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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Fred hatte doch nur mit ihr gespielt, während Ben offenbar ehrliche und ernsthafte Absichten hegte. Und sie konnte nicht leugnen, dass sie den attraktiven Reporter wirklich mochte. Außerdem floss zur Hälfte Maori-Blut durch seine Adern. Genau wie bei ihr.
      Vivian befreite sich sanft aus der Umarmung. »Gibst du mir Bedenkzeit?«, fragte sie heiser.
      »Natürlich, Vivian, alle Zeit der Welt... ich meine, so lange, bis dein Vater hier aufkreuzt. Dann solltest du spätestens Klarheit haben über das, was du willst.«
      Als sich ihre Blicke trafen, wusste Vivian, dass sie sich in diesen Mann verlieben könnte, und zwar dann, wenn sie sich Frederik Newman aus dem Herzen gerissen hatte.
      »Lass uns fahren, du musst ja sicher noch deinen Artikel schreiben«, sagte sie hastig, um ihm keine Gelegenheit zu geben, womöglich ihre geheimsten Gedanken zu erraten.
      »Du hast wie immer recht. Ich muss ihn nicht nur schreiben, sondern auch noch meinem Vater telegrafieren.«
      »Was wirst du ihm dazu sagen, dass du noch in Whangarei bleibst?«
      »Die Wahrheit. Dass ich die Frau meines Lebens getroffen habe und bei ihrem Vater um ihre Hand anhalten werde.«
      »Und du meinst, das nimmt er so hin?«
      »Mein Vater ist geradezu versessen darauf, dass ich solide werde. Er hat von meinem Lebenswandel nie viel gehalten.«
      »Willst du damit sagen, dass du ein Frauenheld bist?« Vivian lachte.
      »War... ich war ein Frauenheld«, flüsterte er und küsste sie leidenschaftlich. Dieses Mal erwiderte sie seinen Kuss. Als sich ihre Lippen voneinander lösten, war sie sich so gut wie sicher, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis ihr Herz für ihn schlagen und sie Fred vergessen haben würde.
      Hand in Hand schlenderten sie zum Wagen zurück. Auf der Rückfahrt sprachen sie kaum ein Wort miteinander. Vivian war viel zu sehr mit ihren Gedanken beschäftigt, und je länger sie unterwegs waren, desto größeren Gefallen fand sie an der Vorstellung, Ben Schneider zu heiraten.
      Doch als sie sich Whangarei näherten, wanderten ihre Gedanken auf einmal zu dem alten Mann auf seinem Berg. Wenn der mumifizierte Tote im zusammengefallenen Stall in Oneroa wirklich Henry Carrington war, konnte es dann überhaupt noch einen Zweifel daran geben, dass Matui ihn umgebracht hatte? Und würde der alte Maori ihr je davon erzählen, oder würde er diesen Teil der Geschichte einfach auslassen?
      Vivian nahm sich fest vor, ihn nicht danach zu fragen, sondern geduldig abzuwarten, ob er ihr seine Tat eines Tages beichten würde. Obwohl sie vom Herzen her durchaus Verständnis dafür aufbringen konnte, ein Mord würde diese Tat trotzdem bleiben! Daran gab es nichts zu rütteln. Und Mord war etwas, das sie aus tiefster Seele verabscheute.
     
     

Wanganui, Februar 1864
     
    Lily Carrington, die eigentlich auf den Namen Emily getauft worden war, doch von allen nur Lily genannt wurde, liebte Ripeka über alles. Die Maori war früher ihre Kinderfrau gewesen und hatte ihre Mutter June und sie als treue Haushaltshilfe begleitet, wo sie in all den Jahren auch immer gelebt hatten. Und Lily war schon viel herumgekommen. Bis zum Tod ihres Großvaters Walter hatte sie in dessen Haus in Auckland gelebt. Zusammen mit ihrer Mutter, während ihr Vater Henry die meiste Zeit des Jahres in Wanganui, seinem Geschäftssitz, verbracht hatte. Nachdem Lily ihren Schulabschluss in der Hauptstadt gemacht hatte, waren sie schließlich gemeinsam nach Wanganui gezogen. Doch nun hatte der Vater plötzlich ganz andere Pläne für die Familie und wollte sein Glück auf der Südinsel versuchen. In einer Stadt, die nach dem dortigen Goldrausch als die aufregendste des Landes galt.
      »Du kommst doch mit nach Dunedin, nicht wahr?«, fragte Lily, während sie Ripeka zum Kolonialwarenladen begleitete, um ein wenig mit ihr zu plaudern.
      Ripeka seufzte schwer. »Was soll ich denn sonst machen? Ich kann dich doch nicht allein lassen.« Kaum dass sie die Worte ausgesprochen hatte, bereute sie diese schon wieder. Schließlich hatte Lily noch ihre Eltern. »Ich wollte nur sagen, dass ich mir ohne dich furchtbar allein vorkäme«, verbesserte sich die Maori hastig.
      »Nein, nein, das war schon richtig. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich anfangen sollte. Vater ist bestimmt auch in Dunedin nie zu Hause, und Mutter muss immerzu geschont werden.«
      »Sie hat nun einmal ein krankes Herz, aber sie liebt dich.«
      »Ich weiß, aber wenn ich ehrlich bin, ich

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