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Der Schwur des Piraten

Der Schwur des Piraten

Titel: Der Schwur des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matteo Mazzuca
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Lauffeuer. Aber dass es Blackmore auf Spinn abgesehen hatte und die Daemon ihm schon auf den Fersen war, wusste niemand.

In dunklen Gassen

    Spinn hatte der Geschichte über Captain Blackmores Rückkehr mit Spannung gelauscht, wusste jedoch nicht so recht, was er davon halten sollte. Es hatte ihn erstaunt und gleichzeitig auch etwas beunruhigt, wie sehr die Piraten die Nachricht erschreckt hatte. Er selbst konnte mit dem Namen Blackmore nichts anfangen und obwohl er noch einige Zeit in der Schenke blieb, hatte er nicht den Mut, einen Piraten zu fragen, was es denn mit dem Unbekannten auf sich hatte. Doch was ging ihn dieser Captain Blackmore auch schon an? Er hatte weitaus Wichtigeres vor. Schließlich hatte er ein Versprechen einzulösen.
    In Tortuga drückten schlechte Nachrichten nie lange auf die Stimmung. Und so war auch die Angst vor Blackmores Rückkehr schnell vergessen, und die Piraten tanzten und tranken so vergnügt und ausgelassen wie zuvor.
    Schließlich wurde Spinn müde und verließ das Wirtshaus. Ziellos schlenderte er durch die Stadt und geriet, ohne es recht zu merken, in immer engere und dunklere Gassen. Da hörte er hinter sich plötzlich eine Stimme: »He, du! Junge!«
    Erschrocken drehte sich Spinn um. »Wer ist da?«, rief er in die Dunkelheit.
    »Ssst! Nicht so laut! Man darf uns nicht hören.«
    Ein buckliges altes Männlein trat aus dem Dunkel hervor. Der Alte hatte einen langen, weißen Bart und stützte sich auf einen knorrigen Stock, der ihn um ein gutes Stück überragte. Seine Augen hatten keine Pupillen. Er war blind.
    Spinn wich einige Schritte zurück, ohne den Alten aus den Augen zu lassen. Der Blinde trug einen Mantel mit einer seltsamen Stickerei, die Spinn trotz der Dunkelheit deutlich erkennen konnte. Es war die Innenfläche einer Hand, die eine tiefe, senkrechte Wunde aufwies.
    Was für ein komischer Alter!, dachte Spinn.
    »Keine Angst, mein Junge! Ich kann dir helfen!«
    »Was willst du von mir? Du kennst mich doch gar nicht! Du kannst mich ja nicht einmal sehen«, rief Spinn misstrauisch.
    »Ich heiße Elia und ich habe dich wiedererkannt. Er ist vor langer Zeit vom Weg abgekommen, genauso wie du gerade vom Weg abkommst«, warnte der Alte in eindringlichem Ton und streckte ihm die Hand entgegen. Spinn wich aus und trat noch weiter zurück.
    »Scher dich weg und lass mich in Frieden, Alter!«, erwiderte Spinn barsch, drehte sich um und ging. Nach ein paar Schritten jedoch durchfuhr ihn ein Gedanke und er blieb abrupt stehen. Von wem hatte der Alte gesprochen? Wusste er vielleicht etwas über seinen Bruder?
    »Ich verdammter Dummkopf!«, fluchte Spinn und lief schnell in die Gasse zurück, aus der er gekommen war. Aber von Elia war weit und breit keine Spur zu sehen. Es schien, als hätte sich der Alte in Luft aufgelöst. Fast glaubte Spinn, sich das alles nur eingebildet zu haben. Gewundert hätte ihn das nicht, so müde wie er war.
    Eines jedoch war sicher, er hatte sich verirrt. Er hatte sich zu weit von den belebten Straßen der Stadt entfernt und war nun in einem Labyrinth aus dunklen, menschenleeren Gassen gefangen. Er hatte das ungute Gefühl, immer nur im Kreis zu laufen.
    Spinn versuchte, sich an den Stimmen und Geräuschen der Stadt zu orientieren, aber sie waren zu weit weg. Das Einzige, was er laut und deutlich vernahm, war das furchtbare Quieken der Ratten, die über den Weg huschten. Spinn schlug das Herz bis zum Hals.
    Die Angst hatte seine Müdigkeit verschwinden lassen und er nahm seine Umgebung jetzt viel aufmerksamer wahr als zuvor. Mit jeder Gasse, in die er lief, schien er tiefer in die Dunkelheit einzutauchen. Doch Spinn ging tapfer weiter, in der Hoffnung, einen Weg aus dem Labyrinth zu finden. Was hätte er sonst auch tun sollen? Die Dunkelheit umhüllte ihn wie ein schwerer Mantel. Die Gassen wurden immer enger und die Mauern höher, fast so, als wollten sie ihn erdrücken.
    Spinn war verzweifelt und seine Augen füllten sich mit Tränen. Da spürte er plötzlich einen seltsamen Luftzug und starrte angestrengt in die Dunkelheit.
    Doch er sah nichts.
    Da war etwas, das wusste er bestimmt. Wenn er nur eine Laterne bei sich hätte!
    Als er ein Geräusch hörte, fuhr er herum. Es war wie ein kurzes, leises Flüstern. Dann herrschte Stille.
    »Wer ist da?«, rief Spinn. »Zeig dich!«
    Er zitterte vor Angst. Etwas Unheimliches ging hier vor sich und er hatte keine Ahnung, was es war. Er ging weiter, immer schneller, bis er seiner Angst in einem gellenden

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