Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
allmählich, wurde auch nicht von Wolken verschleiert. Es erlosch einfach und tauchte den Wald in eine tintige Schwärze, während ein langer, rollender Donnerschlag durch das Fauchen des unnatürlichen Windes drang.
Bahzell taumelte, als der Tumult über ihn hereinbrach. Kleine, abgebrochene Zweige prasselten auf sie herunter und Brandarks Pferd wieherte schrill vor Panik. Die Packtiere und Ersatzpferde witterten seine Furcht, rissen an ihren Leinen und wieherten ebenfalls vor Entsetzen. Bahzell sprang zwischen sie, um sie zu beruhigen. Brandark bekam sein Pferd wieder in den Griff, stieg ab und hielt die Zügel in einer Faust, während er Bahzell bei den anderen half, so gut er konnte. Doch das wütende Kreischen des Windes setzte ihnen allen zu. Zwei Pferde rissen sich los und galoppierten wie verrückt davon, dann folgte ihnen ein drittes, und dabei steigerte sich das Heulen des Wind unaufhörlich.
Es donnerte wieder, noch lauter als zuvor. Ein heller Schein wie von hundert Blitzen tauchte den Wald in grelles Licht und Brandark schrie etwas. Bahzell drehte sich um, aber die Blutklinge schaute nicht ihn an, sondern nach oben, die Ohren fest an den Kopf gelegt und die Zähne drohend gefletscht. Bahzell folgte dem Blick seines Freundes und erstarrte, als der Donner wieder den Himmel erschütterte.
Aber nicht der ohrenbetäubende Donnerschlag in dieser windgepeitschten Finsternis schreckte ihn, sondern das andere, das Gewaltige, Schwarze, das mit fledermausartigen Schwingen auf dem Mahlstrom zu reiten schien. Bahzell konnte es nicht genau erkennen, aber was er sah, überstieg selbst jeden Albtraum an Horror. Die grellen Blitze spiegelten sich auf ebenholzschwarzer Haut, Schuppen und Knochenplatten, als der grauenvolle Schatten abschwenkte und wie ein Falke, der seine Beute sucht über ihnen kreiste.
Ein letztes Mal erschütterte ein Donnerschlag den Wald, noch lauter und drohender als die davor, dann erstarb das Unwetter,
als hätte man eine Tür zugeschlagen. Der Wind flaute ab und die beiden Packmulis zerrissen vor Panik ihre Leinen und galoppierten wie verrückt in die Dunkelheit hinaus.
»BAHZELL!« Das Gebrüll der Kreatur war noch ohrenbetäubender als der Donner. Es durchdrang die Dunkelheit wie ein Axthieb, dröhnend und unmenschlich, ein zischender, gackernder Laut, der nicht für Menschenohren bestimmt war. »BAHZELL!« , kreischte sie wieder. Brandark riss seinen Blick von dem Wesen los und schaute seinen Freund an.
Worte waren hier überflüssig. Sie drehten sich herum, zerrten die ihnen gebliebenen Pferde hinter sich her und flohen, während die ungeheuerliche Stimme erneut durch den Himmel heulte.
Das gewaltige, unmenschliche Geschöpf bellte noch einmal Bahzells Namen, den eine ungewohnte Panik ergriff. Das Packpferd, das er führte, wieherte schrill und stemmte sich gegen die Leine, als sich sein Packsattel an einem tief hängenden Ast verfing. Bahzell fluchte, als er das Tier mit einem kräftigen Ruck befreite. Im Wald war es jetzt dunkler als in den tiefsten Kerkern von Krahana, und die Bäume drohten wie riesige Beine von Monstern, die ihn zertreten wollten. Und immer noch brüllte diese unirdische Stimme seinen Namen. Brandarks Pferd ging in die Knie, Bahzell kam rutschend zum Stehen und wartete, während die Blutklinge das Pferd wieder hochriss, damit sie sich in dieser Finsternis nicht aus den Augen verloren.
In dem Augenblick krachte etwas hinter ihnen, als würden ein Dutzend Stadttore gleichzeitig unter dem Aufprall gewaltiger Rammböcke zersplittern, und sein Name heulte ihnen aus der Dunkelheit hinterher. Sie rannten blindlings weiter, prallten gegen Bäume, stolperten auf dem unebenen Boden, aber die krachenden, splitternden Geräusche verfolgten sie unerbittlich. Bahzell malte sich aus, wie das Monster ganze Bäume entwurzelte, sie beiseite warf und sich wie eine Ramme durch den Wald walzte. Er hörte Brandarks angestrengtes Keuchen neben sich. Sie konnten nicht schneller laufen und das Geräusch von zerschmetterndem Holz kam immer näher. Bahzell stieß einen wütenden Fluch
aus. Wie sollten sie einem Etwas entkommen, das ganze Bäume aus seinem Weg schleudern konnte? Außerdem war ihm der Gedanke unerträglich, von hinten überrollt zu werden, während er wie ein verängstigtes Karnickel flüchtete.
Der Boden vor ihm stieg urplötzlich an, und Bahzell stolperte überrascht, als er aus dem Tritt kam. Schwer atmend rieb er sich den Schweiß aus den Augen und betrachtete den
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