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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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dich«, stöhnte er wieder und wieder und ließ sich neben sie auf das Laken fallen. Er hielt die Augen geschlossen, damit dieser Traum kein Ende nahm. Ein letztes Mal hatte er an den Früchten der Leidenschaft gekostet, einer Leidenschaft, die er mit June Hobsen niemals würde erleben dürfen, denn er begehrte sie nicht. O ja, das Bild der kleinen Maggy, das sollte sich unauslöschlich in sein Herz einbrennen. Wann immer er in Zukunft mit June die ehelichen Pflichten vollziehen musste, würde er an diesen Augenblick denken. Er erschauerte und tastete nach ihrem schlanken Körper.
      »Ich liebe dich. Warum sagst du nichts? Liebst du mich nicht mehr?«, gurrte er, und als keine Antwort kam, riss er die Augen auf und wandte sich ihr zu. Bei ihrem Anblick erschrak er so sehr, dass er entsetzt die Hände vor das Gesicht schlug. Leblos lag ihr Kopf auf der Seite, ihre Augen waren geschlossen, und ihr Mund war wie zu einem Schrei starr geöffnet. Ich habe sie umgebracht, durchfuhr es ihn eiskalt, und er sprang vom Bett auf.
      »Maggy!«, rief er verzweifelt. »Kleine Maggy, meine kleine Maggy, das wollte ich nicht. Komm, wach auf!« Doch sie rührte sich nicht. Wie tot lag sie auf dem weißen Laken, das von einem einsamen Blutfleck beschmutzt war. Noch einmal zuckte er erschrocken zusammen. Sein Atem ging stoßweise. Was hatte er nur getan? Er hatte sich an einem unschuldigen Kind vergriffen. Er ballte die Fäuste und murmelte: »Nein, o nein.« Dann legte er zögernd den Kopf auf ihre Brust. Was hätte er darum gegeben, ihren Herzschlag zu hören. Erleichtert atmete er auf, als er es pochen hörte. Sie lebte. Er musste sie wecken, ihr einschärfen, dass sie mit keinem Menschen über das Vorgefallene sprechen durfte. Mit einem Mal war er völlig nüchtern.
      »Maggy, wach auf!«, bettelte er, doch sie reagierte nicht. »Maggy, bitte wach auf!«, flehte er laut und immer lauter. So laut, dass er nicht hörte, wie sich die Tür hinter ihm öffnete und jemand entsetzt neben ihn trat.
      Erst als der Schein einer Kerze das Zimmer erhellte und er sie bestürzt stammeln hörte - »Was hast du ... mein Gott, was hast du getan?« -, bemerkte Henry seine Mutter. Ohne zu zögern, zog er hastig die Bettdecke bis zu Maggys Hals hoch.
      Doch Emily hatte bereits gesehen, was er vor ihr zu verbergen versuchte. Außerdem verriet ihr die Hose, die ihrem Sohn in den Kniekehlen hing, was geschehen war. »Du hast sie ... mein Gott, du hast sie umgebracht, du...« Ein Schluchzen entrang sich Emilys Kehle.
      »Nein, Mutter, sie lebt. Sie muss ohnmächtig geworden sein«, widersprach Henry heftig.
      »O Gott, was hast du ihr nur angetan? Du ... du ...« Wie eine Furie drosch Emily mit den Fäusten auf die Brust ihres Sohnes ein.
      »Ich habe nichts getan, Mutter«, entgegnete er weinerlich. »Nichts, was sie nicht gewollt hätte. Sie hat mich verführt.«
      Die Antwort seiner Mutter war ein verzweifeltes Lachen. »Auch wenn ich das jederzeit beschwören würde, um dich nicht in Schwierigkeiten zu bringen, wir beide wissen, dass es nicht wahr ist. Du hast dich wie ein Tier über sie hergemacht. Und dabei hast du sie umgebracht. Sieh dich doch nur an: Du bist ein Bär von einem Mann, und dann dieses zarte Geschöpf. O nein, o nein, lass es nicht wahr sein!«
      »Mutter, ich ... ich habe ihr nichts ... nichts getan, was sie nicht auch gewollt hätte«, stammelte Henry, während er mit hochrotem Kopf die Hose hochzog. »Sie hat mich leidenschaftlich geküsst, und da dachte ich, sie wolle das ...«
      Emilys Antwort war eine schallende Ohrfeige. Auf dem roten Gesicht ihres Sohnes prangten alle fünf Finger.
      »Sie ist ein Kind, und du bist ein Mann. Sie ist deine Schwester. Und sie ist eine Maori. Dass du vor nichts haltmachst, du Lüstling ...!«, keifte sie, während sie Maggy leichte Schläge ins Gesicht versetzte. »Bitte, Kind, wach doch endlich auf.«, flehte sie, bis die junge Maori schließlich ein gequältes Stöhnen von sich gab. Die Augen hielt sie noch immer fest geschlossen.
      »Geh!«, fauchte Emily ihren Sohn an. »Geh mir aus den Augen. Und ich erwarte von dir, dass du schnellstens - das heißt noch in den nächsten Monaten - June Hobsen zur Frau nimmst. Und solltest du dich Maggy noch einmal weiter nähern, als es sich schickt, werde ich deinem Vater verraten, was du getan hast. Und dann gnade dir Gott. Er wird dich umbringen.«
      Henry starrte seine Mutter fassungslos an.
      »Ich habe gesagt: Geh auf

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