Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
Bastionen angelegt sowie tiefe Gräben vor den Sockeln dieser Wälle graben lassen. Er hatte offensichtlich nicht nur seinen eigenen Besitz schützen wollen, sondern auch beabsichtigt, hinter den ausgedehnten Wällen der ganzen Bevölkerung des Dorfes von Dunsahnta und seinen anderen
Untertanen im Kriegsfall eine Zuflucht zu bieten. Vermutlich hatte er im Gegenzug von ihnen gefordert, dass sie bei der Bemannung der Zinnen halfen.
Sein Sohn hatte die Erdwälle verfallen lassen. Streckenweise waren sie bereits erodiert und in den Graben an ihrem Sockel gerutscht, wodurch sie gleichzeitig Breschen und Brücken bildeten. Offenbar hatte seit Jahren niemand diese Zugänge neu befestigt. Einige der Erdhaufen überragten sogar Bahzell, und was einst ein freies Schussfeld für Bogenschützen gewesen war, wurde mittlerweile bis zur Taille von Gestrüpp überwuchert. Offenbar hatte der amtierende Baron Wichtigeres zu tun, als seine Untertanen gegen einen Angriff zu schützen.
Dennoch hatte er seine Sicherheit nicht gänzlich aus dem Blick verloren. Die innere Steinmauer um das Gutshaus herum war hoch und fest, und Bahzell konnte dank seiner Fähigkeit, im Dunkeln zu sehen, zwei Wachposten an dem Haupttor entdecken. An den Ecken der Mauern brannten außerdem Laternen. Er wusste nicht, ob dort oben ebenfalls Wachen patrouillierten. Allerdings war das wahrscheinlich. Aber in einem toten Winkel der Mauer sah er noch ein kleineres Tor, das allerdings nicht mit einer Zugbrücke, sondern durch ein Gatter gesichert war. Es lag im Schatten und war vor den Blicken eines jeden verbogen, der zufällig von den Zinnen herabschaute. Bahzell konnte trotz seiner guten Sicht keine Wachen in der Nähe dieses Tores entdecken.
»Da.« Er deutete auf das Seitentor.
»Da hinten?« Tothas klang wenig überzeugt. »Das ist eine weite Strecke, wenn du unentdeckt bleiben willst, und du erwartest doch nicht, dass man das Tor unverschlossen lässt?«
»Das weiß ich erst, wenn ich es überprüft habe, stimmt’s? Und was die weite Strecke betrifft …« Bahzell stieß verächtlich die Luft hervor. »Ich habe schon freiere Flächen unter den Augen der Sothôii überquert, Tothas! Und gegen diese Burschen hier, dazu noch mit dem wundervollen Dickicht als Deckung, ist das ein wahres Kinderspiel, das kannst du mir glauben.«
»Du hast sie überquert?«, erkundigte sich Brandark scharf.
»Das gefällt mir gar nicht, Bahzell! Du hast doch wohl nicht vor, uns hier zurückzulassen, oder doch?«
»Das habe ich, und das werde ich auch.« Brandark wollte protestieren, aber Bahzell brachte ihn mit einer gebieterischen Handbewegung zum Schweigen. »Und jetzt Ruhe! Ein Stadtjunge wie du kann doch nicht einmal seinen Ellbogen von seinem Hintern unterscheiden, wenn es darum geht, durchs Unterholz zu kriechen. Aye, und Tothas ist nichts weiter als ein lärmender Kavallerist! Nein, Männer, das ist eine Aufgabe für jemanden, der sich schnell und lautlos im Gras zu bewegen weiß.«
Tothas wollte protestieren, verzichtete jedoch darauf, als er Bahzells Blick aufschnappte. Er wusste selbst, dass einer seiner lauten, keuchenden Hustenanfälle genügte, um sie zu verraten. Brandark dagegen ließ sich nicht so leicht abspeisen.
»Schnell und leise magst du ja sein, aber du bist allein und sie sind zu vierzig! Jemand sollte dir den Rücken freihalten!«
»Schon, aber es nützt mir mehr, wenn du das von hier draußen aus tust. Es kann nämlich gut sein, dass ich erheblich schneller wieder herauskomme, als ich mich hineingeschlichen habe. In diesem Fall ist es sehr wahrscheinlich, dass mir jemand auf den Fersen ist. Zwei Männer zu Pferde wirken im Dunkeln schnell wie ein Dutzend, wenn sie entsprechenden Lärm machen.«
»Pah!« Brandark musterte seinen Freund verärgert und seufzte schließlich resigniert. »Einverstanden, schon gut! Ich glaube zwar keine Minute, dass das der wahre Grund ist, aber mach nur. Geh und amüsier dich!«
Das Gelände hinter den Erdwällen war nicht so zugewuchert wie das davor. Besonders vor dem Haupteingang des Gutshauses sah das Grundstück richtig gepflegt aus, den Seitenflügeln dagegen hatte man weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Bahzell huschte wie Winternebel von Gebüsch zu Gebüsch.
Er arbeitete sich durch das Seitentor, aber die Mondsichel tauchte zwischen den Wolken auf, als er gerade aus der letzten Deckung schlüpfen wollte. Mit einem lautlosen Fluch zuckte er
wieder zurück, doch im nächsten Augenblick verwandelte sich
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