Der Schwur des Highlanders
anderen Gefühlsregungen lagen jetzt unter dem großen, nagenden Bedürfnis begraben herauszufinden, wer Isabel wirklich war. Ihn überkam das Übelkeit erregende Gefühl, dass die Frau, die er so lange für eine Unschuld hielt, der man viel Unrecht angetan hatte, die Frau, der er sein Leben verpfändet hatte, nichts weiter als die intrigante Hure war, als die sie jeder bezeichnete.
»Ich habe ihm alles beigebracht, was ich weiß«, sagte Isabel.
»Aha, dann muss er ein wahrhafter Zuchthengst von Liebhaber sein«, erwiderte Kenneth ironisch.
»Bist du eifersüchtig, Geliebter?«
»Auf ein Spielzeug aus deiner Kindheit, das du nicht wegwerfen willst? Ich denke nicht.«
Cormac fuhr zusammen, seine Unbehaglichkeit wurde von den mitleidigen Blicken der vier anderen gesteigert. Wenn er so Unrecht in Bezug auf Isabel hatte, wie jedermann sagte, verdiente er dieses Mitleid wohl. Würden sie wissen, was er für diese Frau aufgegeben hatte, würden sie wahrscheinlich um ihn weinen. Es bestand allerdings die große Möglichkeit, dass er selbst um sich weinen würde, sollte sich die Wahrheit über Isabel als so hässlich darstellen, wie allgemein behauptet wurde.
»Wenn du nicht auf Cormac eifersüchtig bist, warum hast du dann zugelassen, dass die Schuld für den Tod meines ersten Mannes auf ihn fiel?«
»Er war da, und es war einfach, ihn als schuldig erscheinen zu lassen. Hättest du denn unsere Verwandten lieber auf meine Spur gesetzt?«
»Nein. Sie haben Cormac wenig Atempause gelassen, bis du ihnen diesen Esel Donald gegeben hast.« Isabels Kichern war sanft und doch eiskalt. »Nicht zu glauben, dass dieser Narr Donald dachte, er könnte uns überlisten und mittels unserer Geheimnisse erpressen. Allein schon für diese Arroganz verdiente er zu hängen. Wo sind meine Strümpfe?«
»Ich habe sie Richtung Wand geworfen.«
»Ach ja, ich sehe sie. Glaubst du noch immer, dass Donalds Opfer etwas gebracht hat?«
»Es ist fast zehn Jahre her, meine Liebe, und keiner hat in unsere Richtung geschaut. Von daher hatten wir Erfolg. Mach dir keine Sorgen deswegen. Wenn du das Bedürfnis hast, zu grübeln und zu zittern, dann mach dir wegen der anderen drei Idioten Sorgen, die du geheiratet hast. Manche rätseln noch immer über deren Tod. Ich glaube, wir haben einen Fehler gemacht, indem wir versuchten, alles nach Unglück aussehen zu lassen«, murmelte Kenneth. »Dummheit, Leichtsinn, Krankheit. Diese drei Dinge hinterlassen diejenigen, denen diese Idioten etwas bedeutet haben, ohne einen, dem sie die Schuld geben können – abgesehen von Gott. Und dass können viele nicht einfach hinnehmen. Es ist leichter und macht allen Fragen ein Ende, wenn jemand für diesen Tod hängt. Rachegelüste werden gestillt, und der Mann wird schnell vergessen.«
»Da ist etwas Wahres dran. Aber muss es wieder Cormac sein?«
»Empfindest du etwa für diesen Esel Zärtlichkeit?«, fragte Kenneth, wobei eine Spur Gereiztheit in seiner Stimme mitschwang. »Obwohl er dich wegen dieses Murray-Mädchens sitzengelassen hat?«
»Er hat mich nicht sitzengelassen«, blaffte Isabel. »Ich bin hier, und sie ist es nicht, oder?«
»Ist sie es nicht? Ich denke, dass du ebenso gut wie ich weißt, dass sie in seinen Gedanken noch da ist, Liebe. In diesem Punkt hast du ihn verloren. Er bleibt, weil er dir sein Wort gegeben hat, und du kannst dich darauf verlassen, dass Sir Cormac ein Versprechen ebenso in Ehren hält, wie seine Eltern es brechen. Sei nicht so eitel, dass du die Wahrheit und die Gefahr, die darin liegt, nicht erkennen willst. Du hast viel zu lang mit dieser Marionette gespielt. Die Fäden werden dünn. Bei diesem Mädchen sind sie nicht gerissen, aber bei dem nächsten könnten sie es tun. Nach allem, was wir wissen, beginnt er zu glauben, dass er einen Fehler gemacht hat, als er dich anstelle des Murray-Mädchens wählte. Die Fäden könnten bereits bis zum Zerreißen ausgefranst sein. Unser Plan lässt keinen Platz für Sentimentalitäten.«
»Es war keine Sentimentalität«, knurrte Isabel. »Vielleicht bin ich es einfach müde, mich bumsen zu lassen, damit du dir deine Taschen füllen und Land erwerben kannst. Vielleicht denke ich ja, dass ich einen Ehemann zu viel begraben habe. Ich bin nicht die Einzige, deren Hände mit dem Blut von vier Menschen befleckt sind. Du bist damit genauso vollgesaugt wie ich, aber ich bin es, die sie beobachten, ich bin es, die sie im Verdacht haben.«
»Aber so ist es besser. Ich bin keine
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