Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Titel: Der Schwimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zsuzsa Bánk
Vom Netzwerk:
Morgen sprach Ági von einem Wunder, weil die Mauern standen und das Dach nur an den Seiten eingefallen war, und mein Vater sagte, ja, aber es klang nicht so, als würde er glauben, es sei ein Wunder, und dabei lief er über die Trümmer, und keiner rief ihm zu, er solle aufpassen und sich nicht schneiden, an diesen scharfen Kanten. Er kletterte über Putz, über Steine, Schranktüren, Tischbeine, über Scherben aus Glas, aus Ton, aus allem, was es in diesem Haus gegeben hatte, stieß sie beiseite, fluchte, nichts als Dreck, nichts als Kohlestücke, und als Zoltán vorschlug, sie zum Heizen für den Winter aufzuheben, sagte mein Vater, du bist ein Idiot, Zoltán, du bist ein armer kleiner Idiot, aber er sagte es ohne Bedauern, er sagte es in einem Ton, den nur Isti und ich kannten und von dem wir gedacht hatten, er sei nur für uns.
    Der Wein, den sie aus den Fässern über die Fliesen gegossen hatten, war verdampft, geblieben war etwas, in das Isti mit seinen Füßen Kreise zog, etwas wie dunkle Marmelade, die wir morgens auf unsere Hörnchen gaben. Ági schimpfte, Isti solle aufhören damit und besser anfangen, die Glasscherben unter den Fensterrahmen zusammenzukehren, überhaupt alles zusammenzukehren, und als Isti sagte, es geht nicht, alle Besen sind verbrannt, erwiderte Ági, dann laß dir etwas einfallen, nimm deine Hände oder Füße, mir ist egal was, und Zoltán solle er mitnehmen, fuhr sie fort, damit er nicht länger in der ausgebrannten Küche stehe und huste, sie könne diesen Husten nicht ertragen, und Isti ging, zusammen mit Zoltán, fand etwas draußen im Weinberg und fing an, die Reste zusammenzuschieben, stemmte hin und wieder seine Hände in die Hüften, atmete laut und wischte sich über die Stirn, so wie er es bei anderen gesehen hatte.

    Virág stand in der Tür zu ihrem Zimmer, hatte ihre Hände auf den Rahmen gelegt, rechts und links auf Schulterhöhe, schaute auf den Rest Bett, Kissen und Federn, den Rest Teppich darunter, und es dauerte, bis sie zu Isti sagte, auch hier solle er alles zusammenfegen. Mihály und mein Vater suchten Glutnester, und wenn sie eins fanden, gossen sie Wasser darüber und warteten, bis kein Rot mehr zu sehen war. Was von den Schränken übrig war, warfen sie zum Fenster hinaus in den Garten, dazu alles, was in der Küche geblieben war, Wäsche, Töpfe, Gläser aus der Speis und Gardinen, die auf den Böden lagen. Ági stand neben ihnen, mit schwarzen Händen und Füßen und einem Gesicht voller dunkler Flecken, und manchmal hob sie etwas hoch, drehte und wendete es, und dann sagte sie, sie komme nicht darauf, was es gewesen war, beim besten Willen komme sie nicht darauf.

    An der Stiege erklärte mein Vater, wir dürften nicht mehr hoch unters Dach, der Boden würde unter unseren Füßen einbrechen, schon allein unter Istis Füßen. Er hielt Isti an den Schultern, fragte, hast du mich verstanden?, und Isti nickte, aber es war uns gleich, wir kletterten hoch, sobald die anderen draußen waren, sobald sie anfingen, die Sommerküche für die Nacht herzurichten und die Reben abzutasten, dort, wo das Feuer gelöscht worden war. An den Seiten hatte das Dach die Sicht auf den Himmel freigegeben, auf ein Blau, das sich jetzt, zwischen den Balken, in schmalen Streifen zeigte. Ich faßte Isti unter den Armen, hob ihn hoch, weil er ans Holz greifen und es noch einmal hören wollte. Er legte seine Hände auf die Balken über uns, dicht nebeneinander, und ließ seine Stirn auf die ausgestreckten Arme fallen. Was hörst du?, fragte ich, und Isti antwortete, nichts mehr. Bevor wir hinabstiegen, malte er Buchstaben in den Ruß, er sagte, etwas müsse er zurücklassen, wenigstens zwei Worte, und dann schrieb er ein bis bald in den Schmutz, und wir kletterten die Stiege hinab und gingen durchs leere Haus, das größer geworden war, viel größer, ohne Stühle, ohne Schränke, ohne Fenster. Isti lief die Größe des Tisches ab, vier Schritte hoch, zwei Schritte zur Seite und wieder vier Schritte zurück, dort, wo der Tisch gestanden hatte und wo wir gesessen hatten, noch am Abend zuvor. Später, als sich über unseren Köpfen etwas von der Decke löste, fragte unser Vater, seid ihr doch hochgeklettert?, und Isti und ich, wir erwiderten, nein, sind wir nicht, du hast es doch verboten.

    Mihály schaufelte den Dreck vor den Fenstern in Fässer und Eimer und trug ihn vor zur Straße, und Isti und ich, wir halfen ihm dabei. Zoltán lief hinter uns, und wenn wir etwas verloren, hob er es

Weitere Kostenlose Bücher