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Der Schwur des Piraten

Der Schwur des Piraten

Titel: Der Schwur des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matteo Mazzuca
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durch das struppige Dickicht seines Vollbarts.
    »Es hat keinen Zweck, Spinn«, seufzte Keepfit. »Wir kommen hier nicht mehr raus. Und in unserem Zustand könnten wir niemals einen Kampf gewinnen.«
    Doch Spinn ließ nicht locker. »Das stimmt, hier kommen wir unmöglich frei. Aber vielleicht ergibt sich eine Gelegenheit, wenn wir an Land gehen.«
    Keiner antwortete. Die vergangenen Wochen hatten die Piraten zermürbt und sie waren es leid geworden, Spinns sinnlosen Hoffnungen zu widersprechen.
    Einen Augenblick später wurde die Tür aufgestoßen und Lancaster betrat in Begleitung einiger seiner Männer den Raum.
    »Schafft sie raus!«
    Unsanft packten die Soldaten die Gefangenen und rissen einen nach dem anderen ruckartig auf die Füße. »Hoch mit euch!«
    Die Piraten waren so geschwächt, dass sie Mühe hatten, sich auf den Beinen zu halten.
    Man zerrte sie an Deck, wo das grelle Tageslicht sie blendete und ihnen ganz schummrig wurde.
    Sie waren angekommen. Vor ihnen lag der Landungssteg und dahinter das reiche Städtchen Plymouth mit dem Glockenturm, der über die Häuser wachte. Fünf tiefe Glockenschläge ertönten.
    Außer einem kleinen Trupp Soldaten, der sie in Reih und Glied erwartete, war der Hafen jedoch wie ausgestorben. Da gab es keine Menschenmenge, die den Heimkehrern begeistert zujubelte, keine Blaskapelle und vor allem keine Königin. Der Admiral bahnte sich grob einen Weg durch seine Männer und ging an Land. Er hatte Mühe, seinen Ärger zu verbergen, als er sich an den General wandte, der den Trupp anführte.
    »Was hat das zu bedeuten?«
    Der General blickte ihn ungerührt an. »Admiral Lancaster, bitte folgen Sie mir zusammen mit Ihren Gefangenen.«
    »Ich verlange eine Erklärung!«
    »Während Sie auf See waren, kam es hier zu ernsten Zwischenfällen.«
    »Zwischenfällen?«
    » Ernsten Zwischenfällen.«
    Lancaster gehorchte widerwillig.
    Bewacht von zehn Soldaten betraten Spinn, O’Fire, Goldmerry, Keepfit und Kook nach der langen, strapaziösen Fahrt endlich wieder das Festland.
    Der Trupp ging ihnen voraus. Lancaster lief nach vorn, um erneut mit dem General zu sprechen. »Gibt es denn hier keine Kutsche?«
    »Nein.«
    Lancaster konnte seinen Zorn nur noch schwer unterdrücken. Er hatte es nicht mit einem der gefürchtetsten Piraten der Karibik aufgenommen, um so empfangen zu werden. Aber seine Disziplin siegte über seinen Stolz und er bewahrte Haltung.
    Auch die Piraten hatten bemerkt, dass irgendetwas nicht stimmte. An diesem Ort herrschte eine unnatürliche Stille, die ihnen nicht unbekannt war.
    Die Fensterläden waren verriegelt und weit und breit war keiner da, um diesen seltsamen Trupp Soldaten und die fünf elenden Gefangenen zu begaffen.
    Nach außen hin zeigte sich Lancaster unbeeindruckt, doch ihn quälte ein ungutes Gefühl. Schließlich befahl er, wobei seine Stimme leicht zitterte: »Ich fordere Sie auf, mir endlich zu sagen, was hier los ist!«
    Aber der General tat, als habe er nichts gehört.
    Das trieb Lancaster zur Weißglut. »Wollen Sie mir jetzt zum Teufel noch mal erklären, was hier vor sich geht? Was soll die Geheimnistuerei, wenn weit und breit kein Mensch zu sehen ist?«, polterte er.
    Der General blieb ungerührt und antwortete in ruhigem, bedächtigen Ton: »Das ist es ja gerade, Admiral. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wolle n …«
    Der General steigerte sein Tempo. Lancaster blieb für einen Augenblick sprachlos zurück, holte den General dann wieder ein und wurde erneut vertröstet: »Wir sprechen im Gefängnis weiter. Dort ist es sicherer.«
    Der Admiral bebte vor Wut. »Was soll das heißen: ›sicherer‹?«
    »Haben Sie noch etwas Geduld.«
    Lancaster wusste sich keinen Rat mehr und schwieg.
    »Das alles ist so unglaublich«, fügte der General kopfschüttelnd hinzu.
    Spinn war kein Wort der Unterhaltung entgangen und es keimte neue Hoffnung in ihm auf.

    Nach einer guten halben Stunde Fußmarsch erreichten sie ein düsteres Gebäude. Ein mächtiges, mit Eisen beschlagenes Tor aus Eichenholz versperrte den Zugang. Im rechten Türflügel befand sich ein winziger Durchguck.
    Der General klopfte mit der Faust gegen das Tor, zuerst zweimal kurz hintereinander, dann nach einigen Sekunden ein drittes Mal.
    Eine Klappe am Durchguck ging auf und ein Augenpaar musterte die Ankömmlinge. Die Augen verschwanden und das Tor öffnete sich unter lautem Knarren, gerade weit genug, um die Gäste einzulassen.
    Sie kamen in einen kleinen, leeren Innenhof. Es

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