Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
Vom Netzwerk:
mehr auf, und ich habe dir doch noch so viel zu erzählen«, lachte er, und er sah dabei erstaunlich jung aus. Von seiner Erschöpfung war keine Spur mehr zu erkennen.
      »Soll ich dir weitererzählen?« Er strotzte nur so vor Unternehmungsgeist.
      »Später«, sagte sie leise. »Wenn unser Besuch fort ist.«
      »Besuch?«
      Vivian nickte. »Frederik ist gekommen, um mir Vorwürfe zu machen. Ben hat im Chronicle geschrieben, dass die uneheliche Tochter des Bischofs Maori-Wurzeln habe und dass Frederik Newman gar nicht sein Sohn sei, sondern das Kind eines australischen Strafgefangenen, den man gehängt hat. Keine Ahnung, woher er das weiß, aber Fred glaubt jetzt, das alles hätte ich meinem Verlobten verraten.«
      »Verlobten?«
      Vivian seufzte tief. »Das wird mein Vater ihm berichtet haben.«
      »Dann sag ihm die Wahrheit. Dass die Verlobung geplatzt ist und dass du dich verplappert hast.«
      »Ich denke nicht daran, mich überhaupt noch einmal mit ihm zu unterhalten! Er glaubt doch nicht an ein Versehen«, zischte Vivian. »Wenn er mir so etwas Mieses zutraut, soll er!« Der Trotz blitzte ihr aus den Augen.
      »Du hast den Dickkopf deiner Großmutter geerbt.«
      »Meinst du? Ich finde, Lily hat sich ganz schön was bieten lassen. Ihr Mann hat sie aus dem Haus geworfen wie einen streunenden Hund.«
      Matui lachte. »Das war eine andere Zeit, aber du hast recht. Du hättest dich wahrscheinlich nicht ohne dein Kind wegschicken lassen.«
      »Niemals! Komm, begleite mich auf die Veranda, ich möchte nicht mit ihm allein sein.«
      Lachend legte er den Arm um ihre Schultern. »Verlässt dich etwa dein Mut?«
      »Pah! Mit dem werde ich doch fertig. Mit diesem selbstmitleidigen Feigling.«
      »Du liebst ihn immer noch, nicht wahr?«
      »Nein, das ist vorbei!«, schwindelte Vivian trotzig.
      Als sie auf die Veranda kamen, war Frederik bereits aufgestanden und zum Gehen bereit.
      »Ist das die Zeitung?«, fragte Matui und deutete auf den Chronicle, der immer noch am Boden lag.
      »Ja, das ist die Zeitung von Vivians zukünftigem Schwiegervater«, fauchte Frederik.
      Matui bückte sich flink wie ein junger Mann und riss die Zeitung, ohne auch nur einen Blick auf die Schlagzeile zu riskieren, in der Mitte durch.
      »War das alles, was dich zu uns geführt hat, oder willst du mir ein wenig zuhören, wenn ich Vivian die Geschichte ihrer Familie weitererzähle?«
      »Du willst doch nicht etwa in seiner Gegenwart darüber reden?«, fragte Vivian entsetzt.
      »Warum nicht?«
      »Aber Matui, er wird es vielleicht Mister Morrison weitergeben, um sich wieder lieb Kind zu machen.«
      »Keine Sorge, ich gehe nicht mehr zum Herald zurück, selbst wenn Mister Morrison auf Knien vor mir herumrutscht. Jetzt hätte ich ihn gebraucht. Aber er konnte mich gar nicht schnell genug hinauswerfen.«
      »Und was hast du vor?«
      »Ich habe mich bei der Otago Daily Times in Dunedin beworben, und man hat mir dort eine lukrative Stellung angeboten.«
      Vivian spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. »Und deine Verlobte, wird sie dich begleiten?«
      »Nein, die Verlobung ist gelöst.«
      »Ach, du warst der feinen Isabel wohl nicht mehr gut genug.«
      Frederik hob die Schultern. »Ich hatte sie einen Tag, bevor das da in der Zeitung stand, gelöst.«
      »Du hast die Verlobung vorher gelöst? Aber warum?«
      »Mir ist klar geworden, dass ich sie nicht genügend liebe und dass allein die Liebe ein Grund zum Heiraten sein kann. Und ich bin auch nicht gekommen, um dir Vorwürfe zu machen, denn ich kann doch gut verstehen, dass du die ganzen Lügen satthattest. Es hat mir nur wehgetan, dass du die Wahrheit ausgerechnet diesem Ben in den Rachen geworfen hast. Aber auch das ist dein gutes Recht. Ich wollte mich nur von Matui und dir verabschieden und dir viel Glück mit Ben wünschen.«
      Matui warf Vivian einen auffordernden Blick zu. In ihm stand zu lesen: Nun sag es ihm doch endlich!
      Doch Vivian funkelte Frederik wütend an. »Du glaubst also immer noch, ich hätte Ben absichtlich davon erzählt?«
      »Vivian, lass gut sein. Ich wollte mich freundschaftlich von dir verabschieden und nicht im Streit auseinandergehen.« Dann wandte sich Frederik Matui zu und nahm den alten Mann herzlich in die Arme. »Ich hätte die Geschichte gern weitergehört, aber es war schließlich nicht meine«, flüsterte er bedauernd. »Und ich wünsche Ihnen von Herzen, dass eines Tages die richtige

Weitere Kostenlose Bücher