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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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her ganz und gar nach seinem Urgroßvater Walter schlägt.«
      »Er ist dein Vater«, widersprach Matui schwach.
      »Nein, er hat meine Mutter verführt und sie dann sitzen gelassen. Mir bedeutet er gar nichts, und das beruht auf Gegenseitigkeit. Und daran wird sich nichts ändern.«
      »Warte ab, bevor du ein endgültiges Urteil abgibst. Er ist verblendet, sicher, aber er leidet doch am meisten unter sich selbst.«
      »O nein, Matui, leiden tun andere. Wie kann ein Mann ein fremdes Kind als sein eigenes ausgeben und das eigene verleugnen ... ?« Sie unterbrach sich rasch. Das hatte sie ihm natürlich nicht verraten wollen. »Ich meine, wie er ein Kind ... ein Kind«, stotterte sie.
      »Schon gut, tamahine, ich weiß, dass du Frederik um jeden Preis schützen würdest. Denn du liebst ihn, und ich rechne es ihm hoch an, dass er dir deine Geschichte überlassen hat. Wärst du noch einmal mit ihm zu mir gekommen, ich hätte geschwiegen ...«
      »Aber woher weißt du, dass er ...«
      »Ich bin bereits so alt, dass ich in die Seelen der Menschen blicken kann. Er ist ein guter Mensch, der Lügen im Grunde seines Herzens verabscheut, aber er hadert mit sich, ob er sein bequemes Leben aufgeben soll. Ich habe es vom ersten Augenblick gespürt, dass er nicht zu unserer Familie gehört, während ich meine Hand dafür ins Feuer gelegt hätte, dass du eine Nachfahrin Makeres bist.«
      »Du wirst nichts verraten, nicht wahr?«
      »Ich werde mich hüten. Wenn jemand ein Recht hätte, den Platz als Kind des Bischofs zu beanspruchen, wärst du es...«
      »Ich verzichte«, knurrte Vivian.
      Matui musterte sie prüfend. »Meinst du, der junge Mann dort draußen wird ewig auf dich warten?«
      »Oje, den habe ich ja völlig vergessen!«, rief sie erschrocken aus und rannte in das Zimmer, in dem sie die Sachen aus ihrem kleinen Koffer, den sie eigenhändig den Berg hinausgewuchtet hatte, aufbewahrte. Rasch holte sie eines von den neuen Kleidern hervor, zog sich in Windeseile um und fuhr sich noch einmal durch das glatte kinnlange Haar. Sie hätte gern einen Blick in den Spiegel geworfen, aber so etwas gab es in Matuis Haus nicht.
      »Sie sehen bezaubernd aus«, entfuhr es Ben, kaum dass sie die Veranda betreten hatte.
      Sie lächelte. »Und ich habe gerade bedauert, keinen Spiegel zu haben. So geht es doch auch.« Übermütig hakte sie sich bei ihm unter.
      »War er sehr böse, dass ich Sie entführe?«, fragte Ben, während sie sich auf den Weg durch den Busch nach unten machten, wo der junge Reporter einen Wagen geparkt hatte.
      »Nein, er hätte mir gern mehr spannende Geschichten erzählt. Geschichten, nach denen die Reporter gieren ...« Sie unterbrach sich und blickte ihn grinsend an. »Wollen Sie mich etwa doch ausfragen?«
      »Wenn ich die Absicht hätte, würde meine Frage lauten: Warum sind Sie fluchtartig aus dem Hotel zu dem alten Maori gezogen? In welcher Verbindung stehen Sie zu ihm?«
      Vivian entzog ihm seufzend ihren Arm. »Das verrate ich Ihnen nicht, selbst wenn Sie sich vor mir in den Staub werfen ...«
      »Ich habe gesagt, wenn ich vorhätte, Sie auszufragen, aber das habe ich gar nicht. Mich interessiert an dem alten Maori eigentlich nur noch eines: ob ich ihn um die Erlaubnis bitten müsste, wenn ich Ihnen eines Tages einen Antrag machen würde, oder wer sonst mein Ansprechpartner wäre.«
      Vivian blieb angesichts von so viel Unverfrorenheit der Mund offen stehen.
      »Was ist denn?«, fragte Ben übertrieben unschuldig. »Ich denke, das würden Sie mir dann schon rechtzeitig sagen.«
      »Sie sind unmöglich«, konterte Vivian und puffte ihn scherzhaft in die Seite, bevor sie sich wieder unterhakte.
      »Ich nehme nicht alles zurück, falls Sie das erwarten«, lachte er. »Sie haben es mir ganz schön angetan. Noch niemals hat es jemand geschafft, dass ich einen Artikel habe sausen lassen. Mein Vater wollte mir die Hölle heißmachen, und so kann ich nur von Glück sagen, dass die mumifizierte Leiche aufgetaucht ist. Die ist nämlich ungleich spannender als ein alter Maori, der statt eines Missionars eine Frau schnitzt. Sie wissen aber schon, dass Ihr Kollege vom Herald der Sohn des Bischofs von Auckland ist und dass dieser wiederum ein Urenkel jenes Walter Carrington ist, den Ihr Matui so verteufelt?«
      Vivian sah Ben mit gespielter Überraschung an. »Sie sind ja richtig gut. Nein, das konnte ich doch nicht ahnen. Meinen Sie, ich sollte nach Mister Newmans Abreise

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