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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Yepes laufen würde, und fühlte mich erleichtert, nicht ohne Freunde zu sein.
    Dann trat ich ein. Villena und Enrique waren allein in dem Saal – keine Wächter oder Diener standen hinter ihnen, keine Sekretäre schwirrten herum. Ich straffte die Schultern. Die bloße Tatsache, dass sie das Beisein neugieriger Augen und Ohren ausgeschlossen hatten, verriet mir, dass mir neues Ungemach bevorstand.
    »Du hast mich getäuscht!«, eröffnete mir Enrique ohne jede Vorrede.
    Ich stellte mich seinem Blick. Wieder fiel mir ein, wie schnell, ja, grotesk er sich in seine Verdächtigungen hineinsteigern konnte. »Euch getäuscht?«, fragte ich in gespielter Ruhe. »Inwiefern?«
    »Du hast mich belogen! Du hast gesagt, du würdest mir in allem gehorchen, aber dann hast du hinter meinem Rücken eine Verlobung mit Fernando von Aragón angebahnt. Versuch bitte nicht, das zu leugnen. Wir haben einige von deinen Briefen abgefangen, nach der Lektüre aber wieder versiegelt und weiter zu König Juan bringen lassen.« Er pochte mit einem Finger auf die vergoldete Armlehne seines Throns. »Du bist dem Prinzen offenbar sehr zugetan. Wie du weißt, empfinde auch ich große Zuneigung für ihn, aber dein Verhalten kann ich natürlich nicht durchgehen lassen. Ohne meine Erlaubnis wirst du niemanden heiraten.«
    Villena, der hinter dem Thron stand, grinste.
    Mir verschlug es die Sprache. Sie hatten es herausgefunden. Wie naiv ich gewesen war! Ich hätte wissen müssen, dass sie mich mit Argusaugen beobachten würden. Was würden sie als Nächstes tun? Wie konnte ich der Falle entgehen, die sie mir gestellt hatten?
    Als ich schließlich Worte fand, klang meine Stimme heiser. »Ich bedaure, Euch Kummer bereitet zu haben, aber nach den Bestimmungen unseres Vertrags steht mir das Recht zu …«
    »Nein!«, fuhr mir Enrique über den Mund. »Dir steht kein Recht zu, außer ich räume es dir nach meinem Ermessen ein.« Er musterte mich mit einer eisigen Gefasstheit, die noch bedrohlicher war als seine Wutanfälle. Offenbar hatte er sich auf seine Rache vorbereitet. Er war also viel gerissener, als ihm Freund und Feind zugetraut hatten. Er hatte uns alle zum Narren gehalten.
    »Dieser angebliche Vertrag zwischen uns«, knurrte er, »war eine Farce, eine grobe Beleidigung meiner Würde. Ich hätte den ganzen Verräterhaufen gleich in Haft nehmen lassen sollen. Sie haben mich zum Bettler in meinem eigenen Reich gemacht, mich zu Zugeständnissen an diejenigen gezwungen, die mein Vertrauen missbraucht haben. Sie haben mich gedemütigt.«
    Jetzt gelang es mir nicht mehr, ein Zurückweichen zu vermeiden. Schier übergroß, mit hochgezogenen Schultern, türmte er sich vor mir auf.
    »Dein Bruder hätte auf dem Schafott sterben müssen!«, dröhnte er. »Er ist meinem Zorn entronnen, aber dir, geliebte Schwester, wird das nicht gelingen – nicht, wenn du es wagst, mich noch einmal herauszufordern.«
    Ich vermochte den Blick nicht von ihm abzuwenden, auch dann nicht, als Villena in seinem affektierten Ton sagte: »Der König wurde mit unlauteren Mitteln gezwungen, den Vertrag von Guisando zu unterschreiben. Prinzessin Joanna, seine und seiner Königin Tochter, ist aufgrund des Geburtsrechts die wahre Erbin von Kastilien.«
    »Also haltet Ihr sie wieder einmal für Eure Tochter?«, fragte ich Enrique.
    Mein Halbbruder biss sich auf die Lippe. Er hatte nicht vergessen, was er mir vor Jahren gebeichtet hatte. Doch bevor ich meinen Vorteil nutzen konnte, erklärte Villena: »Allerdings sind wir bereit, Euch in der Thronfolge zu behalten, wenn Ihr Euch willens zeigt, denjenigen Prinzen zu heiraten, den wir für geeignet erachten.«
    »Wir?« Ich starrte ihn fassungslos an.
    »Ja.« Villena trippelte zu einem Beistelltisch, auf dem eine rote Ledermappe lag. Er ergriff sie und wedelte damit in meine Richtung. »Eure Hoheit wird Alfonso V. heiraten, den König von Portugal.«
    Auch wenn seine Ankündigung nicht überraschend kam – die Königin hatte diese Partie schon einmal angeregt –, traf sie mich wie ein Tritt in den Bauch. Enrique hatte denjenigen Weg eingeschlagen, von dem er wusste, dass ich ihn nicht akzeptieren würde. Das wiederum ließ keinen Zweifel daran offen, dass es ihm um Rache ging. Das war ja schlimmer als eine Gefangenschaft! Im Kerker hätte ich zumindest auf Rettung hoffen können. Eine Ehe mit dem portugiesischen König, Juanas Bruder, der wegen seiner Erfolge auf dem schwarzen Kontinent El Africano genannt wurde, war genau das,

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