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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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dein Zimmer! Und noch morgen machst du den Hobsens deine Aufwartung und nimmst June noch in diesem Winter zu deiner Frau. Hörst du?«
      »Und du wirst es Vater nicht erzählen? Bitte, Mutter, nicht! Er hat doch ohnehin immer etwas an mir auszusetzen. Bitte, tu es nicht. Ich verspreche dir, ich werde in Zukunft einen Riesenbogen um Maggy machen«, jammerte er.
      »Nein, ich muss ihn schonen, weil es ihn zu schwer treffen würde«, erwiderte Emily kalt, bevor sie ihren Sohn streng anfunkelte. »Es darf keiner erfahren. Hörst du? Kein Mensch! Ich werde schweigen, aber seinetwegen!«
      »Nein, kein Wort wird über meine Lippen dringen. Ach, Mutter, dieser verdammte Alkohol!« Er wollte sie umarmen, doch sie wehrte ihn ab. Dann fügte er ängstlich hinzu: »Aber was, wenn sie etwas sagt?«
      Emily warf Maggy einen prüfenden Blick zu. »Das lass nur meine Sorge sein. Ich werde ihr vorschreiben, was sie zu tun und zu lassen hat. Und nun geh, bevor sie noch aufwacht und sich an alles erinnert.«
      »Ja, Mutter«, erwiderte Henry wie ein kleiner Junge, der einen üblen Streich bitter bereute, bevor er mit gesenktem Kopf davonschlich.
      Emily betrachtete das stöhnende und sich unruhig von einer Seite auf die andere werfende Mädchen nachdenklich und zog ihr dann mit einem Ruck die Bettdecke weg. Voller Abscheu betrachtete sie den verräterischen Blutfleck auf dem blütenweißen Laken. Ekel erfasste ihren ganzen Körper, doch sie hatte keine andere Wahl. Mit einem einzigen Griff riss sie dem Mädchen das Laken unter dem Körper fort. Mit zitternden Fingern knüllte sie es zusammen, warf es angewidert auf den Boden und holte dann ein neues aus der Kommode. Das drapierte sie unter ihre immer noch vor sich hin dämmernde Tochter, was gar nicht so einfach war. Emily geriet mächtig ins Schwitzen. Sie hatte große Sorge, Maggy würde sie dabei erwischen, doch die wachte erst auf, nachdem Emily ihr Werk vollendet hatte.
      »Nein, bitte nicht, nein«, murmelte Maggy. Sie hielt die Augen noch immer geschlossen.
      Emily hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, offenbarten diese Rufe doch nichts als die grausame Wahrheit. Das Mädchen hatte sich ihrem Sohn auf keinen Fall freiwillig hingegeben. Nach Sehnsuchtsbezeugungen hörte es sich wahrlich nicht an, sondern nach purer Verzweiflung. Emily wurde so schlecht, dass sie jetzt meinte, sich übergeben zu müssen, doch sie durfte keinerlei Schwäche zeigen. Sie atmete tief durch. Das linderte ihre Übelkeit. Schließlich lag es allein an ihr, eine schlimmere Katastrophe abzuwenden. Und schlimmer wäre es gewesen, wenn Henrys Verfehlung bekannt würde. Das darf nicht geschehen, redete sich Emily entschieden ein, während sie besorgt die flackernden Lider ihrer Ziehtochter betrachtete.
      Es dauerte noch eine ganze Weile, bis Maggy die Augen aufschlug. »Wo bin ich?«, krächzte sie heiser.
      »Du liegst in deinem Bett, mein Kind«, redete Emily beruhigend auf sie ein. »Anscheinend hast du schlecht geträumt, denn ich bin von deinem Schreien aufgewacht und sogleich zu dir geeilt.«
      Maggy aber hörte ihr gar nicht zu, sondern setzte sich mit einem Ruck auf. »Wo ist er?«
      »Von wem sprichst du, mein Kind?« Emilys Stimme bebte.
      »Wo ist Henry?« Maggy ließ den Blick verstört durch das Zimmer schweifen.
      »Henry?«
      Maggy sah ihrer Ziehmutter in die Augen. »Henry war bei mir. Wo ist er?«
      »Du musst geträumt haben. Henry ist schon lange im Bett«, erwiderte Emily in der Hoffnung, dass Maggy ihr falsches Spiel nicht durchschaute.
      »Henry war in meinem Schlafzimmer, und er hat Dinge getan, die ich nicht will. Bitte, sag mir - wo ist er?«, bettelte Maggy.
      Emily wurde noch bleicher. Sie konnte das Kind doch nicht ungestraft belügen, aber wie sollte sie sich sonst aus der Affäre ziehen, ohne ihren Sohn zu belasten?
      »Henry war also bei dir?«, fragte sie vorsichtig.
      »Ja, Mutter, ja, ich liebe ihn doch, aber dann hat er mir schrecklich wehgetan ...«
      »Kind, das hast du nur geträumt.«
      »Nein, es tut mir so weh. Es brennt wie Feuer. Glaub mir doch!« Maggy klang spürbar verzweifelt.
      »Pst!« Emily hielt ihrer Ziehtochter den Mund zu. »Das bildest du dir nur ein, mein Kind.«
      Doch da brach Maggy in Tränen aus. »Nein, das ist nicht wahr. Henry war in meinem Zimmer, in meinem Bett, und alles war so schön, doch dann ...« Sie schluchzte verzweifelt auf.
      Emily rang mit sich. Sie würde nicht damit

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