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Der Schwur des Piraten

Der Schwur des Piraten

Titel: Der Schwur des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matteo Mazzuca
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regnete inzwischen in Strömen. Zu beiden Seiten des Hofes befanden sich elegante Unterkünfte, gegenüber dem Eingang ging es zu den Kerkern.
    »Folgt mir!«, befahl der General, und der kleine Trupp gehorchte.
    Nachdem sie in schnellem Schritt den Hof überquert hatten, zog einer der Soldaten einen rostigen Schlüssel aus seiner Rocktasche und öffnete eine Eisentür, durch die man über eine dunkle Wendeltreppe zu den Kerkern gelangte.
    »Zündet die Fackeln an!«, befahl der General.
    Während die Gefangenen den Wachen übergeben wurden, blieben er und Lancaster am Eingang zurück, um endlich unter vier Augen miteinander zu sprechen.
    Begleitet von zwei Männern aus Lancasters Mannschaft ging Spinn vorsichtig die Treppe hinunter. Die Stufen waren nicht nur steil, sondern auch feucht und rutschig.
    Sobald die Vorgesetzten außer Hörweite waren, fragte ein Soldat den Wachposten, der ihnen den Weg zeigte: »Entschuldige, Kamerad, aber darf man vielleicht erfahren, was zum Teufel hier vor sich geht?«
    Der Gefängniswärter musterte die Männer misstrauisch, unsicher, ob er ihnen erzählen sollte, was er wusste. Doch dann antwortete er: »Man sagt, die Königin sei tot.«

In den Kerkern von Plymouth

    Die Gruppe hatte inzwischen das Ende der Treppe erreicht und betrat nun einen schmalen Gang, an dessen Seiten sich kleine, enge Zellen befanden.
    In der ersten landete Goldmerry. Die Soldaten versetzten ihm einen Stoß, dass er hart gegen die Steinwand prallte. Seine Kameraden wurden auf die übrigen Zellen verteilt.
    »Ich sag’s dir, Furge! Halt die Augen offen!«, riefen die Soldaten dem Wächter zu und wandten sich zum Gehen. »Wachablösung ist in vier Stunden.«
    Völlig erschöpft fielen die Piraten in einen tiefen Schlaf.

    Ein stetiges Tropfen auf seinen Nacken weckte Spinn schließlich. Er versuchte sich aufzurichten, doch vergebens, er war zu schwach.
    Wie lange waren sie wohl schon hier unten? Wie viele Stunden hatte er geschlafen? Er lag bewegungslos da und lauschte. Aus den anderen Zellen war kein Mucks zu hören. Er dachte daran, was der Gefängniswärter gesagt hatte. Was würde passieren, wenn die Königin wirklich tot war? Und was bedeutete das für sie?
    Als er noch darüber nachdachte, entdeckte er vor sich auf dem Boden eine Schüssel. Es war dunkel, denn von den Fackeln im Vorraum fiel nur ein schummriges Licht in die Zelle und Spinn konnte den Inhalt der Schüssel nicht sehen. Er tunkte vorsichtig einen Finger in die kalte, feuchte Masse. Es musste sich um eine Brühe mit Brotstücken gehandelt haben, die man ihm wohl schon vor einiger Zeit durch die Gitterstäbe geschoben hatte. Die Brotstücke waren inzwischen völlig aufgeweicht und das Ganze hatte sich in eine Art dünnflüssigen Brei verwandelt. Doch er konnte nicht wählerisch sein. Spinn schlürfte die Schüssel in Windeseile leer.
    Als er auch den letzten Tropfen ausgeschleckt hatte, schmetterte er die Schüssel gegen die Wand, um die unheimliche Stille zu durchbrechen. Doch aus den anderen Zellen war immer noch kein Lebenszeichen zu vernehmen. Erschöpft und niedergeschlagen sank Spinn wieder zu Boden.

    Als er wieder erwachte, fühlte er sich bedeutend besser. Er stand auf und begann in seiner Zelle auf- und abzugehen. Erst langsam, um sich an die Bewegung zu gewöhnen, dann stampfte er immer heftiger mit den Füßen auf den Boden und spürte, wie er allmählich wieder in Schwung kam.
    »Spinn, bist du das?«, fragte eine Krächzstimme unsicher.
    »Goldmerry!«, rief Spinn, der noch nie so froh gewesen war, die Stimme des Alten zu hören.
    »Der Herr sei gelobt, Junge! Du lebst!«
    »Natürlich lebe ich noch!«
    »Wir hatten uns schon Sorgen gemacht. Wir haben dich gerufen, aber du hast nie geantwortet.«
    »Dann hab ich wohl ziemlich fest geschlafen.«
    »Du solltest besser wach bleiben. Hier passieren seltsame Dinge. Wir müssen auf der Hut sein. Es heißt, die Königin sei zu Asche zerfallen!«
    »Was soll das heißen?«, fragte Spinn erschrocken.
    »Das soll heißen, dass man in ihrem Bett nichts als Asche gefunden hat. Zum Glück unterhalten sich die Wachen hier sehr lautstark.«
    Spinn konnte es nicht fassen. Die Königin tot und zu Asche zerfallen?
    Nun rührten sich auch die anderen Piraten in ihren Zellen.
    »Hallo, Kameraden!«, flüsterte Spinn.
    »Warum flüsterst du, Spinn?«
    »Damit uns der Wächter nicht hört.«
    Die Piraten brachen in Gelächter aus. »Der hat einen noch festeren Schlaf als du! So wie der schnarcht

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