Der Schwur des Piraten
wollen!«
Kurz bevor eine weitere Welle über das Schiff hereinbrach und Spinn mit sich fortreißen konnte, war er in Sicherheit und wurde von der Mannschaft mit großem Jubelgeschrei empfangen.
Auf der Jagd
Die Daemon machte sich bereit zur Jagd.
Der Schwarze hatte sich klar ausgedrückt: Er wollte den Jungen lebend. Seine Ergreifung war für den Meister von enormer Bedeutung, so viel hatte Blackmore begriffen. Er hatte sich jedoch gehütet, Fragen zu stellen. Er wusste, es war besser, sich aus den Angelegenheiten des Meisters herauszuhalten.
Blackmore kannte die Gewässer der Karibik wie seine Hosentasche. Viele Jahre hatte er sie mit der Daemon durchkreuzt. Zahlreiche Schiffe hatte er überfallen und geplündert und war unter den englischen Handelsschiffern weit und breit gefürchtet. Mehrmals hatte man versucht, ihn an den Galgen zu bringen.
Seit er sich aber dem Schwarzen angeschlossen hatte, waren er und seine Mannschaft von der Bildfläche verschwunden. In den ersten Monaten hatte es keine Schenke gegeben, in der man nicht über den Grund für sein mysteriöses Verschwinden gemutmaßt hätte. Einige glaubten, er habe auf der Höhe von Caracas Schiffbruch erlitten. Andere vermuteten, er habe sich zur Ruhe gesetzt, um seine immensen Reichtümer zu genießen. Doch keiner kannte die Wahrheit.
In Wirklichkeit hatte sich Blackmore keineswegs zurückgezogen. Er war zu einem heimlichen Mörder geworden, der rasch und unsichtbar die sieben Meere durchkreuzte. Wenn der Schwarze ihm befahl, ein Schiff zu überfallen, tat er es. Und es erfüllte ihn jedes Mal mit hämischer Genugtuung, wenn die Nachricht über verschollene Schiffe die Leute in Angst und Schrecken versetzte und besorgte Seeleute alte Legenden bemühten, um das plötzliche Verschwinden der Schiffe zu erklären.
Dieses Mal war der Befehl des Schwarzen jedoch ein anderer und Blackmore durfte sich keinen Fehler erlauben.
Die Nacht war finster. Über der Daemon schienen die Sterne nicht leuchten zu wollen. Blackmore schritt langsam das Deck entlang bis zum Bug des Schiffes und blickte in die Dunkelheit. Dann ging er zurück zum Achterdeck, griff entschlossen nach der Schnur einer kleinen Messingglocke und läutete.
Der erste Glockenschlag war noch nicht verschallt, da tauchte lautlos und wie aus dem Nichts seine Mannschaft vor ihm auf und machte sich ohne ein einziges Wort still an die Arbeit. Sie setzten die Segel, zogen die Schoten an und übernahmen das Steuer.
Geführt von jenen grausigen Gestalten und vorwärtsgetrieben von einem Wind so kühl und stark wie der Atem des Todes begab sich die Daemon auf die Jagd. Ein finsterer Gesang erhob sich über dem Schiff, ein Gesang, der Dinge prophezeite, die schon sehr bald stattfinden würden.
Tortuga
Zum Glück hatte ihn O’Fire aufgefangen. Spinn wäre sonst kopfüber unter Deck gepurzelt und hätte sich dabei sehr leicht den Hals brechen können.
Spinn hatte schon früh mit dem Tod Bekanntschaft gemacht und vielleicht schreckte er deshalb vor kaum einer Gefahr zurück. Selbst Yellowbeards verrücktes Gebaren konnte er irgendwie verstehen. Um ein guter Pirat zu sein, brauchte es nicht nur Mut und Entschlossenheit, man musste vor allem waghalsig und unerschrocken sein, stets bereit, sich auch auf scheinbar unmögliche Unternehmungen einzulassen. Der Tod war ein treuer Begleiter der Piraten, er reiste wie ein Teil der Mannschaft immer mit. Man musste ihm nur mit einer gewissen Dreistigkeit begegnen.
Nun hatten sich die Wogen geglättet und die Seabelt , die das Unwetter beinahe unversehrt überstanden hatte, konnte wie gewohnt ihrer Route folgen. Doch der Mannschaft blieb nicht viel Zeit, sich zu erholen. Schon steckte Captain Yellowbeard den Kopf durch die Luke und gab neue Befehle.
»Was zum Teufel macht ihr Weicheier da unten? An die Wanten mit euch! Hisst die Segel! Ich will pralle Segel sehen, die in der Sonne leuchten! Los, bewegt euch! Ich bin es satt, auf diesem alten Zuber herumzudümpeln! Auf, beeilt euch!«
Nach all den Tagen auf See näherten sie sich nun endlich Tortuga, der Pirateninsel.
Eine Hand legte sich auf Spinns Schulter. Er drehte sich um. Es war sein guter alter Freund O’Fire.
»Sei bloß vorsichtig an Land! Die Insel ist voll von Dieben, Betrügern und Mördern und vor allem von Leuten, die sich gerne prügeln.«
»Ich werd schon auf mich aufpassen.«
»Das kann ich dir nur raten!«
Es war bereits Abend, als die Seabelt die Insel erreichte. Im Hafen tummelten sich
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