Der Schwur des Highlanders
zu durchleben. Er stellte sogar fest, dass er diesen verdammten Kater vermisste.
Noch mehr Sorgen als Verwirrung bereitete ihm das völlige Fehlen einer Nachricht und das Fernbleiben jener Frau, die dieses Gefühlschaos, diese jämmerliche, unendliche Seelenerforschung ausgelöst hatte. Isabel war hereingerauscht, hatte auf ihr Recht gepocht, hatte ihm Liebesworte abgeschmeichelt und war wieder gegangen. Während er noch immer zutiefst über die schmerzliche Szene mit Elspeth entsetzt war, hatte er Isabel pflichtgetreu mitgeteilt, dass seine Geliebte fort war. Isabel hatte ihm mit Abwesenheit und völligem Schweigen geantwortet.
Dass Isabel ihn so restlos ignorierte, nachdem sie erreicht hatte, was sie offensichtlich beabsichtigt hatte, vermehrte die Zweifel nur noch, die ihn zerrissen. Er wollte nicht glauben, dass sie ihn zehn Jahre lang benützt und betrogen hatte, aber dieser Gedanke kroch ihm wie Gift in Herz und Kopf hinein. War seine Liebe zu nichts weiter als einer krankhaften Gewohnheit verkommen? Hatte sie seinen Sinn für Ehre und das Versprechen, dass ihr ein liebeskranker junger Kerl gab, benützt, um ihn zum Leibeigenen zu machen? War er tatsächlich blind gegenüber dem, was sie wirklich war? Jedes Gerücht und jede Anklage, die er hinter vorgehaltener Hand über sie gehört hatte, quälte ihn jetzt erbarmungslos. Hatte sie ihn nie aufrichtig geliebt? Sie sollte hier sein, um ihm zu helfen, um seine Zweifel zu beschwichtigen und die eisige Leere, mit der Elspeth ihn verflucht hatte, zu füllen.
Er brauchte Antworten und konnte sie, einsam gefangen in diesem Raum und nur in Gesellschaft seiner eigenen wirren Gedanken, nicht finden. Cormac schlug mit der Faust gegen die Wand und war fast froh über den stechenden Schmerz in seiner Hand. Es reichte! Er würde nicht wie ein dummes Schoßhündchen hier sitzen und darauf warten, bis ihm seine Herrin kleine Happen ihrer Zuneigung zuteilte.
Die Zeit, die er brauchte, um sich zu waschen und anzuziehen, schwächte nicht seine Entschlossenheit, Isabel zu sehen. Auch nicht die Zeit, die es brauchte, um sich Essen für sein Frühstück kommen zu lassen. Immerhin sorgte das alles dafür, dass der Morgen etwas schneller verstrich. Bis er ausgehen konnte, um Isabel zu sehen, war es Vormittag. Ausnahmsweise machte er sich keine Sorgen darüber, dass ihn jemand sehen könnte, wenn er zu ihr ging, oder darüber, dass er sein Versprechen, darauf zu warten, bis sie zu ihm kam oder ihn zu sich rief, brach.
Trotzdem fühlte er sich, als er das Schloss betrat und sich zu Isabels Gemächern begab, unbehaglich. Isabel war durch ihre Ehen ein enges Mitglied des Douglas-Clans. Er wusste sehr wohl, dass dies kein Clan war, den man verärgerte. Allerdings schien ihm dies keinen großen Anteil an seinem plötzlichen Unbehagen zu haben, und das gab ihm Rätsel auf. Eine innere Stimme sagte ihm, dass er dies nicht tun sollte, dass ihm das Ergebnis nicht gefallen würde, aber er verdrängte seine Zweifel mit aller Macht. Es war höchste Zeit für eine Gegenüberstellung. Nach zehn Jahren schuldete Isabel ihm etwas, und seien es nur ein paar ehrliche Antworten.
Was er vor Isabels Gemächern vorfand, brachte ihn ins Stocken. Dort standen vier Männer mit grimmigen Gesichtern. Zwei hatten ihre Ohren an die Tür gepresst, während die beiden anderen Wache hielten. Cormac spürte, wie sich sein Magen vor Anspannung und einer Spur Angst verkrampfte, als er erkannte, dass diese Männer dem Douglas-Clan angehörten. Keiner von ihnen machte eine Bewegung, um ihn zu bedrohen oder sein Näherkommen zu verhindern, also ging er auf sie zu.
»Aha, Armstrong, Ihr seid jetzt tatsächlich zu ihr unterwegs, oder?«, fragte ein großer, breitschultriger Mann, ironisch und in niedriger Tonlage, so als sollte seine Stimme nicht weit tragen.
»Ja, ich bin gekommen, um mit Isabel zu sprechen«, erwiderte er. »Was macht Ihr hier?«
»Wir lauschen einer höchst interessanten Unterhaltung, zumindest verspricht sie das zu sein, wenn sie wieder aufgenommen wird. Leistet Ihr uns Gesellschaft?«
»Ihr wisst, wer ich bin, aber ich kenne keinen von Euch«, sagte er, indem er näher an die Tür trat.
»Ich bin Sir Ranald«, antwortete der große Mann. »Der Mann, der sein Ohr noch immer an die Tür presst, ist mein Bruder James. Der Mann zu Eurer Linken ist Ian, der zu Eurer Rechten Wallace. Alle zusammen Douglas-Männer.« Er lächelte kalt. »Ich bin der neue Verlobte Eurer Geliebten.«
Cormac starrte
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