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Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Titel: Der Schwimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zsuzsa Bánk
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Fliesen, bei jedem Wippen, das Geräusch, wenn mein Vater mit einem Messer unter dem Wachstuch über die Tischkante fuhr, Zoltáns Singsang, bevor er im Sitzen einschlief und einknickte wie ein Zierkissen, und Ágis Ruhe, von der ich weiß, daß sie nur noch gespielt war.

    Ági hatte sich geweigert, mit uns auszugehen, aber Virág hatte nichts gelten lassen, keinen Einwand, keine Ausrede und keinen dieser lauten Seufzer, die Ági jederzeit seufzen konnte. Virág hatte in ein Lokal am See gehen wollen, von dem Zoltán und mein Vater nichts hielten, mit einer Drei-Mann-Kapelle, die auf einem Podest spielte, mit Lichtern an einem Draht und Stühlen, die wir über den Kies schoben und die auf unseren Beinen Streifen in Rot und Weiß zurückließen. Kálmán müsse mit, darauf hatte Ági bestanden, zwei Frauen und zwei Kinder, wie sieht das aus?, hatte sie gefragt, und mein Vater war mitgegangen, vielleicht, weil er Lust hatte, uns zu überraschen, indem er einmal Ja sagte, wenn alle auf das Nein warteten, vielleicht, weil Virág ihn plötzlich dauerte, in diesen Minuten, an diesem einen Abend.
    Virág hatte einen Schal um Ágis Schultern gelegt, hatte Schuhe mit Absätzen ausgesucht, die sie mit einem feuchten Tuch abwischte und vor Ágis Füße stellte, damit sie hineinschlüpfe. Auf der Veranda hatte sie Ági frisiert, mit einem schwarzen Kamm, den sie sich zwischen die Zähne klemmte, jedesmal wenn sie eine Strähne mit kleinen Nadeln aufsteckte, und Ági hatte es geschehen lassen. Auch, daß Virág ihr die Lippen mit einem Stift nachzog, den sie schon vor Jahren unter Handschuhen und Strümpfen in einer Schublade versteckt hatte. Zoltán schlief auf dem Bett, in Hemd und Hose, seit mein Vater und Ági ihn dorthin getragen hatten, weil er eingenickt war und den Kopf neben sein Glas auf das Wachstuch gelegt hatte.

    Ági legte eine Decke über Zoltáns Beine, schloß die Tür hinter sich, hielt den Griff einen Augenblick lang fest, damit die Tür nicht wieder aufsprang, und dann gingen wir los, Isti neben mir, sein Haar mit der spitzen Seite des Kamms gescheitelt, mein Vater neben Ági, in dunklen Hosen und weißem Hemd, mit einer Zigarette im Mundwinkel, die er später erst anzündete, und vor uns Virág, in einigem Abstand, als seien wir Fremde, denen sie den Weg zeigen müsse, mit ihrem tanzenden Schritt, im blauen Kleid, das ihr über die Knie reichte, mit passenden blauen Schuhen, das Haar offen, die Lippen ohne Farbe, und jedesmal wenn sie sich nach uns umdrehte, weil sie glaubte, wir gehen zu langsam, rief Ági, warum scheuchst du uns so.

    Mein Vater tanzte mit Virág auf großen Platten aus Holz, die man auf den Kies gelegt hatte, und er pfiff die Melodien mit, die sie spielten. Seit ihrem ersten Schluck Wein kreisten Virág und mein Vater umeinander, verschränkten die Arme vor der Brust, stemmten die Hände wieder in die Hüften, schoben die rechte, dann die linke Schulter vor, und bei jeder Bewegung trafen sich ihre Blicke genau in der Mitte. Virág drehte sich unter dem Arm meines Vaters, und Ági, Isti und ich, wir saßen unter hellgrünem Licht, tranken Sirup aus hohen Gläsern und schauten mal zu den Tanzenden, mal zur Kapelle, mal aufs Wasser, das sich kaum bewegte und kaum zu hören war. Ági zupfte an ihrem Schal, schob ihre Schuhe durch den Kies und hinterließ darin kleine Gräben. Zwischen leeren Stühlen saß sie so aufrecht, wie sie zu Hause nie saß, und später sagte Isti, ihr Hals sei an diesem Abend länger gewesen als sonst.

    In den Tanzpausen legte sich Isti auf die Mauer, ließ die Arme hängen und spuckte auf Wellen, die unter ihm gelb und grün und rot aussahen, je nachdem, wie das Licht fiel. Mein Vater rauchte, redete mit den Musikern, ließ Wein für sie bringen, stieß mit ihnen an, sang Melodien vor, die sie mit wenigen Griffen nachspielten, und Virág saß neben uns am Tisch und sah aus, als warte sie auf etwas - so wie sie manchmal an der Mole aufs Schiff oder an einer Haltestelle auf den Bus wartete, ihr Kinn etwas zur Brust gezogen, die Beine übereinandergeschlagen.

    Die Mücken störten uns nicht, nicht an diesem Abend, an dem nur wenig später die Glocken im Dorf läuteten und jemand über den Kies gelaufen kam, um uns zu holen. Isti rutschte von der Mauer, Ági sprang auf, die Musiker hörten auf zu spielen, Virág und mein Vater eilten los, mit den Männern aus dem Dorf, und Virág rief uns zu, laßt Ági nicht allein, laßt sie nicht aus den Augen, und Ági schaute

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