Der Schwur des Highlanders
der einzige Mann, den sie nie beherrschen konnte. Mit seinem schwarzen Haar, seinen schwarzen Augen und seiner dunklen Haut sah er mehr aus wie ein Spanier als wie ein Schotte. Außerdem wirkte er hart, kalt und gefährlich – alles Eigenschaften, die ihren Puls zum Rasen brachten. Was sie allerdings restlos anwiderte, war die Tatsache, dass er sie unablässig daran erinnerte, was sie war, und sie mit sanften Beleidigungen herabsetzte und sie auch das erregte.
»Nun, die Bedrohung, die sie darstellte, ist jetzt weg«, sagte Isabel. »Es war nicht so schwer, sie in die Flucht zu schlagen.«
»Bist du dir sicher?«
»Ich habe beobachtet, wie sie mit Sir Payton, ihrem Beutel, irgendeinem Balg und einer grässlichen Katze weggeritten ist. Sie ist fort.«
»Körperlich vielleicht, aber auch aus seinen Gedanken?« Er zuckte die Achseln.
»Es wird einige Zeit dauern, bis du sicher sein kannst, dass in ihm die Erinnerung an sie weg ist. Sollte sie das nicht sein, dann ist er vielleicht nicht mehr länger der willfährige, anbetende Idiot, der er bisher immer war. Möglicherweise hat sie ihm die Augen geöffnet.«
»Und du meinst wirklich, dadurch könnte er gefährlich werden?«
»Er weiß sehr viel über dich, Isabel. Zu viel. Bis jetzt haben ihn seine blinde Ergebenheit, seine Überzeugung, dass du eine arme Unschuld bist, der viel Unrecht geschehen ist, und sein befremdliches Festhalten an einem Versprechen, das viele Männer schon vor langer Zeit abgetan hätten, davon abgehalten, allzu genau hinzusehen. Wenn sich sein Blick von dem großen Wunder Isabel befreit hat«, sagte er in einem dermaßen sarkastischen Ton, dass sie die Stirn in Falten legte, »könnte es gut sein, dass er ein wenig eingehender über all das nachdenkt, was er gesehen hat, und er nicht länger so blind ist, dass er die Bedeutung von alldem nicht versteht.«
Isabel seufzte vor schnell vorübergehendem Bedauern und setzte sich aufs Bett.
»Du willst ihn loswerden.« Sie streckte die Hand aus und schlang ihre langen, schlanken Finger um seine erregte Männlichkeit.
»Das könnte das Beste sein, aber wir wollen ein solches Opfer nicht verschwenden. Solange er uns nicht dazu zwingt, schneller zu handeln, als uns lieb ist, werden wir warten, bis wir unseren Vorteil daraus ziehen können. Er kann sterben, indem er dich beschützt. Das würde seine kleine ritterliche Seele erfreuen.«
»Ich möchte jetzt nicht darüber sprechen.« Sie beugte sich über ihn und ersetzte ihre streichelnden Finger durch ihre Zunge.
»Bedauerst du es? Wirst du diesen Idioten vermissen?«, fragte er provozierend.
Kenneth war nicht der Einzige, der eine sanfte, aber bittere Beleidigung oder Stichelei verabreichen konnte. »Er besaß ein paar schöne Qualitäten« – sie drückte leicht seine Männlichkeit – »die ich von ganzem Herzen vermissen werde.«
In mancher Hinsicht sagte sie die Wahrheit, aber sie schnurrte voll siegreicher Freude, als ihr Geliebter die Herausforderung, die sie ihm hingeworfen hatte, annahm.
15
Cormac fluchte und stand auf. Seit drei Tagen mied ihn der Schlaf. Seit drei langen Tagen sah er jedes Mal, wenn er die Augen schloss, Elspeths Gesichtsausdruck, hörte den Schmerz in ihrer Stimme, erinnerte sich an jedes Wort, das sie gesagt hatte. Seit drei quälenden Tagen hatte er kaum etwas anderes gemacht, als nachzudenken und den verzweifelten Versuch zu unternehmen, sich davon zu überzeugen, dass er nicht der Narr war, den sie ihn genannt hatte. Stunde um Stunde schlich langsam vorüber, während er sich darum bemühte, die Leere, die er empfand, zu ignorieren. Der Schmerz ließ sich kaum durch Zweifel und Leugnen unter Kontrolle halten. Das Einzige, was stärker wurde, waren sein Körper und das Bewusstsein, dass er den größten Fehler seines Lebens gemacht hatte, als er Elspeth nicht davon abgehalten hatte, ihn zu verlassen.
Er stand am Fenster und starrte auf die Straße hinunter, wartete darauf, dass der vierte Tag begann. Im Augenblick waren die Nächte verschwendet. Er brachte sie in stundenlangen tastenden, unproduktiven, verwirrenden Gedanken zu. Die wenigen Male, in denen er ein bisschen Schlaf erhaschen konnte, fand diese Erholungsphase ein grausames Ende, indem er in schweißtreibendem Verlangen aufwachte, nur um festzustellen, dass er nichts weiter als ein Kissen umklammerte – ein Kissen, das noch immer schwach nach Lavendel, schwach nach ihr roch. Dann hatte er das erdrückende Gefühl von Verlust und Leere von Neuem
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