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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Platz!«
      Vivians Wangen glühten vor Verlegenheit. Da entdeckte sie in einer Ecke Frederik, so vertieft in das Gespräch mit einer blond gelockten Frau, dass er sie nicht einmal bemerkte.
      Der aufdringliche fremde Mann war inzwischen von seinem Stuhl aufgestanden und bot Vivian seinen Arm an, doch sie zischte nur: »Lassen Sie mich in Ruhe!« und steuerte auf Frederiks Tisch zu.
      »Kann ich dich mal unter vier Augen sprechen?«, fragte sie, statt ihn zu begrüßen. Frederik fuhr herum und machte keinen besonders begeisterten Eindruck, sie zu sehen.
      »Meine Güte, Sie haben aber auch ein Talent, in den unmöglichsten Augenblicken zu erscheinen! Und dass Sie sich das überhaupt noch trauen. Da haben Ihr Verlobter und Sie ja was Feines angerichtet«, schnaubte Isabel entrüstet.
      Jetzt fand auch Frederik seine Sprache wieder. »Wie du siehst, ist es gerade schlecht, weil Isabel überraschend aus Auckland gekommen ist, um mit mir zu reden. Vielleicht setzt du dich einfach zu uns.«
      »Nein, Frederik, ich setze mich doch nicht mit dieser Person an einen Tisch«, protestierte Isabel.
      Frederik rang noch nach den richtigen Worten, als Vivian ihm zuvorkam. »Es hat sich schon erledigt«, bemerkte sie kühl und drehte sich auf dem Absatz um.
      »Vivian, vielleicht später!«, rief er ihr hinterher, aber das hörte sie nicht mehr. Sie hatte das schreckliche Gefühl, das alles schon einmal erlebt zu haben. Wie dumm von mir zu glauben, dass er sich grämt und nur darauf wartet, dass ich ihm meine Liebe gestehe, dachte sie bitter. Zumal er davon ausgehen muss, dass ich mit Ben verlobt bin. Dieses Mal aber rannte sie nicht, sondern stieg wie betäubt auf den Berg zurück.
      Als sie bei Matuis Haus angekommen war, fand sie ihn tief schlafend auf seiner Matte vor. Das kam ihr sehr gelegen, denn sie hätte nicht die Kraft besessen, über ihren peinlichen Auftritt zu sprechen. So setzte sie sich auf die Veranda, um den Geräuschen der Tiere zu lauschen, die hier oben in der Dämmerung besonders intensiv waren. Ich habe alles falsch gemacht, dachte sie resigniert, und ich habe außer hier oben auf dem Berg kein Zuhause mehr. Das Schlimmste aber war die Erkenntnis, dass es auch kein Zurück nach London mehr gab, denn sie gehörte mit Leib und Seele in dieses Land. Ihr traten vor lauter Selbstmitleid Tränen in die Augen, als der Hund der alten Maori schwanzwedelnd auf sie zukam und sich vertrauensvoll auf ihre Füße legte. Vivian musste wider Willen lachen. Einen treuen Freund hatte sie wenigstens in Neuseeland gewonnen. Einen struppigen alten Huntaway.
      Seufzend blickte sie in die Ferne. Es wurde langsam dunkel, doch der volle Mond sorgte dafür, dass die Umgebung noch gut zu erkennen war. Sie erschrak, als sie am Eingang zum Dorf einen Schatten sah. Auch der Hund schien Witterung aufgenommen zu haben, denn er setzte sich auf. Obwohl er Knickohren besaß, war unschwer zu erkennen, dass er etwas hörte. Als die Gestalt näher kam, erkannte Vivian, wer der späte Besucher war. Ebenso wie der Hund, der Frederik nun schwanzwedelnd und freudig bellend entgegenlief.
      Vivian aber spürte einen solchen Kloß im Hals, dass sie befürchtete, kein Wort herauszubringen. Frederik betrat die Veranda und setzte sich.
      »Du wolltest mit mir reden?«, fragte er.
      »Ja ... nein, es hat sich schon erledigt«, erwiderte Vivian und bereute sogleich, dass sie ihm Gleichgültigkeit vorzuspielen versuchte, während in ihrem Herzen ein Feuer loderte und dies ihre allerletzte Gelegenheit war, die Missverständnisse auszuräumen.
      »Das ist nicht wahr«, fügte sie deshalb heiser hinzu. »Ich habe dich aufgesucht, weil ich dir sagen wollte, dass ich nicht mehr mit Ben verlobt bin. Ich habe die Verlobung gelöst, weil ich gemerkt habe, dass der Platz in meinem Herzen besetzt ist. Und im Streit ist mir herausgerutscht, dass ich die Tochter des Bischofs bin. Da hat er geglaubt, ich würde meinen eigenen Bruder lieben, und da musste ich es ihm doch sagen, um Schlimmeres zu verhindern.«
      Sie blickte ihn fordernd an. Es verunsicherte sie zutiefst, dass er keine Miene verzogen hatte.
      »Nun sag doch was! Vor allem das eine: Was wollte Isabel von dir?«
      »Sie wollte mir sagen, dass sie zu mir steht, auch wenn ich nicht der Sohn des Bischofs bin. Dass ich in Auckland bleiben solle und dass ihr Vater mich wieder einstellen werde.«
      »Dann ist doch alles in Ordnung«, brachte Vivian nur mit Mühe heraus, denn ihr

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