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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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auf eigene Faust weitermachen? Wer weiß, was es da noch für Verbindungen gibt. Aber warten Sie mal. Ich erinnere mich da an etwas. Dass Frederik Newman der Sohn von Bischof Newman ist, das sagten Sie bereits, als Sie mich zum Essen eingeladen haben und versuchten, sich vor dem Verleger des Herald großzutun.«
      Ben war abrupt stehen geblieben. »Sie nehmen mich auf den Arm. Aber ganz ehrlich, haben Sie das etwa vorher nicht gewusst?«
      »Nein, und ich will Ihnen endlich die ganze Wahrheit sagen, nachdem Sie meinetwegen auf Ihre Geschichte verzichten. Matui ist ein entfernter Großonkel von mir, den ich vorher aber gar nicht persönlich kannte, nur über Familienlegenden. Sie wissen schon, der Maori-Teil der Familie spinnt ja um jeden seine Legenden ...« Vivian blickte ihn herausfordernd an. »Ich meine, Sie müssten das doch eigentlich aus eigener Erfahrung kennen. Jedenfalls mache ich mir jetzt ein paar schöne Tage dort oben auf dem Berg. Allerdings redet Matui auch nicht mit mir über den seligen Reverend oder gar über jene Frau. Sie würden sich also vergeblich bemühen, wenn Sie mich doch aus dem Grund mitnehmen sollten, um mich geschickt auszuhorchen. Das musste übrigens auch Ihr Kollege vom Herald feststellen. Deshalb ist er abgereist. Und ich bin auch gar keine Kollegin von Mister Newman. Er hat mich angeblich mitgenommen, weil ich doch so gern bei einer Zeitung anfangen würde, aber ich glaube, er hat es nur getan, weil er herausbekommen hat, dass ich mit dem Alten verwandt bin. Zufrieden?«
      Ben strich sich nachdenklich über das Kinn. »Ich glaube, dabei könnte ich Ihnen behilflich sein. Ich meine, bei Ihrem Wunsch, bei einer Zeitung anzufangen.«
      Das klang aufrichtig, und Vivian hatte das Gefühl, von dem jungen Mann nichts mehr befürchten zu müssen. Ganz entfernt meldete sich ihr schlechtes Gewissen, weil sie ihm einen solch ausgemachten Blödsinn auftischte. Und sie hatte von sich immer geglaubt, sie würde die Unwahrheit nicht über die Lippen bringen. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.
      »Darf ich Ihnen noch eine letzte Frage zu dem Herrn vom Her-ald stellen?«, fragte Ben und legte den Kopf schief.
      »Ungern.«
      »Sind Sie in ihn verliebt?«
      Die Frage kam so überraschend, dass Vivian rot anlief.
      »Wie kommen Sie denn auf so einen Quatsch?«, fauchte sie.
      »Gut, dann darf ich Sie bitten, in das Gefährt dort einzusteigen.«
      Sie waren unten an der Straße angelangt, und Ben hatte ihr galant die Beifahrertür geöffnet.
      »Für Sie wahrscheinlich kein ungewohnter Anblick, so ein Wagen, nicht wahr?«
      »Nein, in London gab es mehr als einen auf den Straßen. Und Sie werden lachen. Der Vater meiner Freundin besaß auch so einen. Riley Zehn. Vorkriegsmodell. Richtig?«
      »Miss Taylor, Sie sind umwerfend. Nicht nur schön und klug, nein, Sie kennen sich auch mit Autos aus. Was kann sich ein Mann mehr wünschen?«
      Vivian lachte, doch dann genoss sie die Fahrt durch die fremde Landschaft und konnte sich kaum sattsehen. Sie war ganz froh, dass sich ihr Chauffeur auf das Lenken konzentrierte und sie ungestört den unwirklichen Eindrücken überließ, die dort draußen an ihr vorüberzogen. Das Einzige, was sie bei ihrem Vergnügen störte, waren die vielen Schlaglöcher auf der buckeligen Piste und Bens lautes Fluchen, wenn der Wagen wieder in so einem Loch stecken zu bleiben drohte.
      »Jetzt verstehe ich, warum der alte John vom Hotel gelacht hat, als er meinen Wagen gesehen hat«, schimpfte Ben. »Er hat behauptet, in den Löchern auf den Wegen der Northlands sind schon Pferde samt Wagen versunken.«
      Sie waren bereits über eine Stunde auf einer Schotterpiste entlang der Küste gefahren, als Ben abbog und einer kleineren, kurvenreichen Piste folgte, zu deren linker Seite bewaldete Hügel bis weit ins Land hineinreichten, während rechter Hand hinter jeder Kurve eine ebenso malerische Bucht auftauchte. Weite weiße Strände und grünes Wasser, in dem sich die Sonnenstrahlen spiegelten, so weit das Auge reichte. Vivian blinzelte gegen die Sonne und musste wegen des Fahrtwindes ihren Hut festhalten. Sonst wäre er ihr vom Kopf geweht worden, aber dieser Luftzug tat gut. Vivian spürte, wie die salzige Brise, die vom Meer kam, angenehm auf ihrem Gesicht prickelte. Abgesehen von Bens anhaltendem Fluchen war es ein herrliches Erlebnis, im Wagen diese Strecke entlangchaufFiert zu werden.
      »Sehen Sie mal, da ist Russell!«, erklärte Ben, als

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