Der Schwur der Königin
zu nennen. Wenn Ihr es wagt, diese Hochzeit mit Aragón zu betreiben, setzt Ihr Euer Leben aufs Spiel. Der König wird keinen Verrat dulden. Wenn Ihr nicht gehorcht, werdet Ihr die Folgen Eures Tuns zu tragen haben – wie jeder, der Euren ungehörigen Widerstand fördert.«
Ich blinzelte. Sein Speichel hatte mich im Gesicht getroffen. Doch ich starrte ihm ungerührt in die brennenden Augen. »Ihr werdet Eure Worte eines Tages bereuen, edler Marquis.«
Damit ließ ich ihn stehen und schritt zielstrebig zur Tür. »Wenn jemand seine Worte bereuen wird, dann Ihr, Doña Isabella«, schrie Villena mir hinterher.
Ich drehte mich nicht um. In meinem Rücken hörte ich Carrillo bellen: »Raus mit dir, bevor ich dir die Flöhe einzeln aus dem Pelz schneide!« Es folgte ein wütender Streit mit gegenseitigen Beschimpfungen, die aber zum Glück nicht zu mehr als einem Wortgefecht ausarten konnten, denn genau für solch eine Situation waren die Soldaten des Admirals aufgestellt worden.
Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, ließ ich mich mit hämmerndem Herzen gegen die Wand sinken. Mit einem Tuch in der Hand eilte Inés herbei. »Lasst mich Euch das Gesicht abwischen.« Während sie mir den Speichel des Marquis von den Wangen tupfte, hörte ich die gedämpften Rufe der Männer des Admirals, die die Delegation des Königs zur anderen Seite des Saals hinausgeleiteten. Sekunden später kam Carrillo in den Korridor gestürmt. Er war dunkelrot angelaufen, fuchsteufelswild, aber umso belebter. Der Mann schien bei Zwietracht regelrecht aufzublühen.
»Dieser Lustknabe des Königs hat es gewagt, mir damit zu drohen, dass er mit einer Armee zurückkommt und diese Mauern niederreißt! Ha, das soll er ruhig versuchen! Diese hohen, mächtigen Herren haben ja ausgesehen, als wollten sie im nächsten Mauseloch verschwinden.« Er fletschte die Zähne zu einem bewundernden Grinsen. »Ihr habt den Tag gewonnen. Ihr habt ihnen gezeigt, was einen wahren Herrscher ausmacht.«
»Ich herrsche noch nicht.« Ich blickte an ihm vorbei zum Admiral, der auf der Schwelle wartete. Seine Miene verriet weit weniger Begeisterung. Er hatte bereits erfasst, was uns bevorstand. Ihm war genauso klar wie mir, dass wir es uns nicht mehr leisten konnten, Villenas Drohungen zu ignorieren. Wenn er zurückkehrte, würde er mit Sicherheit eine Armee dabeihaben – und einen Befehl zu meiner Ergreifung.
»Ich kann mir keinen Verzug mehr leisten«, erklärte ich, an Carrillo gewandt. »Ich muss Fernando eine Nachricht senden. Was immer er gerade unternimmt, er muss zu mir kommen, bevor es zu spät ist.«
17
Die Nacht lag schwül über dem Innenhof, wo zur Abschreckung von Insekten mit Zitronenduft parfümierte Fackeln brannten. Unfähig, still in meinen Gemächern zu sitzen, durchmaß ich das von Arkaden umschlossene Geviert.
Nach beinahe zwei Wochen hatte ich endlich die Nachricht erhalten, dass Fernando auf dem Weg zu mir war. Mit einer Handvoll vertrauter Diener, alle als Fuhrmänner verkleidet, hatte er sich über die Grenze gestohlen. Cárdenas, den ich mit meinem Brief nach Aragón gesandt hatte, gehörte ebenfalls seinem Tross an. Bisher war Fernando Villenas Patrouillen entschlüpft; das wusste ich, da der Graf von Palencia mir in einem Brief versichert hatte, dass mein Verlobter wohlbehalten in seiner Burg eingetroffen war. Einen Abend später war Fernando im Schutz der Nacht in Richtung Valencia aufgebrochen, und seit zwei Tagen hatten wir nichts mehr von ihm gehört.
In Kastilien wimmelte es von königlichen Spitzeln. Enrique hatte Villena die Vollmacht erteilt, die Schatzkammer zu plündern und ein möglichst dichtmaschiges Netz von Spionen zu knüpfen. Doch Andrés de Cabrera und meine kluge Beatriz hatten dem Marquis den Zugang zum Alkazar verwehrt, obwohl ihnen das den Vorwurf des Verrats einbrachte. In seinen Plänen solcherart durchkreuzt, begann Villena, Granden, die es mit ihrem Gewissen nicht so genau nahmen, mit Ländereien und Burgen zu bestechen, wofür sie ihm Geld zur Verfügung stellten. Jetzt hatte er auf jeder Straße und in jeder Stadt Handlanger stehen, die alle dem Prinzen von Aragón und seinem Gefolge auflauerten.
Nach Fuhrmännern und Maultiertreibern hielt freilich niemand Ausschau. Gleichwohl befürchtete ich das Schlimmste. Prinzen konnten sich durch zahllose Unbedachtsamkeiten verraten – da genügte schon die Verwendung von Gold, wenn Kupfermünzen die Regel darstellten, oder eine Bitte um eine
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