit machte, bevor sie ihre Wohnung verließ. Vali winkte hoch zu ihr, um ihr zu zeigen: wir sehen dich, und die Wirtin ging einen Schritt zurück.

    Als der Zug losfuhr, dachten sie noch einmal daran, wie ihre Stiefel dort standen, auf einem Teppich, in einem dunklen Flur, und wie die Wirtin über sie stolpern würde, wenn sie die Tür öffnete und hinaustrat. Meine Mutter legte den Kopf an Valis Schulter und sagte, sie habe genug von Zügen, besonders von diesen frühen Zügen, von denen sie nie wüßte, wohin sie fahren, ob irgendwohin. Vali mußte ihr versprechen, daß sie danach für eine Weile in keinen Zug, in keinen Bus mehr steigen, sondern einfach an einem Ort bleiben würden, ganz gleich, was geschehen würde, ganz gleich, was sie erwartete, und an jenem Vormittag, in jenem Zug in Richtung Süden, fragte Vali meine Mutter zum letzten Mal, was soll aus uns werden, Kata Ringlos?

Rózsa.
    Máté Pál hatte am Telefon gesagt, er würde sie abholen, aber erst am Abend würde er kommen können, erst nach seiner Arbeit in der Fabrik, und so hatten meine Mutter und Vali den ganzen Tag im Bahnhof dieser fremden Stadt gewartet, am letzten Gleis, dreiundzwanzig, vielleicht vierundzwanzig, dort, wo sie sich mit Pál verabredet hatten, hinter den einfahrenden Zügen. Sie hatten auf die Zeiger der Bahnhofsuhr geschaut, die sich an diesem Tag langsam bewegt hatten, auf die Tauben über ihren Köpfen und die Abdrücke nasser Schuhe auf dem Bahnsteig. Sie hatten die Züge gezählt, erst alle, dann nur noch die aus den großen Städten, und das Geräusch eines bremsenden Zuges hatte sich ihnen so eingeprägt, daß sie es noch in den Nächten darauf, im Schlaf und im Traum gehört hatten. Jede Bewegung auf den Anzeigen, jede Tafel, jede Schrift, jedes Gesicht in diesem Bahnhof hatten sie betrachtet, das wechselnde Licht in den Fenstern, gelb gegen Mittag, blau am Nachmittag, und rot, als es Abend wurde. Sie hatten nicht daran gedacht, den Bahnhof zu verlassen, hinaus ins Freie zu gehen und durch die Stadt zu spazieren, eine Brücke zu suchen, einen Fluß, irgendwas. Vielleicht waren sie nicht gegangen, weil sie Angst hatten, Pál zu verpassen, vielleicht auch nur, weil sie gewußt hatten, ein Bahnhof ist der beste Ort für einen Anfang.

    Ist es ein Anfang gewesen, Rózsa?, fragte Ági, und meine Großmutter sagte, ja, meine Mutter und Vali gingen immer noch, jetzt, Jahre später, in diese Fabrik, in der Pál und Árpi Arbeit für sie besorgt hatten. Am Fließband würden sie stehen und Tabletten verpacken, erzählte sie, immer fünf in eine Dose aus grünem Kunststoff. Auf eine bestimmte Zahl müßten sie kommen, an jedem Tag, aber sie seien schnell genug, besonders Vali sei es, und ihre Hände könnten sie schon im Schlaf so bewegen, als würden sie Tabletten abfüllen. Selbst wenn sie vom vielen Schauen erblinden sollten, sagte Großmutter, selbst dann könnten sie es noch.

    Zoltán stand auf, öffnete die Kredenztür, holte seine Tabletten aus einer Schublade, kleine gelbe Kugeln in einer Dose aus grünem Kunststoff, die er vor uns auf den Tisch stellte. Virág nahm das Döschen in die Hand, zwischen zwei Finger, schüttelte es, bis die Kugeln darin tanzten, mit einem Klack-Klack, hielt es Isti dicht vor die Augen, als sei es etwas, das er sich genau ansehen müsse, und stellte es dann zurück zwischen unsere Tassen, wo es stehenblieb, weil keiner wagte, es wegzunehmen, auch in den nächsten Tagen nicht, auch dann nicht, wenn der Tisch abgeräumt wurde, wenn ihn jemand abwischte, wenn jemand ein Tuch auf ihm ausbreitete, weil er neu gedeckt wurde. Isti achtete darauf, daß es so blieb. Er saß in der Nähe des Tisches, starrte auf das Döschen, und Zoltán ging nicht länger zur Kredenz, wenn er seine Tabletten brauchte, er nahm sie vom Tisch und stellte sie wieder dorthin, so als sei es nie anders gewesen.

    Sie hatten wenig Geld, fuhr Großmutter fort, trotzdem waren sie an den Abenden mit der Tram in die Stadt gefahren und ins Kino gegangen, mit Großmutter, die sich zuerst geweigert hatte, weil Vali und meine Mutter kein Geld dafür ausgeben sollten, wie sie gesagt hatte, nicht fürs Kino, schon gar nicht für einen Film, bei dem sie nicht ein Wort

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