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Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)

Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)

Titel: Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Melancholie lange zu dem hell strahlenden Mond hinauf, während es ihn in der Kehle drängte, sein Loblied zu singen, um das tiefe Sehnen auszudrücken, das dieses Gestirn in ihm erweckte.
    Doch er konnte es nicht. Brandark wusste sehr wohl, wie schrecklich seine Verse waren, und er sehnte sich nach dem rollenden Wohlklang der Worte, nach der Reinheit der Kadenzen, dem so genau treffenden Ausdruck, der die Essenz des Gedankens oder des Gefühls beschrieb. Er dagegen schuf … Knittelverse. Manchmal amüsante oder sogar geistreiche Knittelverse, aber eben Knittelverse, und was seine Stimme betraf waren sich ausnahmslos alle einig. Vermutlich war es auf eine merkwürdig absurde Art komisch, dass ein barbarischer Hradani, dazu noch eine Blutklinge aus Navahk, die Nächte damit verbrachte, in die Kerzenflamme zu starren und die Sängerin des Lichtes anzuflehen, ihn mit ihrem Feuer zu berühren, ihm nur einen einzigen Funken ihrer glorreichen Flamme zu schenken. Aber Chesmirsa hatte ihm nie geantwortet, genauso wenig wie irgendein anderer Gott jemals seine Gläubigen einer Antwort gewürdigt hätte.
    Er schloss die Augen, als ihn bei diesem Gedanken der allzu vertraute Schmerz durchströmte, schüttelte sich und ging dann vorsichtig weiter durch das Lager. Es gab Vögel und Fische, sagte er sich, ebenso wie es Individuen gab, die zu Barden bestimmt waren und andere nicht. Vögel ertranken, und Fische konnten nicht fliegen, aber er wusste, dass ihn etwas drängen würde, es weiter zu versuchen, wie ein Lachs, der sich immer wieder in dem vergeblichen Verlangen in die Luft warf, ein Falke zu werden. Was vielleicht mehr angeborene Dummheit als Intelligenz war – aber was konnte man von einem Hradani schon erwarten? Er lächelte über diese derbe Spitze, trotzdem aber war sein Bedürfnis, das wahre Herz eines Barden zu berühren, weit mehr als eine bloße Haltung, und weit wichtiger, als er noch in Navahk geahnt hatte. Sicher konnte sein Verlangen die Wirklichkeit nicht ändern, was nach all den Jahren jeder – bis auf einen halstarrigen Hradani – längst akzeptiert hätte, aber …
    Sein Grinsen erlosch und seine Ohren zuckten. Niemand aus Kilthans Karawane würde diese Geräusche erkennen, und selbst Brandark konnte die rastlosen, gemurmelten Worte von seinem Standort aus nicht genau verstehen. Aber er erkannte die Sprache, in der sie hervorgestoßen wurden. Es war hurgrumisch.
    Brandark ging rasch weiter und musterte in der mondhellen Nacht suchend das Lager. Keines der Zelte war erleuchtet und nirgendwo bewegte sich etwas. Er hörte nur dieses gemurmelte Geplapper, das in den tiefen Atemzügen und dem Schnarchen der Schlafenden beinahe unterging. Die Männer seiner Abteilung würden in wenigen Stunden wieder auf Wache gehen und brauchten ihren Schlaf. Deshalb lagen sie von dem Getriebe am Lagerfeuer weit entfernt. Worüber Brandark recht froh war, als er auf die Knie ging und die Klappe seines Zeltes zurückschlug.
    Bahzell wühlte im Schlaf, hatte seine Decken von sich getreten. Sein Gesicht war schweißüberströmt. Mit seinen großen Händen zerknüllte er die Decken und umklammerte sie, als wären es Würgeschlangen. Brandark legte die Ohren an, als er das
Entsetzen in den gemurmelten, bedeutungslosen Silben seines Freundes erkannte. Die Blutklinge hatte in Navahk selbst genug Furcht erlebt, um die eines anderen nicht zu verachten, aber dies hier schien mehr als einfache Angst zu sein. Die ungeschminkte Qual in Bahzells Gemurmel ließ Brandark einen eiskalten Schauer über die Haut laufen. Er streckte die Hand aus und legte sie sanft auf Bahzells Schulter.
    »Haahh!«, keuchte Bahzell und packte das Handgelenk des Freundes mit einer seiner Hände wie in einen Schraubstock. Ein menschliches Gelenk wäre unter dem Druck gebrochen, und selbst Brandark stieß einen zischenden Schmerzenslaut aus. In diesem Moment riss der Pferdedieb die Augen auf, in denen so etwas wie ein Erkennen aufflackerte, und lockerte den Griff ebenso rasch, wie er zugepackt hatte.
    »Brandark?« Seine Stimme klang belegt, als er den Kopf schlaftrunken schüttelte. Er stützte sich auf den Ellbogen, ohne Brandarks Gelenk loszulassen, und rieb sich mit der anderen Hand das Gesicht. »Was?«, fragte er etwas deutlicher. »Was gibt es?«
    »Ich … das wollte ich dich fragen«, erwiderte Brandark leise und rieb sich vorsichtig das schmerzende Handgelenk. Bahzell blickte hinunter, sah, dass er den Arm seines Freundes noch festhielt, und ließ

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