Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
vermutet.«
»Schöne Worte, aber bedeuten sie auch etwas?«, erkundigte sich Brandark mit einem Anflug seines üblichen Sarkasmus. Und Bahzell lachte böse.
»Und ob, mein Freund. Und ob. Siehst du, ich bin die ganze Zeit nach Westen gegangen und habe keinen Gedanken daran verschwendet, die Richtung zu ändern. Früher oder später muss ich meinen Vater wissen lassen, wo ich bin, aber bis dahin kann er Churnazh – oder wer auch immer nach mir fragt – guten Gewissens erklären, dass er keine Ahnung von meinem Aufenthaltsort hat. Ich hatte vor, Kilthan bis nach Menschstatt zu begleiten und mich dabei ein wenig im Reich der Axt umzuschauen, bevor ich mich mit Vater in Verbindung setzte. Aber jetzt werde ich mich tunlichst davor hüten.«
»Du kannst nicht einfach weglaufen«, widersprach Brandark, und Bahzell schüttelte heftig den Kopf.
»Aber nein, natürlich nicht. Wenigstens das bin ich dem alten Kilthan schuldig, aber wir haben ihm nie gesagt, dass wir bis nach Menschstatt mit ihm reisen werden. Nein, ich werde bis Riverside bei ihm bleiben. Dann befindet er sich im Königreich Angthyr, einem Bundesgenossen des Reiches der Axt. Dort sind Kaufleute sicher, soweit ich gehört habe. Ab da ist er auf mein Schwert nicht mehr so dringend angewiesen, und ich bin weit genug von Navahk entfernt, damit ich mir nicht ständig Gedanken darüber machen muss, ob man mir gleich eine Klinge in den Rücken rammt.«
»Wir müssen uns keine Gedanken mehr machen, meinst du wohl.«
Bahzell spitzte die Ohren, musterte seinen Freund aufmerksam und schüttelte dann den Kopf.
»Ich glaube, du solltest dich da raushalten«, riet er ihm ruhig. »Es ist eine Sache, Churnazh an der Nase herumzuführen, sicher, und auch, deinen Hals für eine Freundschaft zu riskieren. Aber
mit dem, was jetzt kommt, hast du nichts zu schaffen, und dein Leben ist vielleicht nicht das Einzige, was du aufs Spiel setzt. Bleib bei Kilthan, Brandark, das ist sicherer.«
»Hör zu, ich weiß, dass dir mein Gesang nicht gefällt, aber du musst dir trotzdem nicht so große Mühe geben, nur um ihn loszuwerden.«
»Lass die Scherze! Es gibt Zeit und Ort dafür, aber dies hier ist nicht der richtige Augenblick. Gegen Churnazh und seine Kumpane oder gegen alles, was wir mit unseren Klingen füttern können, bis es daran erstickt, wüsste ich dich liebend gern an meiner Seite. Aber Träume und Bestimmungen …« Bahzell schüttelte wieder den Kopf. »Halt dich davon fern, Brandark. Halt dich fern und lass sie vorüberziehen.«
»Tut mir Leid, aber das ist nicht möglich.« Bahzell stand auf und schlug seinem Freund auf die Schulter. »Du müsstest eigentlich wissen, dass ich schon längst bis zum Hals mit drinstecke.«
»Ach ja? Wie waren deine Träume denn so?«, erkundigte sich Bahzell mit gespieltem Entsetzen, und die Blutklinge lachte.
»Eher ereignislos, bis jetzt jedenfalls! Aber wenn du vor etwas davonläufst, von dem du gar nicht weißt, was es ist, könnte das vielleicht ja auf die Idee kommen, sich auf den Hradani zu stürzen, der nach wie vor auf dem rechten Weg trottet. Und was mache ich dann? Sollte so etwas passieren, ist der sicherste Ort, an den ich laufen kann, der an deiner Seite.«
»Das«, erklärte Bahzell nach einer längeren Pause, »ist wohl die hohlköpfigste und dämlichste Perversion von Logik, die ich jemals gehört habe.«
»Es hilft dir gar nichts, wenn du jetzt ungehobelt wirst. Ich habe es mir sehr gut überlegt, und ich bestehe darauf. Du weißt ja selbst, wie starrsinnig Hradani sein können.«
»Aye, das weiß ich.« Bahzell seufzte, packte den kleineren Mann an den Oberarmen und schüttelte ihn für einen Hradani überraschend sanft. »Du bist ein Narr, Brandark Brandarkson. Ein Narr, dass du mir von Navahk gefolgt bist, und ein dreifacher Narr, wenn du dich in diese Sache einmischst. Es wird vermutlich
deinen Tod bedeuten, und es nimmt ganz sicher kein angenehmes Ende!«
»Na ja, niemand hat je behauptet, du wärst besonders helle«, gab Brandark zurück, »und wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass dies auch noch nie jemand von mir gesagt hat.«
»Wenn doch, hätten sie gelogen.« Bahzell schüttelte ihn noch einmal und seufzte. »Gut, wenn du so dumm bist mitzukommen, darf ich wohl auch dumm genug sein, mich über deine Gesellschaft zu freuen.«
11
D IE SCHWERE HOLZLEHNE des Stuhls flog splitternd auseinander. Die Stümpfe der Stützen ragten wie abgebrochene Zähne in die Luft, dann zerbarsten auch sie,
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