Der Schwur des Piraten
sich aus Yellowbeards Mund.
Auf einen Schlag war es totenstill auf dem Schiff. Keiner kämpfte mehr, weder Matrosen noch Piraten.
Yellowbeard fiel auf die Knie und warf mit letzter Kraft seinen Degen ins Meer.
»Du hattest Glück«, röchelte er an Lancaster gewandt. »Aber glaube nicht, das s … das s … dass d u … gewinnst!«
Mit einem Ruck zog Lancaster den Degen aus der Wunde des Piraten und schnitt ihm die Kehle durch. Er lachte zufrieden.
Dafür musste dieses Scheusal zahlen.
Bebend vor Zorn griff sich Spinn den Degen eines toten Matrosen und näherte sich Lancaster. Mit einem lauten, heiseren Schrei, in den er seine ganze Wut und Trauer legte, griff er an und war dabei so wild und ungestüm, dass sogar Lancaster für einen Moment überrascht ins Wanken kam.
Auch die anderen Piraten kämpften weiter. Der Tod ihres Captains hatte sie fassungslos gemacht, doch Spinns Zorn spornte sie an. Sie konnten nicht zulassen, dass Yellowbeard umsonst gestorben war. Dieser arrogante Engländer in seiner weißen Uniform würde teuer dafür zahlen. Fest entschlossen ihren Captain zu rächen, warfen sich die Piraten wie wilde Bestien auf ihre Gegner.
Spinn ließ Lancaster keine Zeit zum Luftholen. Er schlug auf ihn ein, ohne dabei einer Strategie oder Taktik zu folgen. Das blinde Verlangen nach Rache trieb ihn an.
Lancaster befand sich in einer Ecke und wehrte Spinns Hiebe ab, griff aber selbst nicht an.
Die Schlacht hatte sich wieder zugunsten der Piraten gewendet. Die Engländer konnten den wutentbrannten Seeräubern nur wenig entgegensetzen und starben wie die Fliegen.
Lancaster beschloss deshalb, sein letztes Ass aus dem Ärmel zu ziehen. Während er Spinns Angriffe abwehrte, gab er einem seiner Matrosen ein Zeichen, woraufhin dieser unter Deck eilte.
Der Degen in Spinns Händen wurde von Schlag zu Schlag schwerer. Seine Hiebe wurden schwächer und unpräziser, sodass es Lancaster immer leichter fiel, sie abzuwehren. Tränen stiegen Spinn in die Augen und trübten seinen Blick. Lancaster ließ den Moment nicht ungenutzt und entwaffnete ihn mit einem Hieb.
Spinn hatte verloren. Der Admiral hatte ihn besiegt.
In diesem Moment ertönten kurz hintereinander drei Kanonenschüsse und am Horizont erschien ein mächtiges Schiff, Lancasters Verstärkung.
»Los, Männer!«, rief O’Fire. »Hinterlassen wir diesen Gecken eine schöne Erinnerung an unsere Degenhiebe!«
Und die Piraten kämpften mit aller Verbissenheit weiter, wohl wissend, dass dies ihre letzte Schlacht sein würde.
»Der Galgen wartet auf dich, Rotzbengel!«, verkündete Lancaster schadenfroh und steckte seinen Degen in die Scheide. »Du sollst dich schließlich nicht für einen Helden halten, wenn du stirbst.«
Spinn schaute zu seinen Kameraden hinüber, die noch immer verzweifelt kämpften. Sie waren dabei, die Oberhand über Lancasters Mannschaft zu gewinnen. Bald würde man sie in Ketten legen. Doch bis dahin würden sie kämpfen.
Blackmore kommt zu spät
Als Blackmore eintraf, trieben nur noch einige Trümmer der Seabelt auf dem flachen Meer, mittendrin die Galionsfigur, die bleich wie eine Leiche auf den sanften Wogen des Wassers tanzte, und daneben eine zerfetzte englische Fahne.
Bitterer Zorn stieg in Blackmore auf. Er wusste sofort, was passiert war. Nun hatte er es auch noch mit der englischen Marine zu tun.
Das machte ihm seine Aufgabe nicht gerade leichter. Sicher hatten sie den Jungen, sollte er überhaupt noch am Leben sein, gefangen genommen und waren nun auf dem Weg nach London.
Blackmore konnte unmöglich riskieren, in die Hände der Engländer zu fallen, denn mit der Hilfe des Schwarzen konnte er dann nicht mehr rechnen.
Er ging in seine Kajüte und goss von der bläulichen Flüssigkeit in die Schale. Er konzentrierte sich und das Gesicht des Schwarzen kam zum Vorschein.
»Blackmore, ich hoffe, du hast gute Nachrichten für mich!«
»Nein, mein Herr. Etwas Unvorhergesehenes ist geschehen. Die englische Marine hat die Seabelt zerstört.«
Das Gesicht des Schwarzen verzog sich zu einer wütenden Fratze. »Bist du sicher?«
»Leider ja, mein Herr. Kein Handelsschiff hätte Yellowbeards Mannschaft je besiegen können. Ich bin sicher, die Engländer bringen ihre Gefangenen nach London.«
» … um sie aufzuhängen. Verdammt! Dazu darf es nicht kommen! Ich brauche den Jungen lebend! Sein Herz muss noch schlagen, wenn das Blut aus seinem Leibe fließt.«
»Mein Herr, ich kann mich in London nicht blicken lassen. Ich
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