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Der Schwur des Highlanders

Der Schwur des Highlanders

Titel: Der Schwur des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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kleines Kind auf dem Hügel zurückgelassen, damit es stirbt, damit es grausam von Tieren zerrissen wird oder verhungert oder erfriert.«
    »Wir überließen den Erben des Satans seiner Fürsorge oder dem Urteil Gottes.«
    Elspeth hätte die Frau liebend gern geschlagen. »Verschwinde!«
    »He? Ihr wart es, die von mir verlangt hat, dass ich hier stehen bleibe, so nahe bei diesem kleinen Dämon, und dabei riskiere, meine eigene Seele zu beflecken, nur weil ihr ein paar Fragen stellen wollt. Jetzt knurrt Ihr mich an und sagt mir, ich soll verschwinden.«
    »Ja, und wenn du auch nur einen Fetzen Verstand hast, was ich bezweifle, dann wirst du sehr, sehr schnell verschwinden.«
    Es überraschte Elspeth nicht, dass die Frau blass wurde und verängstigt wirkte. Ihre Stimme war so hart und kalt, so klirrend vor Wut, dass selbst sie zitterte. Sie hielt das Baby fest an sich, streichelte seine dicken rabenschwarzen Locken und beobachtete, wie die Frau davonhastete. Elspeth wurde es übel angesichts der Gehässigkeit und des abergläubischen Unsinns, die aus dem Mund dieser Frau gekommen waren. Sie dankte Gott, dass das Kind, das sie auf dem Arm trug, zu klein war, um etwas von den hasserfüllten Worten dieser Frau zu verstehen.
    Es hatte immer Leute gegeben, die an Hexen glaubten. Aufgrund ihrer Heilkünste waren ihre Mutter und sie nicht selten Gegenstand von derartigen Gerüchten. Aber Elspeth war noch nie zuvor mit einem solch tief gehenden Aberglauben in Berührung gekommen, jener Sorte Aberglauben, der Menschen dazu brachte, eine der Ihren grausam zu morden oder ein winziges Kind auf einem Hügel dem Tod zu überlassen. Sie war erschüttert vor Wut und Abscheu. Auf keinen Fall würde sie dieses Kind in dem Dorf lassen. Cormac musste das einfach verstehen.
    Cormac beobachtete, wie eine ältere Frau geradezu vor Elspeth davonlief. Sie hatte fast den gleichen Ausdruck im Gesicht wie jene Witwe, nachdem er sie kurz mit Elspeth allein gelassen hatte. Er sah wieder zu Elspeth und legte die Stirn in Falten. Man konnte kaum glauben, dass jemand mit einem so süßen Gesicht und zierlichen Körper etwas tun oder sagen konnte, dass einen anderen derart verängstigte. Elspeth allerdings war fähig, so etwas zu tun oder zu sagen, das war deutlich zu sehen.
    Als er sich Elspeth näherte, bemerkte er, dass sie angespannt dastand; als er bei ihr war, konnte er sehen, dass sie leicht zitterte. Besorgt legte er den Arm um sie und musterte ihr allzu blasses Gesicht. Sie erwiderte seinen Blick, und er erkannte, dass sie außer sich war vor Wut und noch immer das Kind im Arm hielt.
    »Du hast noch nicht herausgefunden, wer seine Mutter ist?«
    »Oh, ich weiß es jetzt, nachdem ich jemanden gezwungen habe, mit mir zu sprechen.«
    »Aha, ich habe sie gesehen. Es war eindeutig keine erfreuliche Unterhaltung. Sie war nicht die Mutter, oder?«
    »Nein, sie war wahrscheinlich eine von denen, die das Feuer unter der Frau, die es war, angezündet haben. Es scheint, dass die Mutter dieses Jungen gefoltert, verurteilt und vor nur wenigen Tagen als Hexe verbrannt wurde. Vermutlich muss man froh sein, dass sie alle gnädig genug waren, die Frau vorher zu hängen. Ich bete nur, dass sie dadurch getötet wurde oder wenigstens nicht mehr bei Bewusstsein war, als man sie in Flammen aufgehen ließ. Danach haben sie dieses kleine Kind ausgesetzt, um es dem Tod zu überlassen.«
    »Gott.« Cormac schaute das Kind an und seufzte. »Was brachte sie dazu, die Frau für eine Hexe zu halten?«
    »Oh, eine Menge. Der Beschreibung dieser bösartigen Dorfbewohnerin nach war sie eine wunderschöne Frau. Auffallend blond. Scheinbar war ihr auch die Sünde einer scharfen Zunge gegeben. Die Frau behauptete, sie sei von so einem kleinen Adligen, der auf der Reise zum König hier durchkam, verführt und schwanger zurückgelassen worden, aber sie sei immer schon wild und unmoralisch gewesen, also glaubten ihr die selbstgerechten Frauen des Dorfes nicht. Dann bekam sie dieses sehr dunkle Kind mit seinem Muttermal. Das halten sie für den Beweis, dass sie mit dem Teufel verkehrte. Sie musste sterben, damit die guten Frauen des Dorfes gute Frauen bleiben können. Und sobald die Schlampe tot war, wurde diese Brut des Teufels auf den Hügel gebracht, damit auch sie starb. In meiner Dummheit habe ich diesen schlimmen Teufel in das Dorf zurückgebracht und bedrohe damit ihre kleinen reinen Seelen.«
    Er streckte die Hand aus und zauste zärtlich die dunklen Locken des Kindes.

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