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Der Schwur des Piraten

Der Schwur des Piraten

Titel: Der Schwur des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matteo Mazzuca
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aufhalten!«

In Gefangenschaft

    Spinn erwachte mit fürchterlichen Nackenschmerzen. Was war geschehen? Ganz allmählich nur kehrten die jüngsten Ereignisse in sein Gedächtnis zurück. Das Letzte, woran er sich erinnerte, war die Ankunft eines Reserveschiffes für Lancaster, dessen Mannschaft seine Kameraden schließlich gezwungen hatte, die Waffen fallen zu lassen.
    Er selbst jedoch hatte die demütigende Niederlage nicht akzeptieren wollen und sich erneut auf Lancaster gestürzt. Aber er war nicht weit gekommen. Man hatte ihm von hinten einen Schlag auf den Kopf versetzt, der ihn bewusstlos auf die Planken sinken ließ.
    Nun befand er sich an Bord eines Schiffes. Er wusste nicht, ob es die Firestorm oder das andere Schiff war, vom dem er nicht einmal den Namen kannte. Eines jedoch stand fest: Er war jetzt ein Gefangener der englischen Marine. Diese Reise würde für ihn am Galgen enden.
    Er saß auf den nackten Planken und war mit Ketten gefesselt. Schwere Eisenringe umschlossen seine Arme und behinderten jede Bewegung. Neben ihm vegetierten noch andere Gefangene vor sich hin. Sie hielten die Köpfe gesenkt und starrten mit leerem Blick zu Boden oder hatten die Augen geschlossen. O’Fire, Keepfit und Kook. Und auch Goldmerry, doch der schlief den Schlaf der Gerechten und schnarchte dazu in den höchsten Tönen.
    Typisch Goldmerry! Der lässt sich wirklich von nichts unterkriegen, dachte Spinn und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Im nächsten Augenblick jedoch wischte die Erinnerung an ein weit weniger schönes Bild das Lächeln wieder fort: eine riesige Blutlache auf dem Schiffsdeck und darin der verstümmelte Leib von Captain Yellowbeard.
    »Guten Morgen, Spinn«, begrüßte ihn O’Fire mit einem traurigen Lächeln.
    »Schön euch wiederzusehen, Jung s …«, antwortete Spinn ebenso niedergeschlagen. Dann herrschte für einige Minuten Stille. Keiner hatte Lust zu reden.
    Spinn war der Erste, der das Schweigen brach: »Ist das dein erstes Mal?«
    »Was meinst du?«, fragte O’Fire.
    »Ist es das erste Mal, dass dir das passiert? Dass du Gefangener bist, meine ich.«
    »Ja und nein.«
    »Was soll das heiße n – ja und nein?«
    »In meinem langen Leben bin ich nicht immer Pirat gewesen. Wie du bereits weißt, habe ich sowohl an Land als auch auf See gekämpft. Ich bin einige Male in die Hände meiner Feinde geraten und stand schon mit einem Bein im Grab. Und dennoch bin ich dem Tod immer noch einmal von der Schippe gesprungen. Aber seit ich Pirat bin, wurde ich noch nie geschnappt. Yellowbeard auch nicht.«
    Der Gedanke an Yellowbeard stimmte Spinn erneut traurig. Aber er riss sich zusammen. Dies war nicht der richtige Moment, sich dem Kummer hinzugeben.
    »O’Fire, irgendwie muss es doch möglich sein zu fliehen!«
    O’Fire lächelte matt. »Wir sind Gefangene der englischen Marine. Unsere Reise endet am Galgen.« Der Schotte senkte den Blick.
    Wütend zerrte Spinn an seinen Ketten. »Wir dürfen nicht aufgeben. Wir sind doch Piraten, verdammt noch mal! Yellowbeard hätte an unsrer Stelle versucht diese Ketten mit den Zähnen zu zerbeißen!«
    »Selbst wenn wir fliehen könnte n – sie würden uns gnadenlos jagen, bis sie uns wieder kriegen. Stell dir nur vor, welche Schande das für die Krone wäre: fünf Piraten, die flüchten konnten und das Königreich unsicher machen.«
    »Du könntest uns anführen, schließlich hast du schon aus ähnlichen Lagen einen Ausweg gefunden.«
    »Damals hatte ich Freunde, bei denen ich Zuflucht fand«, erwiderte O’Fire. »Ich hatte meinen Clan. Aber jetz t …«
    »Der ein oder andere wird doch bestimmt noch am Leben sein und uns helfen können!«
    »Nein, Spinn. Das ist vorbei. Es ist zu viel Zeit vergangen, viel zu viel Zeit.«
    »Das verstehe ich nicht, O’Fire.«
    Von draußen waren energische Schritte zu hören. Die Gefangenen hoben den Blick und schauten zur Tü r – mit Ausnahme von Goldmerry, der unbeirrt weiterschnarchte. Die Tür wurde aufgestoßen und Lancaster kam herein.
    Auf seinem Gesicht lag ein zufriedenes, höhnisches Grinsen.
    »Na sieh mal an!«, spottete er. »Das ist also der kümmerliche Rest von Yellowbeards Mannschaft!«
    Spinn fuhr erschrocken zusammen. Waren sie fünf wirklich die Einzigen, die überlebt hatten? Lancaster schien seine Gedanken zu erraten.
    »Ja, kleiner Gauner! Da staunst du, was?«, triumphierte er und fügte an Spinns Kameraden gewandt hinzu: »Mit gewöhnlichem Piratengesindel machen wir kurzen Prozess. Ihr

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