Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
richtete sich ungläubig auf und der einzelne Reiter drehte sich in seinem Sattel herum.
»Da bist du ja«, sagte er gelassen, schüttelte den Kopf und deutete auf die lange Reihe von Weiden, die zweihundert Meter vor ihm lag. »Bin ich froh, dass ich schon gerufen habe! Ich hatte eigentlich angenommen, dass du noch weit vor mir wärest.«
»Bei Fiendarks Frevel, Mann!« Bahzell nahm den Bolzen aus dem Schlitten der Arbalest und entspannte den Bogen mit einem Knall, während er durch das hohe Gras stapfte. »Was bei allen Göttern und Dämonen hast du hier draußen verloren?«
»Ich wollte dich einholen, bevor dich Churnazhs Patrouillen erwischen«, erwiderte Brandark gelassen, und beugte sich im Sattel vor, um Bahzells Unterarme zu packen, die dieser ihm reichte. »Das soll nicht heißen, es wäre einfach gewesen, missversteh mich bitte nicht. Ich habe diese armen Gäule fast zuschanden reiten müssen.«
»Aye, so was kommt vor, wenn euresgleichen hinter einem Pferdedieb herlaufen, mein Kleiner. Ihr habt einfach zu kurze Beine, um ihn fangen zu können.« Bahzells Ton wirkte erheblich gelöster als seine Miene. »Trotzdem verstehe ich nicht, warum du es überhaupt versucht hast.«
»Irgendjemand muss schließlich auf dich aufpassen.« Brandark stieg ab, und sein Pferd schnaubte vernehmlich, als es sein Gewicht nicht mehr auf dem Rücken spürte. Außer Bahzell wären wohl nur wenige auf die Idee gekommen, die Blutklinge klein zu nennen. Brandark war zwar mehr als einen Kopf kürzer als der Pferdedieb, aber genauso breitschultrig. Jetzt zog er sein reich besticktes Wams glatt, zupfte leicht geziert an seinen Spitzenmanschetten und zuckte schließlich mit den Schultern, was die Saiten der Balalaika, die er über dem Rücken trug, zum Klingen brachte.
»Du willst also auf mich aufpassen, hm?«, erkundigte sich Bahzell. »Und wer bitte schön gibt derweil auf dich Acht, kannst du mir das sagen? Das hier ist nicht deine Angelegenheit, und du wirst vermutlich ein ganzes Stück deiner langen Nase einbüßen, wenn du sie hineinsteckst.«
»Was soll das denn heißen? So lang ist sie nun wirklich nicht!«, protestierte Brandark.
»Jedenfalls lang genug, dass sie dich deinen Kopf kosten könnte«, knurrte Bahzell.
»Den hätte ich sowieso bald verloren, wenn ich zu Hause geblieben wäre.« Brandark wurde plötzlich ernst. »Churnazh mochte mich nie, und jetzt kann er mich noch weniger leiden.«
Bahzell wusste, worauf sein Freund anspielte, und verzog bedauernd das Gesicht, was Brandark jedoch mit einem neuerlichen Achselzucken abtat.
»Ich will zwar nicht bestreiten, dass unsere Freundschaft das ihre dazu beigetragen hat, aber du solltest nicht den ganzen Ruhm dafür beanspruchen. Meine Zeit war schon abgelaufen, bevor du nach Navahk gekommen bist.« Er grinste. »Ich glaube, ich habe Churnazh aus verschiedenen Gründen verstimmt.«
»Woran das wohl liegt, hm?«, fragte Bahzell spöttisch.
»Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.« Mittlerweile war es vollkommen dunkel geworden. Brandark sah sich um und schüttelte sich. »Ich bin ein Stadtmensch«, beschwerte er sich. »Wollen wir nicht ein Lager aufschlagen, bevor wir dieses Gespräch fortsetzen?«
Bahzell nickte zustimmend und nahm die Zügel von einem von Brandarks Packpferden, bevor er kommentarlos losging. Brandark folgte ihm mit seinem eigenen Pferd und dem zweiten Packpferd zu den Weiden, während er leise vor sich hinpfiff. Bahzell hatte zwar keine Ahnung, wie es Brandark gelungen war, ihn so schnell einzuholen, und es wäre ihm lieber gewesen, wenn es nicht dazu gekommen wäre, doch andererseits überraschte es ihn auch, wie tröstlich die Anwesenheit des anderen Mannes auf ihn wirkte. Zudem hatte Brandark Recht. Seine Tage in Navahk wären gezählt gewesen, selbst wenn Bahzell die Stadt nie betreten hätte.
Der Pferdedieb warf einen Blick über die Schulter und verzog die Lippen. Es gab kaum jemanden, der einem typischen Blutklingen-Hradani weniger entsprach als Brandark Brandarkson. Was – dessen war sich Bahzell sicher – Brandark der Ältere gewiss auch bei mehr als einer Gelegenheit gedacht haben musste, denn der Vater seines Freundes war ein Hradani der alten Schule gewesen. Er hatte vielleicht erfolgreicher als andere seinen erbeuteten Wohlstand gemehrt, war jedoch ein mindestens ebenbürtiger Gegner für Churnazhs Großmäuler, wenn es um Großspurigkeit und Blutvergießen ging. Allerdings schien er etwas wählerischer zu
Weitere Kostenlose Bücher