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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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hat entschieden, Anklage zu erheben. Diese wird Ihnen in wenigen Tagen zugehen.«
      Lily schlug die Hände vor das Gesicht. »Das ist ja furchtbar.«
      »Und ich bin hier, um Ihnen meine Hilfe anzubieten. Ihr Mann und Sie haben Vorjahren der Schwester meiner inzwischen verstorbenen Frau, die damals in Mangawhai lebte, das Leben gerettet. Das fiel mir ein, als ich von Ihrem Fall hörte, und ich ergreife nun die einmalige Gelegenheit, es wiedergutzumachen. Ich biete Ihnen an, Sie zu verteidigen.«
      »Aber ich weiß nicht, ob ich das bezahlen kann.«
      Der Anwalt lächelte. »Von Ihnen will ich keinen Cent. Es ist mir eine Ehre, dem Engel der Maori meine Dankbarkeit zu erweisen.«
      Lily nahm die Hände vom Gesicht und sah ihn gerührt an. »Ich freue mich, wenn Sie mir beistehen, aber wie kann der Mann so etwas tun? Das Kind war tot, und ich hatte die Geburt eingeleitet. Da hat er seine Frau halb tot fortgezerrt, obwohl ich ihn deutlich gewarnt hatte, dass sie sterben würde.«
      »Tja, und er behauptet, Sie hätten das Kind mit einem Eingriff getötet und seine Frau fehlerhaft behandelt, sodass sie an den Folgen gestorben ist.«
      »Das ist gelogen. Ich war doch Zeuge. Er hat seine Frau auf dem Gewissen. Wahrscheinlich hat er das Kind durch Tritte oder Schläge getötet«, erklärte Matui empört.
      »Aber was geschieht, wenn sie mich schuldig sprechen?«
      »Das sollten Sie sich lieber nicht vorstellen. Auf Totschlag, begangen durch grobe Fahrlässigkeit, steht Gefängnis.«
      »Ich kann beschwören, dass der Mann seine Frau misshandelt und sie fortgeschleppt hat, obwohl sie in Lebensgefahr schwebte«, mischte sich Matui energisch ein.
      »Das ist gut. Sehr gut sogar. Natürlich werde ich Sie als Zeugen benennen. Aber stimmt es, dass Sie gar keine Ärztin sind?«
      Lily wurde kreidebleich. »Ich habe kurz an der Otago in Dunedin studiert und mir sonst alles aus Büchern und durch die enge Zusammenarbeit mit meinem verstorbenen Mann angeeignet.«
      Der Anwalt stöhnte laut auf. »Das ist nicht gut.«
      »Aber es gibt doch so viele Frauen, die bezeugen können, dass ich ihnen geholfen habe.«
      »Ich weiß. Leider ist meine Schwägerin nach dem Tod meiner Frau nach England gegangen. Sonst hätten Sie eine wahrlich glaubwürdige Zeugin. Schreiben Sie mir bitte alle Namen der Frauen auf, die Sie erfolgreich behandelt haben. Die müssen das Gericht überzeugen, dass Sie niemals grob fahrlässig gehandelt haben.«
      »Das habe ich doch auch nicht. Claire Füllers Kind war tot. Da habe ich die Geburt eingeleitet, und als die Wehen einsetzten, hat ihr Mann sie verschleppt«, protestierte Lily verzweifelt.
      »Ich habe in Whangarei bereits erwirkt, dass man Sie auf keinen Fall vorher ins Gefängnis steckt, weil ich auf nicht schuldig plädieren werde und davon überzeugt bin, dass wir damit durchkommen. Sagen Sie, gibt es in der Nähe ein Hotel? Ich muss ein paar Tage bleiben, um alle möglichen Zeugen zu befragen.«
      »Kommt gar nicht in Frage. Sie schlafen bei uns im Haus.«
      »Gut, dann machen Sie doch mal die Liste fertig mit Adressen, damit ich die Leute vorher befragen und mich davon überzeugen kann, ob sie als Zeugen zu gebrauchen sind oder nicht.«
      Lily atmete tief durch, bevor sie die Namen derer notierte, die sie in letzter Zeit erfolgreich behandelt hatte. Der Anwalt blickte ihr skeptisch über die Schulter. »Misses Ngata, das sind aber alles Maori-Namen.«
      »Ja, na und? Sind das etwa keine Frauen?«, fauchte sie ihn an.
      William Brewer aber schien ihr nicht böse zu sein. »Doch, doch, ich vertrete oft Maori, aber um die Jury zu überzeugen, sollten Sie ebenso viele Pakeha auf die Liste setzen. Weil die Tote eben eine weiße Farmersfrau war.«
      Lily schrieb nun die Namen aller weißen Frauen auf, denen sie erfolgreich geholfen hatte, und reichte ihm das Papier.
      »Dann werde ich gleich mal anfangen«, erklärte der Anwalt entschieden.
      »Ich bringe Sie zur Tür«, erklärte Matui übereifrig und begleitete William Brewer auf den Flur hinaus.
      »Sie werden sie da unbeschadet herausholen, nicht wahr?«
      Der Anwalt nickte. »Ich bin mir ziemlich sicher, zumal dieser Mister Füller ein ziemlich unangenehmer Mensch sein soll, für den ein Anwalt wie ich ein rotes Tuch ist. Wäre doch gelacht, wenn es mir nicht gelänge, ihn dazu zu bringen, dass er sich auf mich stürzt.«
      »Ich weiß nicht, ob das wichtig ist, aber von einer Maori, deren Freundin

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