Der Schwur des Piraten

Titel: Der Schwur des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matteo Mazzuca

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würde ebenso am Galgen enden.«
    »Natürlich gehst du nicht nach London, Blackmore. Die Situation ist zu riskant, um sie dir allein zu überlassen. Ich werde mich persönlich darum kümmern.«

Blut, Tod und Verrat

    Fünf Dörfer waren der unersättlichen Gier der Dunklen Legionäre schon zum Opfer gefallen und Gerüchte von menschenfressenden Höllenwesen verbreiteten sich wie ein Strohfeuer.
    Doch Skull, Rummy und die anderen Legionäre waren nie in der Hölle gewesen. Ihre Seelen hatten sich noch nicht von ihren sterblichen Überresten getrennt, da war ihr Leib schon zu neuem Leben erwacht oder vielmehr zu einer Art Nicht-Leben.
    Seit dem ersten Bankett, an dem sich Skull so leidenschaftslos beteiligt hatte, ließ ihn Rummy nicht mehr aus den Augen. Sein Verhalten war verdächtig. Es schien, als empfände Skull Mitleid für seine Opfer, sogar dann noch, wenn er sich auf sie stürzte. Zwar versenkte Skull seine Zähne im Fleisch der Menschen und löschte seinen Durst mit ihrem Blut, doch er tat es ohne Leidenschaft. Was ihm fehlte, war der Hass.
    Rummy wollte den Schwarzen nicht mit seinen Vermutungen belästigen. Keiner wusste, wie er reagieren würde. Doch Skulls Verhalten beunruhigte ihn.
    Getrieben von ihrer Gier nach frischem Menschenfleisch nahmen die Legionäre an jenem Tag Kurs auf eine neue Siedlung. Rummy bemerkte schnell, dass irgendetwas nicht stimmte. Die Legionäre waren unruhig. Ihr Knurren war aggressiver als sonst und sie starrten feindselig auf den noch weit entfernten Hafen.
    Skull kam aus seiner Kajüte. »Was ist da los?«
    »Ich weiß es nicht. Das ist das erste Mal, dass sie sich vor einem Angriff so verhalten.«
    »Ja, irgendetwas scheint sie zu verärgern.«
    »Sie starren unaufhörlich auf den Hafen.«
    Skull folgte ihrem Blick. »Ich kann nichts Seltsames erkennen. Nur ein Schiff, das dort vor Anker liegt.«
    »Trotzdem, irgendetwas stimmt nicht«, erwiderte Rummy. »Auf ihren Instinkt ist Verlass.«
    »Warten wir’s ab, bis wir näher dran sind.«

    Als die Black Diamond im Hafen anlegte, wurde sie von einer seltsamen Stille empfangen, die sogar die Legionäre erschauern ließ. Zögernd verließen sie das Schiff und gingen wachsam und in enger Formation in Richtung Dorf. Kein Bewohner ließ sich blicken und auch im Innern der Häuser schien alles verlassen.
    Prüfend streckten Rummy und Skull ihre Nasen in die Luft. Der Geruch war nur schwach, doch über seine Natur bestand kein Zweifel. Es war der Geruch zerstückelter Leichen.
    Mit einem wilden Brüllen preschte Rummy voraus. In einer Blutlache lag das abgenagte Skelett eines Dorfbewohners. Von seinen Knochen tropfte zäh eine klebrige Substanz. Es war schwarzer Speichel.
    Sie hatten richtig vermutet. Der Geruch toter Leiber wurde stärker und immer mehr abgenagte Skelette säumten ihren Weg. Wie ein makabrer Wegweiser führten sie die Legionäre zum Dorfplatz. Dort türmte sich ein riesiger Berg von Skeletten, umringt von anderen Legionären.
    Kaum hatten die beiden Horden einander entdeckt, fielen sie in einem erbitterten und grausamen Kampf übereinander her. Mit ihren scharfen Krallen rissen sie tiefe Wunden ins faulige Fleisch der Gegner und verbissen sich in deren Eingeweiden. Violettes Blut tränkte den Platz und neben den Skeletten der Dorfbewohner lagen bald die leblosen Körper von Legionären.
    Auch Rummy und Skull hatten sich ins Gemenge gestürzt, als plötzlich ein Schuss die Schlacht unterbrach. Die Legionäre hielten inne und wandten sich knurrend um.
    Der Schütze stand aufrecht und bedrohlich hoch oben auf dem Berg von Skeletten. Er war in einen weiten schwarzen Filzmantel gehüllt und trug einen Dreispitz auf dem Kopf. In der einen Hand hielt er die Flinte, deren rauchender Lauf gen Himmel zeigte, in der anderen einen goldenen Degen.
    Rummy erkannte ihn sofort. »Corsaired!«, flüsterte er erschrocken.
    Der Pirat hörte es und rief: »Wer war das? Wer kennt meinen Namen?«
    Mit einem nervösen Grinsen trat Rummy vor. »Ich.«
    »Du hast dich auch sehr verändert«, bemerkte Corsaired, als er Rummy erkannte. Er legte seinen Mantel ab und ein abgenutztes Hemd kam zum Vorschein.
    Er sah aus wie Rummy und die anderen Legionäre. Das Fleisch faulte, das Skelettgesicht und das scharfe Gebiss waren verschmiert vom Blut unschuldiger Opfer.
    »Ich hätte nicht gedacht, dich nach deiner Hinrichtung noch einmal wiederzusehen«, sagte Rummy.
    »Ja, um ein Haar hätte ich in der Hölle gebraten. Stattdessen stehe ich hier