Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
riesigen Gebiet einen kleinen blinden Fleck zu finden.«
»Das würde nicht gelingen«, widersprach Wencit. »Der Plan ist gut, keine Frage, aber solche Illusionen erfordern einen Fokus. Ich könnte keine so komplexe Illusion erzeugen, die sich mehr als eine oder zwei Werst von mir befindet, ohne etwas, an
das ich sie binden kann. Und das ist zu wenig, um uns nützlich zu sein.«
»Was für einen Fokus braucht Ihr denn?«, erkundigte sich Bahzell eindringlich.
»In der Not würde fast alles genügen, aber ein lebendiger Verstand wäre das Beste. Eine Illusion nährt sich in gewisser Weise von sich selbst, falls jemand, der sich in ihrem Zentrum befindet, sie um sich herum sehen kann. Diese Wahrnehmung wird zu einem Teil des Bannes und hilft, ihn für andere Zuschauer aufrechtzuerhalten und sogar zu verstärken.«
»Tatsächlich?«, murmelte Bahzell, und Brandark richtete sich ruckartig auf.
»Bahzell!«, sagte er gedehnt, doch der Pferdedieb brachte ihn mit einer gebieterischen Handbewegung zum Schweigen, ohne ihn auch nur anzusehen.
»Angenommen, Ihr würdet mich als Fokus benutzen. Ich könnte sie ziemlich an der Nase herumführen, während Ihr und Brandark Zarantha nach Hause bringt.«
»Nein!« Brandark ignorierte Bahzells Blick, als der Pferdedieb ihn endlich anschaute, und schüttelte nur eigensinnig den Kopf. »Du schleichst dich nicht ohne mich davon, Bahzell!«
»Ach, halt den Mund! Weshalb sollten wir mehr als einen Hradani riskieren, wenn es nicht nötig ist?«
»Falls du vorhast, den Helden in einer kitschigen Ballade zu spielen, will ich verdammt sein, wenn ich dir den ganzen Ruhm überlasse!«, konterte Brandark in seinem gewohnt spöttischen Ton. »Welcher wahre Barde würde wohl auf die Chance verzichten, solch ein Heldenepos aus erster Hand mitzuerleben?«
Bahzell wollte etwas erwidern, aber Wencit schnitt ihm das Wort ab.
»Das ist ein großzügiges Angebot, Bahzell, aber ich glaube nicht, dass du weißt, worauf du dich da einlässt. Du hast schon Ärger genug, ohne dir auch noch meine Schwierigkeiten aufzuhalsen. Damit meine ich nicht nur die Wolfsbrüder.«
»Hm.« Der Pferdedieb spitzte die Ohren und musterte Wencit aufmerksam. »Und wen bitte, meint Ihr noch?«
»Das kann ich nicht genau sagen.« Wencit hielt inne und schien sich seine nächsten Worte sehr genau zu überlegen. »Du stehst im Augenblick an einem … Scheideweg. Mir ist klar, dass du dich noch nicht entschieden hast, ein gewisses … Angebot anzunehmen, das … man dir kürzlich unterbreitet hat. Andere Mächte jedoch wissen sehr wohl davon und sind fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass du das Angebot auf keinen Fall akzeptieren kannst. Vermutlich sind sie bereit, auch drastische Maßnahmen zu ergreifen, um dies sicherzustellen.«
»Ihr wisst entschieden zu viel über mich, als es meinem Seelenfrieden gut tut, Wencit von Rûm«, erwiderte Bahzell beinahe nachdenklich.
»Ich bin Zauberer. Zauberer sind dafür berüchtigt, dass sie mehr über andere wissen, als für deren Seelenfrieden gut ist.«
»Ach wirklich? Könnt Ihr Euch auch vorstellen, dass sie deshalb allgemein eher unbeliebt sind?«
»Zweifellos. Aber das ändert nichts an den Tatsachen, dass Ihr mit oder ohne Zarantha und mir im Schlepptau entschieden zu viele Feinde auf Euch zieht, wohin Ihr auch geht. Es ist vollkommen überflüssig, Euch auch noch meine Schwierigkeiten aufzuladen.«
»Das gebe ich zu, aber das heißt keineswegs, dass es sinnvoll wäre, Euch umgekehrt meine Probleme aufzubürden. Wenn sie wissen, dass wir zusammen reiten, bedeutet das auch, dass wir unsere Feinde vereint am Hals haben«, widersprach Bahzell. »Ich habe Zarantha mein Wort gegeben, sie sicher nach Hause zu bringen. Dieses Versprechen kann ich nicht halten, wenn sie uns erwischen und sie wieder ergreifen. Nein, Wencit.« Er schüttelte den Kopf. »Es ist besser, ihnen ein Ziel zu bieten, das sie sehen, während Ihr Zarantha zu ihrem Vater zurückbringt. Außerdem dürften sie sehr bald feststellen, dass ich nicht so leicht zu fangen bin, und auch nicht so einfach zu erledigen, falls sie mich doch erwischen sollten.«
»Du hast wirklich einen Schädel aus blankem Fels!«, gab Wencit mürrisch zurück.
»Das hat man mir schon häufiger gesagt und zweifellos nicht
ohne Grund. Aber es bedeutet nicht, dass ich falsch liege, oder?« Der Pferdedieb hielt dem glühenden Blick des Zauberers stand, und diesmal wandte Wencit ärgerlich den Kopf ab.
»Richtig oder falsch,
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