Der Schwur des Piraten
worden.«
Die vier Piraten hielten vor Spannung den Atem an.
»Ich habe laut und deutlich gehört, wie sie nach mir gefragt haben. Sie haben jeden niedergemetzelt, der sich ihnen in den Weg stellte, aber sie haben mein Versteck nicht gefunden.«
»Skull, ein Scherge des Schwarzen?«, rief Keepfit erstaunt.
»Aber natürlich!« O’Fire fiel es wie Schuppen von den Augen. »Der Schwarze hat Skull beauftragt, dich zu entführen!«
»Und er hat auch meinen Bruder entführt«, fügte Spinn aufgeregt hinzu. »Das spüre ich.«
»Die beiden Jungs haben irgendetwas Besonderes an sich, so viel ist sicher«, krächzte Goldmerry.
»Es gibt so viele Legenden um diese Sanduh r …«, stimmte O’Fire zu. »Wer weiß, ob nicht auch ihr in irgendeiner Weise mit ihr verbunden seid.«
Die Piraten blickten einander fest in die Augen. Die Geschichte blieb noch ziemlich rätselhaft.
Ein alter Bekannter
Das Tor öffnete sich und die Piraten verstummten.
Spinn traute seinen Augen kaum: Auf der Türschwelle stand Elia, der alte Mann, dem er auf Tortuga begegnet war und den O’Fire gerettet hatte.
»Junge, ich bin froh, dass du am Leben bist«, sagte Elia mit ruhiger, vertrauenerweckender Stimme und setzte sich zu ihnen an den Tisch. Er war blass und mager und schien kränklich. Bestimmt hatte ihn der Kampf auf Tortuga sehr geschwächt.
»Guten Abend«, grüßte Spinn respektvoll. Er spürte, dass Elia unter den Piraten große Achtung genoss. Sie schauten ihn ehrfürchtig an, und als er zu reden begann, war klar, dass er genau wusste, worüber sie zuvor gesprochen hatten.
»Eine halbe Ewigkeit ist es her, dass die Sanduhr geschmiedet und zur Hüterin der Macht wurde. Und fast ebenso lange ruhte sie vergessen in den Tiefen der Erde, nachdem der verlorene Kontinent im Ozean versunken war. Stets wachten die mächtigen Hüter aus Stein über sie, denn alte Prophezeiungen sagten die Ankunft eines dunklen Meisters voraus, der sich der Sanduhr bemächtigen wolle. Scharen Verdammte r – so die Prophezeiun g – würden ihm den Weg zur Macht ebnen. Danach werden die Überlieferungen unklar. Es gibt viele, zum Teil widersprüchliche Legenden, die selbst ich, obwohl ich sie schon seit Langem studiere, nicht deuten kann. Es ist die Rede von zwei Brüdern, von Blut, das vergossen werden muss, um die Welt zu retten oder um sie zu zerstören. Doch was genau es damit auf sich hat, bleibt im Dunkel n …«
Elia hielt inne. Das viele Sprechen hatte ihn angestrengt und er rang keuchend nach Luft. O’Fire rief einen Mann heran und bat ihn, Elia auf sein Zimmer zu begleiten, damit er sich ausruhen konnte. Er würde seine Erzählung später fortsetzen können. Nun war er zu schwach dazu.
Spinn starrte gedankenverloren auf den Tisch. Als er den Blick hob, schaute er zu seiner Verwunderung O’Brien ins Gesicht.
»Hallo, Spinn.«
O’Brien hatte zu Yellowbeards Mannschaft gehört, doch er hatte auf Spinn immer schon einen unnahbaren und streitsüchtigen Eindruck gemacht. Er hatte seine Kameraden als Feiglinge bezeichnet, als sie das Schiffswrack auf der Insel gefunden hatten. Seitdem hielt Spinn nicht viel von ihm. Offenbar hatte er die Schlacht gegen Lancaster überlebt und sich in die unterirdische Stadt retten können.
Spinn begrüßte O’Brien kühl, indem er ihm kurz zunickte.
»Folge mir, Spinn«, sagte Keepfit und führte ihn bis ans Ende der Felshöhle. Dort befand sich eine verborgene Öffnung in der Wand. »Komm«, sagte er und Spinn schlüpfte hindurch, dicht gefolgt von O’Fire, Goldmerry und Kook. Sie betraten einen engen, dunklen Gang, an dessen Ende ein schwacher Lichtschein zu sehen war.
»Dort hinten ist noch ein Zimmer«, erklärte Keepfit.
Der Raum war schmucklos und kühl. Es gab keine andere Sitzmöglichkeit als den nackten Felsboden. In den Ecken brannten Fackeln und an den Wänden hingen große, ausgefranste Piratenflaggen.
»Du bist in großer Gefahr, Spinn. Und vielleicht auch dein Bruder«, sagte O’Fire ohne Umschweife.
Kook nickte. »Der Schwarze wird nicht aufgeben, bis er euch beide hat. Und er will euer Blut.«
»Wir müssen etwas tun!«, rief Keepfit nach kurzem Schweigen. »Wir können doch nicht einfach abwarten und zusehen! Wir müssen endlich herausfinden, was es mit alldem auf sich hat!«
»Na ja, wir kennen Skull und ich weiß, wer der Alte ist, der ihm bei der Zerstörung meines Dorfes geholfen hat«, überlegte Spinn.
»Wie heißt er?«
»Rummy Drinker, er is t …«, begann Spinn, doch
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