Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
stützte die Ellbogen auf den Tisch und sah mit seinen scharfen, topazgelben Augen zwischen den beiden hin und her.
»Was für eine Geschichte! Außerdem passt sie zu den Fetzen, die ich bereits gehört habe.« Bahzells Ohren zuckten vor Überraschung hoch und Kilthan lachte schallend. »Aber ja, Burschen! Ich sage nicht, dass irgendjemand das glaubt … Esganer sind eben Esganer, und die Vorstellung, ein Hradani könnte etwas Nobles tun, schmeckt ihnen nicht so recht. Aber meine Kommissionäre halten sich auf dem Laufenden, was Gerüchte angeht. Es ist nicht gut fürs Geschäft, wenn sie eines verpassen, das sich nachher als wahr herausstellt, versteht ihr. Ich habe auch von deinem Vater gehört … Prinz Bahzell, und das gibt den Ausschlag, welchen Gerüchten ich in diesem Fall Glauben schenke. Selbst wenn nur die Hälfte der Geschichten stimmt, scheint dein Prinz
Bahnak auch etwas vom Regieren zu verstehen, nicht nur vom Plündern. Wenn mir Navahk und seine Kumpane nicht im Weg wären, hätte ich längst Kommissionäre in Hurgrum … Nach dem zu urteilen, was dein Volk vor zwei Jahren mit Churnazhs Truppen gemacht hat, dürfte Navahk wohl auf lange Sicht auch kein allzu großes Hindernis mehr darstellen.
Sei dem, wie ihm sei, jedenfalls verstehe ich jetzt, warum ihr nach Westen gegangen seid. Und du, junger Brandarkson …«, der Blick dieser beunruhigenden, gelben Augen richtete sich wieder auf die Blutklinge, »hattest ganz Recht. Hradani, die hier ohne einen Arbeitgeber einfach herumspazieren, ergeht es in diesen fremden Ländern nicht sonderlich gut.« Er holte tief Luft und schlug dann mit den Handflächen auf die Schreibtischplatte.
»Einverstanden! Ich werde es mit euch beiden versuchen! Aber vergesst nicht, für meine Männer seid ihr weder Lords noch Prinzen, und einige von ihnen werden sicher nicht sehr glücklich über euren Anblick sein.« Seine Miene wurde strenger. »Wir haben unsere eigenen Regeln, die Rianthus euch erläutern wird, aber eine gilt für alle ohne Ausnahme: keine Streitigkeiten mit blankem Stahl! Ich bezweifle zwar, dass ihr beide es durch Esgan geschafft hättet, wenn ihr Hitzköpfe wärt, aber ihr wisst sehr gut, dass euch früher oder später jemand drangsalieren wird, nur weil ihr seid, was ihr seid. Habe ich euer Wort, dass ihr jeden Streit ohne Waffen regelt?«
»Warum nicht«, erwiderte Bahzell, »vorausgesetzt, sie sind nicht auf Blutvergießen aus. Ich bin über diese ehrliche Arbeit zwar froh, aber meine Dankbarkeit geht nicht so weit, dass ich mir meine Haut in Streifen schneiden lasse, ohne selbst auch ein saftiges Stück abzuschneiden.«
»Das klingt fair«, mischte sich Rianthus ein. Kilthan sah ihn an, und der Hauptmann zuckte die Achseln. »Wenn einer unserer Männer so dumm sein sollte, die Regeln zu brechen und gegen die beiden blank zieht, sind wir ohnehin besser ohne ihn dran, Kilthan.«
»Hmm. Wahrscheinlich hast du Recht«, stimmte Kilthan nach einer Weile zu und zuckte mit den Schultern. »Einverstanden.
Habe ich euer Wort, dass ihr nicht zuerst eure Waffen zieht?« Die beiden Hradani nickten und Kilthan erwiderte das Nicken auf eine merkwürdig feierliche Art. »Dann ist es abgemacht. Für den Anfang bekommt ihr zwei Gold-Kormaks, und wenn ihr gut arbeitet, gibt es mehr. Ihr habt Glück, dass ihr mich gefunden habt, denn ich reise noch vor Ende diesen Monats nach Menschstatt zurück.« Er schaute Rianthus an und deutete grinsend auf Bahzell. »Schwör sie ein, Rianthus, und dann sieh nach, ob wir ein Zelt haben, das für den da groß genug ist!«
8
D IE NÄCHSTEN WOCHEN verliefen ohne jede Störung, nicht zuletzt deshalb, weil Bahzell nur sehr wenig von den Einwohnern der Stadt zu sehen bekam. Das allein war schon ungeheuer erleichternd, dazu kam jedoch, dass Kilthandahknarthas dinah’ Harkanath viel zu wichtig war, als dass es jemand in Esgfalas gewagt hätte, ihn zu provozieren. Bahzell und Brandark trugen jetzt die schwarz-orange Uniform seines Hauses. Die Veränderung, die ihre Livree bei den Esganern hervorrief, denen sie gezwungenermaßen begegneten, war sehr zufrieden stellend. Und diese Zufriedenheit schmälerte nicht einmal ihre Entdeckung, dass sie Kilthan mehr als einen Monatslohn schuldeten, weil er ihre Namen auf die Liste der Kaufmannsgilde und der Zunft der Gedungenen Schwertkämpfer gesetzt hatte.
Allerdings lief nicht alles so reibungslos. Wie Kilthan sie vorgewarnt hatte, waren einige ihrer neuen Kameraden von den Hradani in
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