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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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es uns trotzdem, uns über den gedrängt vollen Saal hinweg Blicke zuzuwerfen. In diesen intimen Momenten durchströmte uns beide die Gewissheit, dass wir einander endlich gefunden hatten, und das erwärmte mein Inneres.
    Am Abend vor der Hochzeit arbeiteten Inés und ich fieberhaft daran, meiner Robe den letzten Schliff zu verpassen. An Geld herrschte wie immer Mangel, und in den letzten Tagen hatten wir mit dem Nähen meiner Ausstattung unsere Augen und Finger bis zur Erschöpfung strapaziert.
    Unvermittelt ging die Tür auf. Übermüdet wie ich war, glaubte ich zu träumen, als ich Beatriz hereinspazieren sah. Erst als sie sich, die Hände in die Hüften gestemmt, mit einem breiten Grinsen vor mich hinstellte, richtete ich mich langsam auf. Mir verschlug es die Sprache. Mit ihr hatte ich nicht gerechnet. Nicht zu dieser späten Stunde. Ich wusste, dass die Lage in Segovia extrem angespannt war, da Cabrera sich in einem ständigen Konflikt zwischen Villenas Forderungen und seinem Pflichtgefühl befand, das von ihm unbedingte Treue seinem Amt gegenüber verlangte. Ich hatte angenommen, Beatriz würde das Risiko vermeiden wollen, ihrem Gemahl durch die Teilnahme an meiner verbotenen Hochzeit noch mehr Feinde zu bescheren.
    Als ich sie in die Arme schloss, flüsterte ich: »Das hättest du nicht tun sollen. Es ist zu gefährlich.«
    »Unsinn!«, blaffte sie und löste sich wieder von mir. »Als ob Villena und die ganze königliche Wache mich hätten aufhalten können! Für nichts auf der Welt hätte ich mir Euer Fest entgehen lassen.« Sie war runder geworden und hatte rosige Wangen bekommen. Umwerfend schön war sie immer noch, neu war ihre heitere Art. Ihre Ehe bekam ihr offenbar gut. Sie löste ihren Umhang. »So, jetzt gebt mir eine Nadel und lasst mich Euch helfen. Inés, schau dir nur diesen Ärmel an – der ist ja völlig verpfuscht! Hat dir niemand beigebracht, wie man eine Naht verbirgt?«
    Wir saßen die ganze Nacht beisammen, lachten und tauschten Vertraulichkeiten aus – so wie in unserer Kindheit. Die Monate der Trennung schrumpften, bis wir glaubten, es hätte sie nie gegeben. Als ich am Ende Beatriz’ Hand ergriff und ihr gestand: »Ohne dich hätte ich mir diesen Tag gar nicht vorstellen können«, sah ich Tränen in ihren Augen schimmern.
    Am Morgen half sie mir beim Ankleiden, so wie sie es auch getan hatte, als wir noch junge Mädchen waren. Sie wob Seidenblumen in mein hüftlanges Haar und legte mir meinen hauchdünnen, mit Goldfäden durchwirkten Schleier an. Dann begleiteten sie und Inés mich in den Saal und blieben hinter mir stehen, als ich mich neben Fernando stellte, der von seinem Vater eigens zu diesem Anlass zum König von Sizilien ernannt worden war. Carrillo verlas den päpstlichen Dispens, der uns die Befreiung von irgendwelchen nahen Blutsbanden zusicherte, die einer Ehe hätten entgegenstehen können. Als Nächstes kam ich an die Reihe. Ich brauchte bloß mein Gelübde zu sprechen, doch plötzlich erstarrte ich vor lähmender Panik.
    Was tat ich da nur? Ich provozierte meinen König und setzte alles aufs Spiel, was mir lieb und wert war! Ich riskierte nicht nur, als Verräterin gebrandmarkt zu werden, sondern gefährdete auch meine Zukunft als Thronerbin – und all das nur, um den Mann neben mir zu heiraten, den ich gar nicht kannte.
    Unter meiner azurblauen Brokatrobe brach mir der Schweiß aus allen Poren. Steif stand Fernando neben mir in einem zu meinen Kleidern passenden, in Gold gefassten Wams mit hohem Kragen. Als spürte er meine Zweifel, blickte er mich an und zwinkerte.
    Erleichterung strömte mir in alle Glieder, brachte willkommene Kühlung. Ich musste den Drang unterdrücken, laut aufzulachen, als uns die Eheringe über die Finger gestreift wurden und wir uns auf den offenen Balkon über dem Innenhof begaben. Seit Sonnenaufgang waren Leute mit Fahnen und Herbstblumensträußen herbeigeströmt. Sobald wir uns zeigten, schwenkten sie sie begeistert, hoben Männer kleine Kinder auf ihre Schultern, damit auch sie uns sehen konnten, falteten Mütter und Töchter die Hände, und spähten verkrümmte Witwen und Greisinnen lächelnd zu uns herauf.
    »Ihre königlichen Hoheiten, Isabella und Fernando, Prinz und Prinzessin von Asturien und Aragón und König und Königin von Sizilien!«, schmetterten die Herolde.
    Über uns wölbte sich der Himmel, eine Kuppel aus strahlendem Blau, während vom Bankettsaal der Geruch von gebratenem Fleisch zu uns herüberwehte. Ich blickte

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