Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
die Briganten. Ihnen ist ebenfalls klar, dass es dieses Jahr keine weiteren Händlerkarawanen geben wird, also sind sie bereit, ein größeres Risiko einzugehen, um Beute zu machen, die sie durch den Winter bringt. Das bedeutet, jeder hergelaufene Krämer, der sich nicht genug eigene Wachen leisten kann, hängt sich an Kilthans Rockschöße, und da die Straßen für alle offen sind, können wir sie nicht einfach ausschließen. Wir müssten sie mit Gewalt zwingen, sich von uns fern zu halten, was aber die Kaufmannsgilde gegen uns aufbringen würde. Also lässt Kilthan sie gewähren. Er
berechnet ihnen zwar eine Gebühr, weil sie ja schließlich unter unserem Schutz reisen, aber die Summe ist ein Witz. Wenigstens verleiht sie dieser Abmachung einen formalen Anstrich und zwingt die anderen Händler, sich nach unseren Regeln zu richten.« Der Hauptmann zuckte mit den Schultern. »Vermutlich ist es das auf lange Sicht auch wert. Sonst würden sie Briganten anziehen wie eine Mistgrube die Fliegen, und sie nicht nur auf sich hetzen. Auf diese Weise können wir sie wenigstens davon abhalten, etwas Dummes zu tun.«
Er unterbrach sich und stieß einen Fluch aus, als zwei seiner Bogenschützen gerade noch einen Zusammenprall vermeiden konnten, ihre Schüsse dabei jedoch das Ziel verfehlten.
»Allein unsere eigenen Wagen ziehen sich über eine Meile und mehr hin«, fuhr er dann gelassen fort. »Wenn man die anderen dazuzählt, haben wir über einen Werst Karawane zu beschützen und bekommen dabei nur wenig Hilfe von den pockennarbigen Trotteln, die die anderen Händler stolz Gardisten nennen.«
Bahzell verkniff sich ein Lächeln über Rianthus’ säuerlichen Tonfall. Kilthans Hauptmann war ein ehemaliger Major der Königlich Kaiserlichen Berittenen Infanterie der Axtmänner, und die Disziplin, die er von seinen Männern verlangte, ließ die anderen gedungenen Schwertkämpfer dagegen wie blutige Anfänger aussehen. Bahzells Belustigung verflog allerdings, als er sich die Aufgabe vorstellte, der sich der Hauptmann gegenüber sah. Ein Ziel, das so unübersichtlich und langsam war, wie Rianthus es gerade beschrieben hatte, wäre selbst mit viermal so viel Männern, wie ihm zu Verfügung standen, eine lohnende Beute.
»Wisst Ihr«, erwiderte er gedehnt, »ich habe zwar keine Ahnung, wer sich in diesen Gegenden Briganten schimpft, aber zu Hause bin ich gelegentlich auf einige gestoßen. Was würde passieren, wenn es sich vier oder fünf Häuptlinge in den Kopf setzten, uns gemeinsam anzugreifen?«
»Das wurde bereits versucht«, erwiderte Rianthus grimmig. »Wir haben dreißig Gardisten verloren, siebzehn Kutscher, ebenso viele Zugpferde, die wir zurückgelassen haben, und wir mussten
ein Dutzend Wagen verbrennen. Aber sie konnten keinen einzigen Kormak erbeuten, und der Haufen, der es versuchte, hat nie wieder einen anderen Kaufmannszug überfallen.« Er richtete seinen harten Blick auf Bahzell. »Ihr müsst wissen, wenn jemand unsere Karawane angreift, verfolgen wir sie erbarmungslos überallhin. Brauchen wir mehr Truppen, stellt uns der Clan Harkanath eine ganze verdammte Armee zur Verfügung … und falls wir sie dieses Jahr nicht erwischen, dann eben im nächsten oder übernächsten.« Er fletschte die Zähne. »Aus diesem Grund riskieren nur Dummköpfe einen Überfall auf uns.«
»Tatsächlich?« Bahzell rieb sich nachdenklich das Kinn und lächelte schließlich. »Gut, Hauptmann, damit kann ich wohl leben.«
»Dachte ich mir.« Rianthus beobachtete, wie die Bogenschützen vom Schießstand galoppierten, lehnte sich dann an das hölzerne Geländer und schaute mit gerunzelter Stirn nachdenklich zu dem Hradani hoch.
»Ihr seid auf jeden Fall ein Außenseiter, denke ich«, fuhr er fort und deutete mit einem Kopfnicken auf die wegreitenden Bogenschützen. »Die meisten unserer Männer sind beritten, aber ich habe noch keinen verdammten Gaul gesehen, der für Euch auch nur annährend groß genug wäre.«
»Ich auch nicht«, pflichtete ihm Bahzell bei. »Ich will außerdem nicht leugnen, dass mir ein Pferd im Sprint überlegen ist. Aber über mehrere Werst gesehen halte ich mit Euren Reitern zu Fuß mit, aye, und wenn es sein muss, lasse ich ihre Pferde erschöpft hinter mir.«
»Ich zweifle nicht an Euren Worten, trotzdem fällt es mir schwer, Euch einer Einheit zuzuweisen. Am Ende bleibt mir wohl nur übrig, Euch zu Hartan abzukommandieren.« Der Hauptmann grinste bei Bahzells höflich fragendem Blick.
»Hartan befehligt
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