Der Schwur der Venezianerin
Kerzen und spendeten nur geringfügiges Licht. Der Besucher zögerte einen Augenblick, orientierte sich vor dem Eintritt.
Die riesigen bewegten Schatten vor den Gemälden Giorgio Vasaris „Perseus und Andromeda“ und Maso di S. Frianos „Die Diamantenmine“ sprachen eine deutliche Sprache. Mit dem Rücken vor Santi di Titos „Die Schwestern Phaetons“, deutlicher in dem Gemälde, lag Großherzog Francesco. Die Leinwand des Kunstwerkes war gerissen. Eine nackte weibliche Brust des Gemäldes hing pappig über den Schläfen des Großherzogs. Reste einer prächtigen Scham flatterten neben seinem Körper. Francesco hielt vor Vergnügen die Augen geschlossen. Ein wollüstiges Stöhnen entrang sich seiner Brust. Er stand auf den steinernen Fliesen, der Körper zuckte in dem Gemälde.
Er wird doch wohl nicht alleine in einem kaputten Gemälde einer nackten Frau seine Bedürfnisse befriedigen, überlegte der nächtliche Botschafter und ging mit sich selbst zurate. Er war allerhand seltsame Perversitäten des Großherzogs gewohnt, so etwas hatte er allerdings noch niemals erlebt. Er schob die Tür noch einen Spalt weiter auf, um besser in den schwach belichteten Raum sehen zu können.
Vor dem Fürsten kniete auf dem Boden ein Geschöpf mit langen, dunklen Haaren, als betete es ihn an. Doch ihr Gesicht machte sich zu nahe zwischen seinen Beinen zu schaffen, als dass es das Vaterunser hätte sein können. Das großherzogliche Gewand war liederlich geöffnet und der fürstliche Unterleib verschwand zwischen den rot glühenden Wangen der jungen Frau, in der Bianca belustigt ihre Freundin Marietta Barccelloni erkannte. Die Spionin lächelte befriedigt. Mit lustvollem Interesse betrachtete sie das Gerangel in dem Bilderrahmen.
Sie nickte, als wolle sie die beiden Liebenden bestätigen. Ihr Coup war geglückt. Sie hatte selbst ein Treffen zwischen Marietta und Francesco lanciert. Dieses Wissen könnte sie bald nützlich einsetzen.
Noch eine Weile ergötzte sie sich an deren schmatzendem Wollustgehabe, fand das äußerst erotisch und hätte sich am liebsten eingemischt. Dann aber hätte ihr Plan ein feuriges Eisen verloren. So schaute sie unverdrossen zu und machte sich Gedanken darüber, was und ob sie noch etwas lernen könnte.
Angetan von dem Können ihrer Freundin bewegte sich ihr eigener Unterleib gegen die Türkante und versuchte mit dem erwachenden Bedürfnis zurechtzukommen.
Als der großherzogliche Samenerguss unter wildem Stöhnen erfolgte, Bianca selbst noch lange nicht dem Höhepunkt zustrebte, schloss sie leise die Tür und eilte die Stufen hinunter dem Ausgang zu. Die Gardisten schauten erstaunt, sie sobald wieder zu sehen. Einer der beiden begleitete sie auf ihr Geheiß hin in ihr Heim.
In ihrer Wohnung fand sie Pietro vor, der im Bett des eigenen Zimmers wieder einmal seinen Rausch ausschlief. Bianca aber setzte sich noch mitten in der Nacht in den Salon, legte einige Scheite Holz im Kamin nach, ließ sich in dem bequemen Sessel nieder und schaute lächelnd in das flackernde Feuer. Die Finger ihrer Hände klopften spielerisch auf die Holzlehnen und immer wieder nickte die junge Frau, presste die Lippen aufeinander, kaute ab und zu mit den Zähnen auf ihrer Unterlippe, als bestätigte sie sich selbst, einen großen Coups gelandet zu haben. Sie verschwendete nicht einen Gedanken an ihren Ehemann, der sie noch nicht einmal hatte kommen hören.
„Was ist denn mit diesem wunderbaren Gemälde geschehen?“ forschte sie bei ihrer Zusammenkunft mit Francesco im Studiolo nach.
„Das, ach, das ist leider hinübergegangen. Einer der Arbeiter, die den schweren Tisch verrücken sollten, ist dabei ausgerutscht und in das Gemälde gefallen.“
„Schade um das schöne Bild“, bedauerte sie, „du hast ihn doch hoffentlich vor die Tür gesetzt?“
„Na, ja, so etwas kann schon mal vorkommen“, wiegelte er ab, „da brauch ich nicht gleich einen Menschen in sein Unglück stürzen.“
„Francesco, da geht eins deiner wertvollsten Bilder den Bach runter und du sagst keinen Ton dazu?“
Er zuckte mit seinen Schultern und versuchte sie zu beschwichtigen.
Bianca ging näher an das Bild heran, kniete sich auf den Boden in derselben Stellung, wie sie ihre Freundin Marietta gesehen hatte. Sie fühlte zwischen ihren Schenkeln ähnliche Bedürfnisse und hätte ihn am liebsten gleich in ihren Mund genommen.
„Das sieht aber seltsam aus“, sagte sie als sie versuchte die Fetzen wieder in ihre richtige Ordnung zu
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