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Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Titel: Der Schwimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zsuzsa Bánk
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auf und legte es zurück. Zoltán sah nicht aus, als wüßte er, daß es sein Haus war, in dem es gebrannt hatte und das wir ausräumten, vielmehr, als spiele er mit Isti und mir ein Spiel, bei dem wir die vollen Eimer so tragen mußten, daß nichts auf den Boden fiel, und bei dem es Punkte für Zoltán gab, wenn es doch geschah. Hinter der Straße, wo Virág auf uns wartete, kippten wir die Eimer Schutt in den Graben. Virág sagte, sie weigere sich, uns zu helfen, zuschauen würde sie uns dabei, nicht mehr, durch ihre Hände würde nicht eine Scherbe in diesen Graben wandern, und später, als wir die letzten Eimer brachten, sagte sie, wie kleine Soldaten seht ihr aus, du und Isti, wie kleine Soldaten. Sie schaute auf die Trümmer und fragte, was machen wir damit?, und Isti sagte, wir verbrennen es einfach, und dann fingen wir an zu lachen, so laut, daß Ági zum Tor gelaufen kam und schrie, schämt ihr euch nicht, so laut zu lachen.

    Obwohl Mihály darauf bestanden hatte, daß wir unten am See blieben, wenigstens so lange, bis man wieder ins Haus konnte, schliefen wir in den nächsten Nächten in der Sommerküche auf zwei Liegen und auf dem Boden. Später schlief mein Vater unter freiem Himmel, er sagte, er habe zuviel Rauch und Ruß geschluckt, er müsse draußen an der Luft bleiben, und Isti und ich, wir durften neben ihm schlafen, auf einer Decke, von der aus wir zum Haus schauten, das seine gelbe Farbe verloren hatte. Ab und an kam Virág aus der Sommerküche, lief vor zum Haus, fegte mit den bloßen Füßen Dreck beiseite und legte ihre Hände an die Mauer. Immer löste sich dabei etwas, das an ihren Fingern klebenblieb, und Virág kam zurück und hielt ihre Hände vor unsere Augen. Ich weiß nicht, warum sie das tat, was sie uns zeigen wollte, vielleicht bloß den Putz, ich weiß es nicht.

    Ági und Zoltán wollten auf die andere Seite des Sees ziehen, von der aus weder der Weinberg noch die Reste des Hauses zu sehen sein würden, aber Virág ließ es nicht zu, sie schimpfte, wie wir sie selten schimpfen hörten, und Ági gab nach, weil sie keine Kraft hatte, dagegenzuhalten, wie sie erklärte, und fortan blieben wir in einem halben, vielleicht in einem Drittel Haus, mit einem eingefallenen Dach, das schon bald niemanden mehr störte, auch Ági nicht, die sagte, irgendwann würde es schon irgendwer ausbessern. Schlimmer schien ihr, daß die Schränke verbrannt waren und mit ihnen alle Stoffe und daß sie und Virág abends ihre Kleider in einer Schüssel auswaschen mußten, um sie am nächsten Tag wieder anzuziehen, und daß sie immer so aussahen, als würden sie zum Tanz gehen, hinunter an den See, in dieses Lokal, das sie gar nicht mochten.

    Nach dem Feuer hatte sich der Putz von den Wänden gelöst, und was nicht abgefallen war, hatte Mihály mit einem Hammer weggeklopft, bis sich die Steine gezeigt hatten. Virág saß wie zum Trotz zwischen Wänden ohne Farbe und Fenstern ohne Glas, auf einem Stuhl, den sie aus der Sommerküche geholt hatte, und es war ihr gleich, wenn jetzt noch etwas herabfiel, auf ihre Schultern oder auf ihr Haar. Erst als Zoltán Wochen später fragte, warum die Wände so dunkel seien, fingen wir an, sie zu weißen, vermischten den Ruß mit weißer Farbe, bis auf den Wänden ein helles Grau blieb, wie oft wir auch mit den Pinseln darüberfuhren. Virág ließ eine Ecke schwarz, und als Ági fragte, warum willst du dich erinnern, wenn wir es alle vergessen wollen?, sagte Virág, ich will es eben, vielleicht, weil sie auf irgendeine Weise hoffte, Mihály und dieses Feuer gehörten zusammen, weil Mihály uns jetzt wieder häufiger besuchte, abends mit uns auf einer Decke vor der Sommerküche saß, wie bei einem Picknick, und weil er uns jedesmal etwas mitbrachte, von dem er sagte, er habe es gefunden und verrate uns nicht wo, sechs Tassen, zwei Stühle, eine kleine Truhe und wieder zwei Stühle.

    Isti und ich, wir ahnten, daß wir in einem Drittel Haus keinen Platz haben würden, wir wußten es, wenn wir abends vom See zurückkamen, durch den Weinberg tobten und stehenblieben, um aufs Haus zu schauen, in dem Virág, Ági und Zoltán jetzt im Dunkeln saßen, weil Ági verboten hatte, Kerzen anzuzünden. Es würde vorbei sein: der Dachboden, der See, dieses breite Blau, eingepaßt zwischen Grün, die Sommer hier. Wir waren uns sicher, spätestens, als Ági uns vorschlug, in der Sommerküche zu bleiben, und mein Vater dazwischenfuhr, seine Kinder wohnten nicht mit Blick auf eine

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