Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
wenn man sie einsetzt und …«
»… sie hat die Gabe vermutlich eingesetzt«, unterbrach ihn Brandark grimmig, und Tothas sah ihn finster an. Die Blutklinge zuckte mit den Ohren. »Denk nach, Mann! Du hast gesagt, sie könnte das ›Auge verwirren‹, damit man sie nicht wahrnimmt, und sie hat getan, als wäre sie Rekahs Zofe. Glaubst du nicht auch, sie könnte versucht haben, diese Täuschung mit allen Mitteln zu verstärken?«
Tothas holte tief Luft und nickte dann unwillig.
»Daran habe ich auch schon gedacht«, sagte Bahzell leise. Er
trommelte auf den Tisch, während sie schwiegen und Brandark ein neues Muster in die Platte ritzte. Schließlich schaute er Tothas von der Seite an. »Du hast da heute Morgen etwas gesagt … Dass man sie ›nach Hause‹ bringen würde, um sie dort umzubringen.« Tothas nickte und Bahzell runzelte die Stirn. »Wie sicher bist du dir? Und warum sollten sie sich überhaupt diese Mühe machen?«
»Ich weiß es natürlich nicht genau, aber wenn sie nicht nur wissen, was sie ist, sondern auch wer sie ist, werden sie genau das tun. Natürlich würden sie meine Herrin eher auf der Stelle erschlagen, als sie laufen zu lassen, aber wenn eine Möglichkeit besteht, sie zu ihrem Heim zu bringen und sie auf ihrem eigenen Grund und Boden zu töten, werden sie alles daran setzen, dies zu versuchen.«
»Schon, aber warum?«, wiederholte Bahzell.
»Weil sie die Thronfolgerin von Herzog Jashân ist«, erwiderte der Leibgardist, als würde dies alles erklären.
»Und das soll heißen?« Brandark seufzte, als er Tothas’ ungläubige Miene sah. »Tothas, unser Volk weiß über Hexer nur, wie man sie auslöscht, nicht, wie sie ihre Zauberei bewerkstelligen. Und außerdem haben wir nicht Jahre in Beilhain zugebracht, um es zu lernen.«
»Ja, richtig.« Der Speermann verdaute diese Bemerkung eine Sekunde lang. »Es hat mit dem Wesen der Blutmagie zu tun. Meine Herrin weiß darüber natürlich viel mehr als ich, aber nach allem, was man mir gesagt hat, kann kein Hexer seine Zauberkraft aus sich selbst schöpfen. Die Magiergabe schöpft ihre Kraft aus dem Verstand und dem Leben des Magiers, ein Hexer indes setzt die Kraft ein, die … die eben alles zusammenhält, wenn ihr versteht, was ich meine.«
Die verständnislosen Blicke der beiden Hradani waren Antwort genug, und er seufzte.
»Die Magie lehrt, dass allem eine Kraft innewohnt, selbst einem Stein, vor allem aber lebenden Wesen. Die Weißen Zauberer, falls es überhaupt noch welche gibt, mussten schwören, die Kraft von lebendigen Kreaturen niemals zu missbrauchen, vor
allem nicht die von Menschen, es sei denn, die Person erlaubte es ihnen. Selbst dann durften sie den Spender niemals töten oder verletzen. Könnt ihr mir so weit folgen?«
»Ja«, zischte Brandark. »Ich glaube.«
»Gut. Das Problem ist, dass nur sehr wenige Zauberer die Kraft der leblosen Dinge nutzen können, und das auch nur nach jahrelangem Studium. Aus irgendeinem Grund ist es schwieriger, damit zu arbeiten. Mit der Lebenskraft verhält es sich jedoch anders, mit ihr geht es sehr leicht, vor allem im Augenblick des Todes. Wenn etwas Lebendiges stirbt, fließt seine Seele, die Lebenskraft, aus ihm heraus und vermischt sich wieder mit der Kraft um ihn herum. Wenn sich ein Hexer in diesem Augenblick dieser Kraft bemächtigt, ist er in der Lage, sie nach Gutdünken einzusetzen. Deshalb erscheinen die Bluthexer so mächtig. Sie mögen zwar im Vergleich zu anderen Hexern und Zauberern eher über schwache zauberische Fähigkeiten verfügen, können jedoch eine stärkere Kraftquelle anzapfen, mit der sie arbeiten. Versteht ihr das?«
Diesmal nickten beide Hradani, und Tothas beugte sich über den Tisch.
»Vergesst nicht, dass dies nur Bruchstücke sind, die ich aufgeschnappt habe. Vielleicht habe ich auch etwas falsch verstanden. Aber soweit ich weiß, ist die Kraft umso größer, je intelligenter ein Lebewesen ist. Aus diesem Grund bedürfen die mächtigsten Blutrituale des Menschenopfers, nicht dem von Tieren. Und ein junger Mensch hat mehr Kraft als ein alter, der sich seinem Tode nähert … Die meiste Kraft von allen besitzt jedoch ein Magier.«
Bahzell presste die Lippen zusammen und Tothas nickte.
»Das ist noch nicht alles.« Seine Stimme klang barscher, weil er jetzt nicht mehr eine bloße Lehre referierte, sondern auf seine geliebte Herrin zu sprechen kam. »Einige Leute … klingen förmlich von der Lebenskraft, die sie umgibt.«
»Klingen?«, fragte
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