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Der Schwur des Piraten

Der Schwur des Piraten

Titel: Der Schwur des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matteo Mazzuca
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dessen stechender Blick den Ankömmling misstrauisch musterte.
    »Wer bist du?«, fragte eine Stimme, so schrill und krächzend wie die von Goldmerry.
    »Mein Name ist Spinn. Ich gehöre zur Mannschaft von Yellowbeard.«
    Die Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Yellowbeard ist tot.«
    »Ich weiß. Ich war dabei, als er starb.«
    Die Klappe wurde zugeschlagen und Spinn hörte das Klirren von Schlüsseln. Kurz darauf öffnete sich eine kleine Tür auf der rechten Seite des Tors.
    »Tritt ein«, rief die Krächzstimme. Sie gehörte einem buckligen Alten mit großen, flinken Augen, über dessen faltiger Stirn sich lange weiße Haarsträhnen teilten. In der rechten Hand trug er eine Laterne, die zentimeterdick mit Staub bedeckt war.
    »He!«, rief Spinn. »Deine Laterne ist aus!«
    Der Alte schien nicht mehr ganz richtig im Kop f – das musste ja eine tüchtige Wache sein!
    Der Bucklige schien ihn nicht gehört zu haben. »Komm rein! Oder willst du hier Wurzeln schlagen?«
    Spinn trat ein und glaubte auf den ersten Blick, in Tortuga gelandet zu sein. Hier herrschte dasselbe Tohuwabohu wie auf der Pirateninsel. In einer Höhle von gigantischem Ausmaß reihten sich Dutzende von Hütten, so weit das Auge reichte. An den Felswänden führten zahllose Treppen empor, die sich an verschiedenen Punkten vom Fels lösten und frei in den Raum hineinragten, wo sie sich wie in einem riesigen Labyrinth gegenseitig kreuzten.
    Im unteren Teil der Felswand befanden sich mehrere Öffnungen, aus denen hin und wieder ein betrunkener Pirat hervorschoss. Es schien sich dabei um Rutschen zu handeln, die in den Fels hineingehauen worden waren, um rascher nach unten zu gelangen.
    Weiter oben hingegen waren Nischen in den Stein gemeißelt, die den Piraten als Unterkünfte dienten.
    Es war ein einziges Kommen und Gehen. Geschrei, Gesang und ab und zu auch Schüsse waren zu hören, und hier und da kam es zu einer kleinen Prügelei. Und wie auf Tortuga fehlte es auch nicht an Schenken und Gaststätten, in denen die Piraten nach Herzenslust aßen, tranken und grölten.
    Etwas unsicher und ohne recht zu wissen, wohin er gehen sollte, schlenderte Spinn durch die überfüllten Gassen, als an der linken Wand der Höhle eine Plattform mit rund einem Dutzend Piraten vorüberschoss. Als die Plattform unten zum Stehen kam, stiegen die Piraten torkelnd ab und liefen singend und lachend auf eine Schenke zu.
    Spinn verfolgte fasziniert das bunte Treiben.
    »He, du Grünschnabel!«
    »Der muss neu sein.«
    »Versperr hier nicht den Weg, Rotznase!«
    Die Menge schob Spinn durch die engen Gassen immer weiter in die Höhle hinein. Spinn seufzte. Wo war er hier nur gelandet? In einer unterirdischen Stadt, so viel stand fest. War dies vielleicht ein geheimer Zufluchtsort von Piraten?
    Er betrat eine Schenke und duckte sich auf der Schwelle gerade noch rechtzeitig, um einer Flasche auszuweichen, die ihm entgegenflog.
    »Verdammt noch mal!«, fluchte Spinn. Er war mitten in einer Schlägerei gelandet. Er gab sich betont selbstbewusst und bahnte sich so schnell wie möglich einen Weg aus der Gefahrenzone heraus zum Tresen. Obwohl die Piraten drauf und dran waren, sein Lokal zu zerstören, ließ sich der Wirt von dem Tumult nicht stören und trocknete in aller Seelenruhe Bierkrüge ab.
    »Einen Krug Wasser und zwar plötzlich!«, rief Spinn ihm zu.
    Der Wirt begutachtete ihn mit einem spöttischen Lächeln.
    Als Spinn das bemerkte, gab er sich verärgert. »Hast du was auf den Ohren, mein Freund?«
    Der Wirt zuckte gleichgültig mit den Schultern und schüttelte den Kopf. Dann hielt er einen Krug unter den Zapfhahn eines kleinen Fasses, füllte ihn mit Wasser und schob ihn Spinn über den Tresen. Der leerte den Krug gierig in einem Zug und knallte ihn hart auf den Tresen zurück: »Noch einen!«
    Der Wirt gehorchte. Spinn stillte seinen Durst und wischte sich mit dem zerrissenen Hemdärmel über den Mund. Dann warf er einen Blick auf die Schlägerei, die sich inzwischen auf das halbe Lokal ausgebreitet hatte.
    »Wer ist hier der Captain?«, fragte er den Wirt.
    Doch bevor dieser antworten konnte, erscholl ein Schuss und beendete die Rauferei auf einen Schlag.
    Auf der Türschwelle stand eine mächtige Gestalt mit erhobener Pistole, aus der noch der Rauch quoll.
    »O’Fire!«, jubilierte Spinn.
    »Warte, Spinn! Erst muss ich dieses Gesindel hier wieder zur Vernunft bringen«, entgegnete der Schotte. »Also, was ist? Gebt ihr jetzt Ruhe oder muss ich jemandem

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