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Der Schwur der Venezianerin

Der Schwur der Venezianerin

Titel: Der Schwur der Venezianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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beiden Mönche wurden gefesselt und auf ein Pferd gesetzt, nachdem auch sie, wie die andere Frau auf einem Pferd geknebelt worden waren.
    „Setzt den Burschen da vor das Mädchen, damit er hinter ihr nicht auf dumme Gedanken kommt“, witzelte jemand.
    Den Strauchdieben gefiel der Scherz, sie lachten und waren fürs Erste besänftigt.
    Die Briganten schlugen sich mit ihrer wertvollen Beute bald abseits der alten römischen Straße in den Wald, den sie offensichtlich wie ihre eigenen Taschen kannten. An einem felsigen Überhang machten sie Halt.
    Der Condottiere leuchtete mit einer Fackel auf eine Stelle des kleinen Feldweges.
    „Hier, der Felsvorsprung, ein Überhang, hier könnt Ihr Euch hinlegen“, wies er den beiden Frauen das Nachtlager zu.
    Sie drückten sich in den Fels, den die Natur wie eine Badewanne ausgewaschen hatte. Über die Aushöhlung schwang sich ein mächtiger Gebirgsvorsprung, der Schutz vor Regen und Wind versprach.
    Die Knebel hatte der Anführer seinen Gefangenen abgenommen.
    „Wir werden Morgen weiter sehen, was wir mit Euch machen. Kommt bloß nicht auf blöde Gedanken und fangt an zu schreien. Dann muss ich Euch wieder knebeln, diesmal fester“, warnte er.
    Bianca spürte die Angst ihrer Mitgefangenen. Sie zitterte und schluchzte leise. Sie legte ihre Hand auf deren Schulter und versuchte sie zu beruhigen.
    Ein paar Meter weiter ließ sich die Räuberbande auf einem flachen Fels nieder und zündete ein Feuer an. Den Mönch Pietro ließen die Männer zwischen sich liegen. An dieser Waldlichtung verdeckten kein Gebüsch und kein hoher Baum den Himmel. Funkelnde Sterne warfen ein schwaches Licht über die seltsame Gesellschaft.
    Die Briganten schwatzten noch eine Weile um das kleine offene Feuer herum, teilten die Wachen ein und einer nach dem anderen legte sich zum Schlafen. Die Nacht war kühl und die beiden Frauen drückten sich nahe aneinander, um sich gegenseitig ein wenig Wärme zu verschaffen. Vor Erschöpfung schliefen sie ein. Nur Pietro tat kein Auge zu. Zu groß war seine Angst vor dem nächsten Tag. Sein Auge schmerzte. Er sah sein Ende gekommen, vielleicht landete er auf dem Sklavenmarkt und musste den Rest seines Lebens auf einer türkischen Galeere verbringen. Warme Tränen liefen seine Wangen hinab. Was hatte er da nur angestellt? Das war doch nicht sein abenteuerliches Leben, wie er es sich als Junge vorgestellt hatte. Letztendlich forderte auch von ihm die Natur ihr Recht und aus Erschöpfung schlief er ein.
    Der nächste Morgen dämmerte zaghaft, versorgte sie aber bald mit einem warmen Sonnenschein. Für einen Augenblick vergaß Bianca ihre hoffnungslose Situation. Sie genoss die überwältigende Schönheit der hochsommerlichen Natur.
    „Das ist meine Heimat, wenn man noch davon reden kann“, hörte sie die Stimme des Condottiere. Der verwilderte Mann setzte sich neben sie auf den Fels und schaute in das unendliche Tal. Die Sanftheit in seiner Stimme hatte sie überrascht. Sein unrasiertes Gesicht, durcheinandergewirbelte Haare und seine blanken Fäuste, dazu noch stechende schwarze Augen waren in der Lage jedem Gegner das Herz in die Hosen rutschen zu lassen. Da er noch lebte, gehörte er sicher zu den brutalen Kämpfern, von denen des Öfteren im Hause Cappello gesprochen wurde. Die Briganten, folglich Soldaten einer kleinen freiwilligen Armee, hatten nichts als Krieg in ihrem Leben gelernt, die dem Papst, den Mailändern, den Sienesern, den Florentinern und wem sonst nacheinander gedient hatten. Briganten überlebten nur, wenn sie brutaler waren als andere, Verbrecher, die schneller zuschlugen und mordeten als die anderen. Mit einem der Anführer, dem Condottiere, hatte sie es jetzt zu tun.
    „Ich übernachte unter diesen Felsen sehr gerne“, fuhr er fort. „Hier haben wir für eine Weile unsere Ruhe, niemand kann die Stelle einsehen. Unter den weit überhängenden Felsen sind wir selbst bei Regen geschützt, und vor allem liebe ich beim Aufwachen am nächsten Morgen diesen wundervollen Blick über meine Heimat.“
    Bianca schaute ihn zweifelnd von der Seite an. Der Condottiere lachte.
    „Ist das so ungewohnt? Es sind beinahe die einzigen Gefühle, die mir geblieben sind. Die anderen hat man mir geraubt. Fünfzehn Jahre Krieg heißt fünfzehn Jahre Töten, Morden, kleine Kinder umbringen, ihnen die Glieder abschneiden und dem Feind als Bedrohung vorwerfen, Frauen vergewaltigen, die Bauern um ihre Ländereien bringen.“
    Er leierte die Untaten seiner

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