Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
und ihm, mit diesem Abschaum fertig zu werden, der Zarantha in seiner Gewalt hatte, und er sah sich nach seinem Freund um.
Die Blutklinge ritt neben den Packtieren und saß mit einer Art bemühter Beiläufigkeit, die wohl Desinteresse an Bahzells einseitigen Gesprächen anzeigen sollte, im Sattel. Der Pferdedieb grinste säuerlich und ging zu seinem Freund hinüber.
»Ich glaube, wir sollten sie noch heute Nachmittag angreifen«, nahm er ihr Gespräch wieder auf, das Tomanâk unterbrochen hatte. »Mir wären zwar andere Umstände lieber, aber unsere Lage wird sich nicht verbessern, nur weil wir uns das wünschen. Außerdem können wir vielleicht den Schnee gegen sie einsetzen. Wenn es wirklich so stark schneit, wie es sich im Augenblick ankündigt, können wir das Schneetreiben als Deckung benutzen und sie vielleicht darüber hinwegtäuschen, dass sie es nur mit uns beiden zu tun haben.«
Brandark erwog sichtlich unbehaglich ihre Chancen, aber gegen Bahzells Vorschlag war nichts einzuwenden. Wenn zwei Krieger schon verrückt genug waren, vierzig anzugreifen, taten sie gut daran, wenigstens den Vorteil zu nutzen, den eine Überrumpelung und Verwirrung ihnen gewährte. Und es gab wohl nur wenig, was ein größeres Überraschungsmoment bot, als ein Hinterhalt in einem Schneesturm.
»Einverstanden«, willigte er nach einem Augenblick ein. »Ich glaube …«
Er brach mitten im Satz ab, starrte über Bahzells Schulter und stieß eine Verwünschung aus. Der Pferdedieb verschwendete keine Zeit, lange zu fragen, was sein Freund gesehen hatte. Seine linke Hand zuckte zu seinem Umhang und löste den Verschluss, während er herumwirbelte. Noch während er das Kleidungsstück wegwarf, das sich sogleich in einem Windstoß aufbauschte wie die Flügel einer riesigen Fledermaus, griff er mit der anderen zu seinem Schwert. Eben noch sprach er mit Brandark, im nächsten Moment schimmerte schon eine ein Meter fünfzig lange Klinge dumpf in dem bleiernen Licht, als er Kampfstellung annahm.
Ein Reiter saß kaum zehn Meter von ihnen entfernt auf seinem Pferd. Weder die beiden Hradani noch ihre Tiere hatten seine Ankunft bemerkt. Er war einfach nur da, als wäre er dem Schneetreiben und dem verwelkten Gras entsprungen. Bahzell legte die Ohren an, und ein Kribbeln lief ihm über den Nacken. Schnee oder nicht, kein normaler Mensch hätte so dicht an sie heranschleichen können – jedenfalls nicht auf einem Pferd –, ohne
dass er es wahrgenommen hätte! Zaranthas Maultier stampfte unruhig, Sattelleder knarrte und Stahl rieb gegen Stahl, als Brandark hinter ihm sein Schwert ebenfalls zückte. Das Heulen des Windes unterstrich die Stille um sie herum nur noch.
Bahzell beobachtete den Reiter, bereit zum Angriff, doch der legte nur den Kopf auf die Seite und erwiderte seinen Blick. Für einen Menschen war er ziemlich groß, fast so groß wie Bahzell, und er saß im Sattel, als wäre er hineingeboren worden. Die Kapuze seines schneebedeckten Sothôii-Ponchos verbarg seine Gesichtszüge, aber er trug ein Langschwert, keinen Säbel, und an seinem Sattel hing weder ein Köcher, noch hatte er einen Bogen auf dem Rücken. Der Fremde hielt das Schweigen, dann trieb er sein Pferd mit einem kurzen Tritt seiner Hacken voran. Es kam langsam näher und der Pferdedieb legte die Ohren noch dichter an. Dieses vom Winter gezeichnete Streitross war zwar kein Rennpferd, aber nur ein Sothôii oder jemand mit dem prall gefüllten Geldbeutel eines Prinzen hätte sich ein solches Tier leisten können. Der Hradani hielt den Atem an, während der Reiter, nachdem er sich innerhalb der Reichweite von Bahzells Schwert befand, das Pferd wieder zügelte und seine behandschuhten Hände auf den Sattelknauf stützte.
»Beeindruckend«, sagte er trocken. Seine Stimme war für einen Menschen bemerkenswert tief, wenngleich sie mit Bahzells unterirdischem Bass nicht mithalten konnte. »Sehr beeindruckend. Es besteht indes kein Grund für eure kriegerische Leidenschaft, das kann ich euch versichern.«
»Könnt Ihr, ja?« Bahzell blieb unbeeindruckt.
»Natürlich kann ich das, Bahzell Bahnakson.«
Der Pferdedieb knirschte mit den Zähnen. Träume, Magier, Hexer, Götter, Missionen … Sein Leben war bereits bis zum Überlaufen von Zeichen und Omen angefüllt, auch ohne dass ein Reiter aus dem Nichts auftauchte und ihn beim Namen nannte. Als Bahzell antwortete, schwang in seiner Stimme ein gefährlich gereizter Unterton mit.
»Ich versichere Euch, dass Ihr diese
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