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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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ungutes Gefühl, aber wenn sich ihr Verdacht bestätigte, dann musste sie handeln, und zwar schnell.
      Sie beugte sich über die Schwangere und horchte mit einem Hörrohr den ganzen Leib der Frau ab. Er war so prall, dass Lily keinen Zweifel daran hegte, dass das Kind übertragen war, doch wie befürchtet, war nicht die Spur eines Herztones zu hören. Lily war sich fast sicher, dass das Kind bereits im Mutterleib gestorben war und dass es nun allerhöchste Zeit wurde, die Geburt einzuleiten.
      »Es ist etwas nicht in Ordnung«, jammerte Claire. »Ich sehe es doch an Ihrem Gesicht.«
      Ein Beben durchlief Lilys Körper, doch ihr blieb keine andere Wahl, als der Hochschwangeren die Wahrheit zu sagen.
      »Ich befürchte, das Kind ist tot, aber wir können Sie retten, wenn wir sofort die Geburt einleiten.« In höchster Eile mischte Lily Claire einen Kräutertrank mit Rizinusöl, den sie ihr einflößen musste, denn die Frau schien in eine Art Schockstarre gefallen zu sein.
      Dann bereitete sich Lily heißes Wasser zu und legte Handtücher bereit. Sie hatte mit Tamati schon häufig Geburten eingeleitet und wusste genau, was zu tun war. Meistens hatte es nach Einnahme des Tranks funktioniert.
      »O weh, o weh!«, rief Claire plötzlich aus. »Ich habe Durchfall. Ich kann nichts dagegen tun.«
      »Das ist gut. Sehr gut sogar. Wenn wir Glück haben, folgen die Wehen.«
      Lily tastete nun den Bauch noch einmal ab. Jetzt erst fielen ihr die Hämatome auf, die über den Bauch der jungen Frau verteilt waren. Auch ihre Oberschenkel waren mit blauen Flecken übersät. Doch es war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, die arme Frau danach zu fragen. Lily sah öfter solche Verletzungen und wusste, wo sie herrührten. Die meisten Frauen leugneten zunächst vehement, dass sie von ihren Männern misshandelt wurden, doch viele hielten das nicht lange durch und schütteten Lily schließlich doch noch ihr Herz aus. Sie flehten sie aber alle an, sich nicht einzumischen. Lily hielt sich daran, aber es fiel ihr verdammt schwer. Keine Frage, Mister Füller war einer von diesen Schlägern. Ob er versucht hatte, sein eigenes Kind zu töten? Lily nahm sich vor, mit Claire ein offenes Gespräch zu suchen, sobald sie der Frau das Leben gerettet hatte, doch dazu sollte sie nicht mehr kommen.
      In diesem Augenblick nämlich flog die Tür des Behandlungszimmers auf, und ein fluchender Mann stürzte herein. Er wurde gefolgt von Matui, der lauthals schrie: »Sie dürfen hier nicht rein! Sie haben hier nichts zu suchen!«
      »Von dir lasse ich mir gar nichts sagen, schwarzer Mann!«, brüllte der breitschultrige, kahlköpfige Kerl unflätig, bevor er seine Frau auf das Übelste zu beschimpfen begann und die Hand hob, als wolle er sie schlagen. Sie stieß einen durchdringenden Schrei aus und hielt sich den Bauch.
      Lily erschauderte. Die Wehen hatten eingesetzt. Sie musste handeln. Und zwar sofort. Außerdem nebelte dieser Kerl den Behandlungsraum mit seinen üblen Alkoholausdünstungen ein.
      »Habe ich es dir nicht verboten, zu dieser Maori-Hure zu gehen?«, pöbelte der betrunkene Mann, aber Lily ging beherzt dazwischen, obwohl ihr seine Fahne so kräftig ins Gesicht blies, dass ihr schlecht wurde.
      »Raus hier! Sofort! Wenn Ihre Frau das Kind nicht gebärt, dann ist ihr Leben in Gefahr. Für Ihr Kind können wir nichts mehr tun.«
      Der Farmer aber packte Lily an den Schultern und schleuderte sie zu Boden. Mit der Art, wie er das tat, ohne mit der Wimper zu zucken, bewies er Lily, dass er öfter gewalttätig wurde.
      »Du hast mir gar nichts zu sagen. Du bist ja nicht mal eine Ärztin!« Dann zerrte er grob an seiner Frau. »Los, aufstehen! Wir fahren nach Hause.«
      Obwohl Lilys Lippe blutete und ihr Kopf schmerzte, flehte sie den Mann an, seine Frau mit ihrer Hilfe das Kind zur Welt bringen zu lassen. »Hören Sie, wenn Sie Ihre Frau jetzt von hier fortbringen, wird sie Ihnen unterwegs sterben.«
      »Sie bekommt das Kind zu Hause und nicht in diesem Hurenhaus. Und jetzt halt deinen Mund. Sonst wirst du mich noch kennenlernen.« Dann hielt er inne. »Das ist ja widerlich. Was hast du mit ihr gemacht, dass sie sich vollgeschissen hat? Na warte, das wird ein Nachspiel haben!«
      »Seien Sie vernünftig. Lassen Sie Ihre Frau da liegen!«, bat nun auch Matui. »Sie bringen Sie sonst um.«
      »Wenn sie draufgeht, ist die da schuld«, geiferte der Farmer und zerrte seine halb bewusstlose Frau von der Liege und nach

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