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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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auf der Farm gearbeitet hat, habe ich gehört, dass er seine Frau wohl gern losgeworden wäre. Er hat nämlich ein Techtelmechtel mit der jungen Haushaltshilfe angefangen.«
      »Interessant, der jungen Dame werde ich mal auf den Zahn fühlen. Mich kennt Mister Füller ja nicht. Noch nicht!« Der Anwalt strich sich nachdenklich über seinen Bart. »Wir schaffen das schon. Ich habe eigentlich selten einen Fall verloren, von dem ich überzeugt war.«
      »Darf ich Sie noch etwas anderes fragen?« Matui blickte sich vorsichtig um. Erst nachdem er sich vergewissert hatte, dass Lily nicht zuhörte, trat er einen weiteren Schritt auf den Anwalt zu. »Ich brauche Ihren Rat. Für einen Freund. Der wollte aus gutem Grund jemanden umbringen. Er hat sein Opfer an einen einsamen Ort gelockt und wollte sein Werk vollenden, doch der Mann brach tot zusammen, bevor er ihm das Messer ins Herz rammen konnte. Man hat ihn offenbar nicht gefunden, denn es ist bereits ein paar Jahre her. Wenn man ihn doch einmal entdecken sollte, kann man dann feststellen, dass er eines natürlichen Todes gestorben ist? Oder kann mein Freund unter Umständen dafür vor Gericht gestellt werden?«
      Täuschte sich Matui, oder war da gerade ein Lächeln über das markante Gesicht des Anwaltes gehuscht?
      »Bestellen Sie Ihrem Freund Folgendes: Wenn man den Mann nach so langer Zeit fände, würde man wahrscheinlich nicht einmal mehr mit Sicherheit sagen können, wer er war, geschweige denn, wie er umgekommen ist. Und wenn Ihr Freund außer Ihnen keine Mitwisser hat, kann ihm gar nichts geschehen. Und falls alle Stricke reißen sollten, dann hätte Ihr Freund einen guten Anwalt.«
      Matui wurde es heiß. Er hatte verstanden. Der Anwalt nahm ihm jenen ominösen Freund nicht ab.
      »Danke!«, sagte er ergriffen. »Vielen Dank.«
      »Darf ich Sie jetzt auch etwas fragen? Wie lange ist Misses Ngatas Mann eigentlich schon tot?«
      »Über ein Jahr.«
      »Danke!«, erwiderte der Anwalt verschmitzt. »Vielen Dank.«
      Matui sah dem gut aussehenden Anwalt hinterher, während dieser mit energischem Schritt um eine Ecke verschwand. Es wäre schon gut, wenn Lily einen neuen Mann fände, der sie beschützt, ging es Matui durch den Kopf, für den Fall, dass die Ahnen ihn zu sich rufen würden. In dem Alter dafür war er allemal. Viele, die er kannte, erreichten nicht einmal das fünfzigste Lebensjahr, und er wurde bald sechzig. Er musste plötzlich an ein Erlebnis aus seiner Kindheit denken. Er hatte an einem Ritual teilnehmen dürfen. Er erinnerte sich noch genau an das Feuer, die Tänze und die Stimme seines Großvaters. Komm her, Matui, sieh, was ich für ein alter Mann bin, aber ich schwöre, du wirst noch älter. Du wirst in einem biblischen Alter zu den Ahnen gehen, das noch keiner vor uns je erreicht hat. Wie lange hatte er nicht mehr an seine Kindheit gedacht, und nun lief alles vor seinem inneren Auge ab, als sei es gestern gewesen. Und wenig später hatte man den alten Mann einfach abgeschlachtet. Matui schüttelte sich. Wenigstens durfte er in der Nähe seiner Nichte Lily sein. Er empfand es als Geschenk der Ahnen, dass er sie gefunden hatte. Manches Mal war er versucht gewesen, ihr anzuvertrauen, wie ihr Vater gestorben war, aber da sie niemals von ihm sprach, sah er letztendlich keine Notwendigkeit dazu.
      Der Anwalt flößte ihm zwar Vertrauen ein, und trotzdem quälte ihn eine dunkle Ahnung, dass etwas Furchtbares geschehen würde.
     
     

Whangarei, April 1885
     
    Dunkle Wolken hingen über dem neu errichteten Gerichtsgebäude an der Walton Street, als Lily es in Begleitung ihres Anwaltes betrat. Matui war vorgegangen, um sich einen Platz im Zuschauerraum zu sichern, denn die Farmer hatten angedroht, alle gemeinsam den Prozess zu besuchen.
      Lily aber ging durch die Reihen zu ihrem Platz, ohne nach links oder rechts zu sehen. Kalte Schauer rieselten ihr den Rücken hinunter, als sie sich setzte. Sie kam sich vor wie in einem Käfig,
      Doch William flüsterte ihr ermutigend zu: »Ich bin bei Ihnen, auch wenn ich da vorn an dem Tisch sitze.«
      Lily nickte und entspannte sich ein wenig, wenngleich es in ihrem Kopf zum Zerbersten hämmerte. Es hatte heute Nacht angefangen und wollte und wollte nicht besser werden. Ich kann nur froh sein, dass ich nicht in Fesseln vorgeführt werde wie eine Mörderin, ging es ihr durch den Kopf, während sie ihre Finger sanft gegen die Schläfen drückte. Sie wandte ihren Blick jetzt dem Richter zu,

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