Der Schwur des Highlanders
abzulegen«, warf Cormac ein, »doch ein paar Erklärungen sind fällig.«
»Es wird trotzdem funktionieren.«
»Ein seltsamer Rat, den ein Vater da gibt.«
Balfour zuckte mit den Achseln.
»Wie ich schon sagte, ich hatte Zeit, mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass mein kleines Mädchen inzwischen eine erwachsene Frau ist.«
»Nun, es ist ein guter Rat, aber ich fürchte, es wird noch viele lange Stunden dauern, bevor ich ihn beherzigen kann.«
»Ja? Ihr seid jetzt verheiratet, niemand wird dich und das Mädchen voneinander fernhalten.«
Balfour lachte, als Cormac große Augen machte.
Schließlich schmunzelte der Jüngere und ging zielbewusst auf seine frischangetraute Frau zu.
20
»Die verfluchte Sonne hat noch nicht einmal angefangen unterzugehen«, knurrte Elspeth, als sie aus dem Fenster schaute.
Ihr Schlafgemach sollte das Gemach für ihre Hochzeitsnacht sein, und sie stand viel früher darin, als sie beabsichtigt hatte. Eine Zeit lang hatten ihr Avery und Gillyanne zusammen mit ihren Schwestern und ein paar weiteren ihrer Cousinen dabei geholfen, von Cormac nicht in die Enge getrieben zu werden. Dann aber waren die jüngeren Mädchen zu Bett geschickt und die älteren sorgsam von ihren Müttern von Elspeths Seite abgezogen worden. Cormac hatte keine Zeit verschwendet und die Situation ausgenutzt. Das Nächste, an was sich Elspeth erinnerte, war, dass sie in ihrem geputzten, geschmückten und mit Düften erfüllten Brautgemach stand. Man hatte sie ausgezogen, gewaschen, mit etwas Parfüm betupft und in ein Nachtgewand gekleidet, dessen einziger Zweck Verführung war.
Als ob Cormac einer solchen Verführung bedurfte, dachte sie sich. Die Hälfte ihres Problems bei dem Versuch, ihm zu widerstehen, war, dass sie jedes Mal, wenn er in ihre Nähe kam, sein Begehren spürte. Es war noch mächtiger gewesen, wenn er sie berührt hatte, was dieser Schurke so oft, wie er nur konnte, getan hatte. Er hatte nicht mehr versucht, sie mit heißen Küssen zum Schwanken zu bringen, aber das musste er auch gar nicht. Nach viel zu kurzer Zeit war sie mehr als nur bereit, sich wegführen zu lassen, um ihre Hochzeitsnacht zu begehen. Es war beschämend, wenn man sich so leicht lenken ließ, und das auch noch von den eigenen Sehnsüchten.
Das Geräusch der sich öffnenden und wieder schließenden Tür zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, und sie drehte sich um, um ihren frischangetrauten Ehemann anzusehen. Elspeth fand es gut, dass er den gesunden Menschenverstand besaß, unsicher zu wirken, ja sogar ein bisschen zerknirscht. Was sie nicht gut fand, war die Tatsache, dass sich zwischen ihr und seiner warmen Haut nur ein lose zusammengehaltener Umhang befand. Sein Blick, seine herrlichen blauen Augen, die vor Verlangen dunkel waren, brachten ihr Blut zum Sieden. Es würde nicht leicht sein, all das Begehren so lange zu zügeln, bis sie miteinander gesprochen hatten. Hastig schenkte Elspeth ihnen zwei Kelche mit gewürztem Wein ein.
Cormac warf einen Blick auf Elspeth und hatte das Gefühl, einen Tritt in den Magen versetzt zu bekommen. Das dünne Nachtgewand aus Seide, das sie trug, war von einem zarten Rosa und so dünn, dass sie genauso gut nackt hätte sein können. Noch verführerischer waren die locker gebundenen Schleifen, die es vom Hals bis zum Saum zusammenhielten. Es würde so leicht sein, sie zu lösen, und so leicht, all die jetzt noch bedeckten Kurven, die er so brennend gern geküsst hätte, zu enthüllen. Als sie ihm einen Kelch mit Wein reichte, starrte er eine Minute lang blindlings darauf, so benommen vor Begehren, dass er innehalten und darüber nachdenken musste, was er da plötzlich in Händen hielt.
»Ich finde, wir müssen miteinander sprechen«, sagte Elspeth. Sie trank hastig einen Schluck Wein und hörte den heiseren Ton des Verlangens in ihrer Stimme.
»Ich weiß.« Cormac schüttete seinen Wein hinunter, schleuderte seinen Kelch zur Seite und nahm sie in die Arme.
»Das ist kein Gespräch.«
»Mädchen, ich weiß sehr gut, dass es viel gibt, worüber wir sprechen müssen, und dass ich eine Menge zu erklären habe.«
In dem vergeblichen Versuch, die Hitze, die von seiner Nähe und der Berührung durch seine Hände ausging, abkühlen zu lassen, trank Elspeth den restlichen Wein aus. Es nützte nichts. Mit jeder Bewegung seiner Hand auf ihrem Rücken verspürte sie den Wunsch, sich enger an ihn zu drücken.
»Also fang an zu reden«, sagte sie mit einer viel zu belegten und unsicheren Stimme,
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