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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Schnitzerei vor der Kirche stehen wird.«
      »Das hoffe ich auch«, erwiderte der alte Mann und klopfte Frederik freundschaftlich auf die Schulter. »Du bist ein guter Junge, und es wäre doch schade, wenn ihr beiden ...«
      »Matui, Frederik möchte wirklich gehen«, mischte sich Vivian in schroffem Ton ein.
      Das brachte ihr einen verständnislosen Blick von Matui ein. Auch Frederik schien verblüfft.
      »Sie hat recht, ich muss. Ich werde morgen früh zurück nach Auckland fahren, meine Sachen packen und ... Vivian, was soll ich mit deinem Zeug machen? Soll ich es gleich nach Wanganui schicken lassen?«
      »Nein, mach dir keine Mühe. Ich hole es mir selbst, es sei denn, ich darf das Haus nicht mehr betreten, nachdem ich schuld daran bin, dass nun ganz Auckland von meiner Existenz weiß.«
      »Doch, natürlich kannst du deine Sachen persönlich abholen. Mein Vater ... ich meine, dein Vater wird wahrscheinlich nicht mehr da sein ...«
      »Was heißt das?«
      »Vater wird sein Amt niederlegen und mit Mutter nach Sydney gehen. Sie haben ihm eine Stelle angeboten. Er wird dort zwar nicht mehr Bischof sein, aber er hat sein Auskommen.«
      »Und ihr alle glaubt, dass es meine Schuld ist, nicht wahr?«, schnaubte Vivian.
      Statt ihr böse zu sein, nahm Frederik Vivian in die Arme und drückte sie fest an sich.
      »Nein, du hast dir nichts vorzuwerfen. Es war allein meine Eifersucht auf diesen Ben, warum ich dich so angefahren habe. Du hast mir einen Gefallen getan. Einen großen sogar. Durch dich habe ich begriffen, was wirklich wichtig im Leben ist. Und jetzt muss ich damit umgehen, dass ich das Liebste verloren habe, bevor ich es überhaupt jemals besessen habe.« Er ließ sie los und sah ihr fest in die Augen. »Du bist die ehrlichste, schönste und zauberhafteste Frau, die mir je begegnet ist.« Dann riss er seinen Blick los, wandte sich um und machte sich auf den Weg zurück.
      Vivian starrte ihm stumm hinterher, bis Matui ihr unsanft in die Rippen stieß. »Aufwachen, Prinzessin! Lauf und sag ihm endlich die Wahrheit!«
      Sie aber ließ sich laut stöhnend auf einen Stuhl fallen. »Erzähl weiter, Matui!«, bat sie den Maori.
      »Ich möchte mal wissen, von wem du diese Sturheit geerbt hast«, knurrte Matui. »Makere war ein so sanftmütiges Wesen.«
      »Und was hat es ihr genutzt? Sie ist todunglücklich geworden!«
      »Aber, tamahine, was verlangst du denn noch von ihm?«
      »Dass er um mich kämpft, dass er mir einen Antrag macht...«
      Matui schnaufte verächtlich. »Bist du taub? Er hat dir gerade seine Liebe zu Füßen gelegt, und du lässt ihn einfach ziehen. Wie kann man nur so nachtragend sein?«
      »Das frage ich mich auch, denn du warst es doch, der Henry umgebracht hat. Er war die mumifizierte Leiche, die neulich in Russell gefunden wurde.«
      Vivian hatte kaum zu Ende gesprochen, da bereute sie ihre Worte bereits bitter. Matuis Gesicht war wie versteinert.
      »Bitte, Matui, sei mir nicht böse. Es tut mir leid. Ich benehme mich wie ein Kindskopf, nur weil Frederik mich völlig durcheinanderbringt und ich doch eigentlich ... ich ...«, stammelte sie verzweifelt, während ihr dicke Tränen über die Wangen rollten.
      »Ich habe ihn nicht umgebracht.«
      »Matui, und wenn schon, ich kann es verstehen. Ich weiß auch nicht, was mit mir ist. Ich liebe ihn doch.«
      Matui aber hörte ihr gar nicht mehr zu, sondern fing mit seiner sonoren Stimme zu reden an. »Ich habe ihn damals in Russell aufgespürt und in den damals schon halb verfallenen Schuppen nach Oneroa gelockt. Er war völlig ahnungslos, wollte mich niederschlagen, weil seine Mutter meinetwegen zwischen die Linien geraten sei. Ich konnte den Schlag erfolgreich abwehren und mein Messer zücken. Er war verdutzt, schlug vor, wir sollten uns wieder vertragen. Schließlich seien wir wie Brüder aufgewachsen. Schlotternd stand er an eine Wand gelehnt da und flehte mich an, ich möge das Messer wegnehmen. Ich sagte, das werde ich tun, nachdem ich es ihm ins Herz gestoßen hätte. Er zitterte, während ich ihm ganz ruhig von der Frucht seiner Gewalttat und meinem Versprechen erzählte, das ich Tiaki gegeben hatte. Er war weiß wie die Wand hinter ihm. Dann ließ er unter sich. Ich wollte dem Elend ein Ende bereiten, doch da fasste er sich ans Herz, stöhnte auf und sackte leblos in sich zusammen. Und ich habe zu Gott gebetet und ihm gedankt, dass er ihn gerichtet hat, damit ich nicht zum Mörder wurde.«
     

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